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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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konnte beginnen. Und im Gilwisselwagen wohnte
jetzt ein jukanni weniger.
    Während der Nachtwache brachten Firn und Halfast James
mit einem fettigen Kartendeck Ving bei. Dabei wurden sie von Wills unterhalten,
den der Umgebungswechsel offenbar inspirierte. Sie bekamen eine Menge
Geschichten über die Untaten der Zinganoi zu hören, die der Blutrache frönten
(und das ohne Ratsbeschluss!), weder lesen noch schreiben konnten und nicht
einmal wussten, was Theaterstücke waren, sondern ihren Lebensunterhalt mit
Stehlen bestritten – die klauten sogar Frauen und Kinder. Man musste dankbar
sein, dass diese beiden Gruppen wenigstens am anderen Ende des Platzes
lagerten. Über das Hafenviertel hatte Wills auch so einiges zu sagen. In seinem
Bemühen, noch etwas mehr über die Pelektá zu erfahren, tat sich James mit den
Karten einigermaßen schwer. Die Geschichten des Alten über die Spielhöllen,
Bordelle und Gangsterclans dort wurden kurz vor Mitternacht passenderweise
durch Lärm vom Hafen unterbrochen; die Gerüchte, die dann über die Wiese liefen,
besagten, dass die Custodians eine Razzia durch die Spielhäuser machten, bei
der vor allem Treibser aus dem Süden einkassiert wurden – eine Nachricht, die
die Flüchtlinge hier auf der Wiese in Angst und Schrecken versetzte und dafür
sorgte, dass es die ganze Nacht unruhig blieb.
     
    2.
    Als James am nächsten Morgen erwachte, war es noch
dunkel. Aber er hörte Jakobe lautstark mit dem Chef palavern, demnach war die
Nacht vorbei. Beim Aufstehen verfing er sich mit dem Kopf in den Misteln, die
immer noch an der Leine über ihm hingen, schüttelte die Ranken hastig, aber
vorsichtig genug von sich, um keinen Schaden anzurichten, und dann war er
bereit für ihren ersten Tag auf dem großen Herbstmarkt von Gassapondra.
    Über dem Meer färbte sich der Horizont rosa, während
die Gebäude der Stadt noch wie blasse Gespenster in lavendeldunklem Zwielicht
schwammen. Noch war es nicht heiß, aber die Gerüche der Lagerwiese – zu viele
Menschen und Tiere, Müll, Kloake und die Abfälle des Fischerhafens nebenan – hingen
dick wie Smog in der windstillen Luft. Vom Meer kam gelegentlich, wie in
Atemzügen, ein feuchter, tangiger Hauch. Schon zu dieser frühen Stunde kreiste
ein großer Möwenschwarm kreischend über dem Platz. Der musste denen wie ein
Spezialitätenrestaurant erscheinen.
    James sah gähnend wieder zur Stadt hinüber. Gerade
erreichte das erste Licht die Fassaden der Häuser und Türme dort und verlieh
ihnen einen rosigen Schimmer. In zwei Stunden würde es glutheiß sein, die
Hauswände grellweiße Rechtecke vor hartblauem Himmel, Menschen überall. Und mittendrin
auf dem Markt er selbst – der Hakemi des Stern von Montagu .
    Betrieb herrschte hier jetzt schon. Wie überall ringsum
entfachten auch die Frauen in ihrem Lager die Kochfeuer aus der Glut, hängten
die Zemmeskessel darüber und kochten Makave. Nella pflückte Windeln von der
Leine, Juniper boxte mit Mapoosa, Carmino war beim Morgentraining, und gegenüber
hockte Jujuna im Vogelanhänger und redete ihren schwarzen Samtkalwacken gut zu,
denen die Großstadtluft offenbar nicht bekam. Und er überlegte, wo er Wasser
zum Zähneputzen hernehmen sollte. Gestern Abend hatte er schließlich einen
Becher Makave dafür verwendet, denn im Wasser des Bachs, der sich durch die
Wiese Richtung Hafen schlängelte, hätte er sich nicht einmal die Füße gewaschen.
    „Es stinkt immer noch nach verbranntem Fell“, bemerkte
Juniper vorwurfsvoll und wehrte Mapoosas Tatze ab, bevor sie seine Nase treffen
konnte.
    Gut möglich, aber James konnte diese spezielle Note
schon nicht mehr aus dem allgemeinen Gestank herausschnuppern. Gestern hatte er
dafür gesorgt, dass der Müll und die in unterschiedlichen Stadien der Verwesung
befindlichen Rattenkadaver auf ihrem Lagerplatz nicht in die Hecke entsorgt,
sondern verbrannt wurden. Als er das Zeug einsammelte und Jakobe um Brennholz
bat, hatte die ihn angesehen, als hätte sie am liebsten ihn darauf verbrannt. „Niemand
stirbt an ein bisschen Unrat“, sagte sie. „Das gehört alles zu Kumatais Welt!“ „Auf
die bin ich nicht besonders scharf“, hatte er erwidert. „Und ich esse nicht
zwischen verwesten Tieren und Abfall. Keiner sollte das.“
    Wer brauchte so exquisite Krankheiten wie die
Bendewikke, wenn er sich ganz einfach eine Lebensmittelvergiftung in diesem
Dreck holen konnte?
    „Besser es stinkt, als dass wir alle krank werden“,
sagte er jetzt zu
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