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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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Helms, brechen sich im fahlen Stein auf dem Stirnteil des starren,
beinah-gesichtslosen Visiers.
    „Hier geht es nicht weiter“, sagt die Stimme dahinter.
    Das ist mehr als er ertragen kann, denn er muss doch
da hinunter! Muss es wenigstens weiter ansehen! Er kann doch nicht weggehen,
das kann er auf keinen Fall!
    Wieder Hundegeheul, das in furchtbares Gewinsel
übergeht. Turlington! Er muss in Lebensgefahr sein, wenn er solche Laute
ausstößt! Er will sich an dem Gardisten vorbeidrängen, schubst ihn zur Seite,
als er ihm den Weg verstellen will –
    „He, was ist los mit dir?!“
    Er fuhr zurück, als er plötzlich erkannte, dass es
Halfast war, der ihn am Arm packte. Atemlos sah er sich um. Gesträuch und
kleine Bäume im Mondlicht, hinter ihm die Ruine, vor ihm der abschüssige Pfad. Was
zur Hölle –
    „Schlafwandelst du? Was ist los, Mann?“
    „Ich – ich – ich dachte, ich such auch mal nach – nach
diesem Zeug“, brachte er heraus.
    „Es ist dunkel! Und hier am Hang ist es gefährlich im
Dunkeln! Wir haben die Steine rollen hören. Wir dachten schon, hier treibt sich
irgendein Tier rum!“
    „Da ist doch auch was! Dieses Jaulen!“ Das Geheul
hörte einfach nicht auf … gut, Turlington konnte es nicht sein … Turlington war
auch nicht tot, weil es ihn nie gegeben hatte, aber – oh Mann, das klang ja
furchtbar! „Verdammt, was hat der denn bloß?“
    „Das ist einer von unsern. Bolek oder Dolf – weißt
doch, wie die sind. Die heulen den Mond an oder versuchen mit den Zikaden zu
singen. Kommst du jetzt mit zurück ins Lager?“
    „Ja – ja klar.“
    Während er hinter Halfast den Pfad hinunterstolperte,
beruhigte sich sein Herzschlag ein wenig. Es konnte doch nicht schon wieder
passiert sein! Nicht noch so ein Forlorner-Flash!
    Aber das war doch gar nicht Aubrey! Was sollte der mit
meinem Turlington? Und schon wieder dieser fehlende Finger – das hat auch
nichts mit Aubrey zu tun. Das bin ich. Ist mir letztens eingefallen. Damals, in
der Zeit nach dem Stromkabel-Unfall, da wollten sie den Finger doch zuerst
amputieren! Daher kommt das. Nur aus der schlammigen Tiefe meiner Erinnerungen.
    Er grinste unsicher.
    „Hast du wenigstens was gefunden?“, fragte Halfast.
    „Hä?“
    „Gold. Oder ein paar alte Knochen.“
    „Nee.“
    Am Feuer saß Firn und gähnte. „Also nur der Hakemi?“
    „Mhm. Auf Schatzsuche. Oder beim Schlafwandeln.“
    „Macht bestimmt der angeschlagene Kopf. Kannst den
Rest meiner Wache übernehmen, Aubessian. Wir haben hier noch erstklassigen
Makave, der weckt dich wieder auf. Wenn auch nur, damit du ihn wieder auskotzen
kannst.“
    Er hätte ohnehin nicht schlafen können. Von seiner
Verwirrung war jetzt nur noch eine wilde Aufregung übrig. Er musste unbedingt
etwas von dieser – was auch immer es gewesen war, eine Vision? Erinnerung? – etwas
davon musste er festhalten, sofort, es war wichtig, dass er es nicht vergaß! Er
stürzte in den Gilwissler und holte sein Skizzenheft und einen Stift. Dieses
funkelnde Licht – würde schwer sein, das auch nur annähernd mit einem
Kohlestift wiederzugeben, aber als Erinnerungsstütze würde es reichen.
    Als er zum Feuer zurückkehrte, saß nur noch Halfast
da; Firn war schon verschwunden – vermutlich in Jujunas Wagen.
    Er kritzelte los, versuchte sich so genau wie möglich
an alle Einzelheiten dessen zu erinnern, was da eben abgelaufen war. Er war den
Hügel hinaufgestiegen mit dem wunden, kränklichen Gefühl im Bauch, das ihn
schon den ganzen Tag genervt hatte – Sehnsucht ohne rosa Herzchen, Verlangen
nach einer anderen Welt. Soweit alles James Barrett. Aber dann – dann war da
dieses blaugrüne Funkeln gewesen, dasselbe, von dem er in der letzten Nacht in
Orolo geträumt hatte. Etwas, das fremd gewesen war, in seinen Träumen ebenso wie
in seinen Erinnerungen. Und wieder war er in demselben seltsamen, atemlosen
Gefühl davor erstarrt, einem Gefühl, das Ehrfurcht und Angst zugleich war,
Glück und Grauen in einem –
    Es ist ein Wendokarn! Er hat ihn gesehen! Er hat vor
so einem Übergang gestanden! Und konnte nicht mehr hinüber … weil er vorher
ermordet wurde! Ich weiß es einfach! Ich weiß jetzt, wie der Rückweg aussieht!
    Er zwang seine zeichnende Hand zur Ruhe, die ohnehin
nur Gekritzel produzierte, sah sich um, suchte die Wirklichkeit. Feuer, dunkle
Wagenumrisse, schnaubende Gilwissel, lärmende Zikaden. Halfast rauchend auf der
Treppe des Gilwisslers. Alles wie immer.
    Blödsinn war das, was er sich
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