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Tybee Island

Tybee Island

Titel: Tybee Island
Autoren: Susan Clarks
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ebenfalls dieser Ansicht.«
    Craig betrachtete sie mit einem mitleidvollen Blick, der ihr zutiefst zuwider war.
    »Jen, ich …« Er trat einen Schritt auf sie zu.
    »Nein«, rief sie und wich zurück. »Ich will es nicht hören. Ich will nicht hören, dass alle es nur gut meinen. Dass alles wieder in Ordnung kommen wird. Denn für mich ist es nicht in Ordnung! Niemals. Und nur, weil ich jung bin, tut es nicht weniger weh. Und nur, weil ich jung bin, werde ich nicht gleich an den Nächstbesten mein Herz verlieren.« Sie wischte sich eine Träne von der Wange und rannte durch die Terrassentür ins Freie.
     

     
    Craig stand da und starrte ihr hinterher. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt. Noch nicht einmal nach seiner Verwundung im Krankenhaus. Denn damals hatte er ein Ziel, bei dem er wusste, wie er es erreichen wollte, aber er hatte keine Ahnung, wie er Jen aus ihrer Verzweiflung befreien sollte. Er steckte seine Hände in die Hosentaschen und schlenderte zur Terrasse. Von dort sah er Jen, die am Strand stand und mit aller Wucht Steine ins Wasser warf. Trotzdem wirkte sie so zart und zerbrechlich. Und ihr Schmerz machte ihm Angst. Langsam schritt er den Steg hinab, hob an dessen Ende einen faustgroßen Stein auf und gesellte sich zu ihr. Wortlos reichte er ihr den Stein.
    Sie blickte kurz auf seine Hand, ehe sie in sein Gesicht sah. Sie griff nach dem Stein und warf ihn mit voller Kraft in den Ozean. Schweigend betrachteten sie die Stelle, an der er im Wasser verschwand. »Weißt du, was das Schlimmste war?«, fragte sie, den Blick noch immer auf das Wasser geheftet.
    Von der Seite musterte er ihr Profil. »Was?«
    »Dass keiner überrascht war.«
    Er runzelte die Stirn.
    Sie schlang die Arme um sich und atmete tief ein. Nur langsam drehte sie den Kopf und sah ihn an. »Es war, als hätten es alle kommen sehen, nur ich nicht.«
    Mit einem traurigen Lächeln strich er ihr eine Strähne hinter das Ohr, unfähig, ein Wort zu sagen.
    »Und es gab mir den Rest, dass für alle meine Beziehung zu Daniel schon lange vorher beendet war. Und dass deshalb keiner verstehen konnte, wie sehr mich die ganze Sache fertigmachte.«
    Der Drang, sie zu berühren, überwältigte ihn. Craig wollte sie in den Arm nehmen, sie trösten, sie festhalten und nie wieder gehen lassen. Sie davor schützen, dass ihr wieder jemand derart wehtun konnte. Er trat auf sie zu, legte seinen Arm um sie, zog sie an seine Schulter und drückte ihr einen sanften Kuss auf das Haar. »Der einzige leichte Tag war gestern«, murmelte er und zog sie noch näher an sich.
    Jen lachte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ihr SEALs solltet euch echt einen motivierenderen Leitspruch einfallen lassen.«
    Froh, dass er wieder ihr Lachen hörte, ergriff er ihre Schultern und drehte sie zu sich. »Jen, du bist einer der bemerkenswertesten Menschen, die ich kenne.« Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie. Ganz vorsichtig, als hätte er Angst, sie könnte unter ihm zerbrechen.
    Er ergriff ihre Hand und zog sie mit sich in den Sand. Gemeinsam legten sie sich auf den Rücken und richteten ihren Blick in den wolkenlosen Himmel, während er ihre Finger umschlungen hielt. »Du brauchst weder Daniel noch sonst irgendeinen Mann, um jemanden darzustellen. Glaub mir, du bist stärker und besser als die meisten, denen ich bisher begegnet bin.«
    Jen schmunzelte. »Solche Sachen musst du jetzt ja sagen.«
    Er drehte sich zur Seite und stützte sich auf den Unterarm. Von oben betrachtete er sie, während er mit einem Finger über ihr Schlüsselbein hinunter zu ihrem Bauchnabel strich. »Als zu deiner Highschool Zeit alle Mädchen plötzlich mit diesen merkwürdigen, bunten Kniestrümpfen herumgelaufen sind, warst du die Einzige, die sich hingestellt hat und meinte, so einen Blödsinn würde sie nicht mitmachen.«
    »Und was schließt du daraus? Dass ich einen besseren Modegeschmack habe als der Rest der weiblichen Bevölkerung?«
    »Und als alle Mädchen in deiner Klasse hinter mir her waren, warst du die Einzige, die klargestellt hat, dass sie null Interesse an mir hat.«
    Jen lachte auf. »Du willst mir also sagen, dass sich mein Männergeschmack inzwischen erheblich verschlechtert hat?«
    »Ich will sagen, dass du eine eigene Meinung hast und den Mut und die Stärke besitzt, dafür einzutreten. Das macht dich zu etwas Besonderem.«
    Lange erwiderte sie den Augenkontakt, dann stützte sie sich ebenfalls auf einen Unterarm, beugte sich nach
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