Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tybee Island

Tybee Island

Titel: Tybee Island
Autoren: Susan Clarks
Vom Netzwerk:
den Mund mit Wasser aus. »Alles okay?«
    »Hm.«
    Er schätzte sie von der Statur her auf dasselbe Alter wie den Typen. Vermutlich auch so eine kleine Studentin, die die Sommerferien genoss. Warum konnten die sich für diese Zeit nicht einfach einen Job suchen, anstatt sich volllaufen zu lassen?
    »Dann ist ja gut«, sagte er und konnte sich ein Augenrollen nicht verkneifen. Er wollte endlich raus aus diesem Bad, raus aus diesem Zimmer und weg von dieser Party. Er war zu alt für diesen Scheiß, auch wenn erst vor drei Monaten die einunddreißig seinen Geburtstagskuchen geziert hatte. Er atmete tief durch, ehe er sich ohne ein weiteres Wort abwandte.
    »Danke.«
    Überrascht drehte er sich wieder um. Und zum ersten Mal sah er in das Gesicht der Frau. Schei…
     

     
    Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Craig O’Neill. Als ob der Abend nicht so schon die reinste Katastrophe war. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, erhob sie sich zu ihrer vollen Größe.
    »Na so was«, sagte sie, als er sie nur weiter sprachlos anstarrte. Wenigstens lallte sie nicht mehr so. »Mr. Perfect ist nach Hause zurückgekehrt.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Er war noch immer eine Augenweide, keine Frage. Wie es sich fürs Militär gehörte, trug er die Haare kurz geschoren, nirgendwo ein Gramm Fett zu viel, stattdessen Muskeln über Muskeln. Sie hob den Blick, um seinen zu erwidern. Einen Moment drehte sich alles, aber sie hatte sich schnell wieder im Griff.
    »Was ist los?«, fragte sie und grinste ihn an. »Wollen sie dich bei den Navy SEALs nicht mehr haben?« Sie glaubte fast, er wäre für einen Moment zusammengezuckt, aber das musste sie sich in ihrem von Alkohol durchtränkten Gehirn nur eingebildet haben. Craig O’Neill würde sich nie so leicht in die Enge treiben lassen.
    »Ich habe Urlaub«, antwortete er knapp.
    »Und den verbringst du ausgerechnet in Savannah? Bezahlt dich die Regierung so schlecht?«
    Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. »Amüsierst du dich auf der Party?«
    »Bestens.«
    Er nickte. »Hast du wenigstens jemanden, der dich nach Hause bringen kann?«
    Sie winkte ab und drängte sich an ihm vorbei. »Ich will noch nicht nach Hause. Und wenn, dann fahre ich selbst.«
    »Na klar«, erwiderte er und lachte.
    Wütend drehte sie sich um. Das war ein Fehler. Denn der Raum wollte nicht aufhören, sich weiter zu drehen. Sie versuchte, Craig anzuvisieren, ihn im Blick zu behalten, hatte aber Mühe, weiter aufrecht auf den Beinen zu stehen. Sie hob den Zeigefinger, deutete aber vermutlich überall hin, nur nicht auf ihn. Sein Lachen drang an ihr Ohr. Scheiße. »Du kannst mich mal.« Mit diesen Worten wandte sie sich wieder ab, verlor nun aber endgültig das Gleichgewicht und fiel der Länge nach hin. Wenigstens verstummte sein Lachen. Stattdessen hörte sie ihn seufzen. Warum konnte der Kerl nicht einfach verschwinden? Seit über zehn Jahren tingelte er quer durch die Weltgeschichte. Warum also musste er ausgerechnet heute Abend in diesem Zimmer auftauchen?
    Er packte sie am Arm und zog sie hoch. »Mit wem bist du hier?«
    Sie strich völlig undamenhaft ihre Haare aus dem Gesicht und hob trotzig das Kinn. »Mit niemandem. Ich bin allein gekommen.« Und das stimmte sogar. Ihre Freundin Mel hatte im letzten Moment abgesagt, weil sie sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen hatte. Aber sie selbst hatte nicht auf die Gelegenheit verzichten wollen, sich mal wieder zu amüsieren. Obwohl sie das in letzter Zeit recht häufig tat.
    »Es muss auf dieser Party doch irgendjemanden geben, der dich nach Hause bringen kann.«
    »Nope.« Sie grinste ihn an. Sollte Mr. Perfect ruhig ein wenig unter seinem Pflichtgefühl leiden. Was musste er sich auch in ihre Angelegenheiten mischen.
    Er verzog sein Gesicht und wich zurück. »Wie viel hast du heute Abend überhaupt getrunken?«
    »Äh«, überlegte sie laut, während sie mit dem Finger gegen die Lippen tippte. »Nur das eine oder andere Bier.«
    »Wohl eher den einen oder anderen Tequila.« Er griff nach ihrem Arm und zog sie hinter sich aus dem Zimmer.
    »Hey! Was soll das?«
    »Ich bring dich nach Hause.«
    Im Gang richteten sich alle Augenpaare auf sie und mehr als einer schmunzelte in sich hinein. Das brauchte sie noch. Das Gespött der Partygäste zu werden. »Ich will aber noch nicht gehen.« Immer wieder versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien. Vergebens.
    Ohne auf ihren Einwand einzugehen, zerrte er sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher