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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
Autoren: Nick Bilton
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kamen die Stones nach Hause und ließen 10-, 5- und 1-Cent-Stücke in die Dose plumpsen, manchmal sogar ein paar 25-Cent-Stücke. Klack, klack, klack . Nach und nach, als sich die Dose zu füllen begann, wurde das Echo leiser. Pleite und hungrig, wie sie waren, beschlossen sie, dass es an der Zeit war, ihr Sparschwein zu plündern. Sie liefen die Cedar Street hinunter, die Kaffeedose wie ein rohes Ei in der Hand, und kamen zur Elephant Pharmacy im »Gourmet Ghetto«, dem Geschäftsviertel von Nordberkeley. Sie betraten den Laden durch die Glastür und gingen zum Geldwechsler.
    Seine Gelddose fest im Griff, begann Biz unter Livys wachsamen Blick die Münzen einzuwerfen. Sie hatten geschätzt, aus ihrer Spardose 30 Dollar schlagen zu können – womöglich sogar 50! –, doch schon waren sie darüber hinaus. Bald waren sie bei 60 Dollar angelangt, dann bei über 70, schließlich bei 80. Und es war noch mehr Kleingeld übrig.
    »Mein Gott! Mein Gott!«, rief Livy, klatschte vor Freude in die Hände und sprang umher.
    »Sind wir etwa in Las Vegas?!«, scherzte Biz, während sein Blick zwischen der Anzeige und Livy hin und her sprang.
    »Meine Güte, schaffen wir es vielleicht über 100 Dollar?«, fieberte sie mit, während der Betrag weiter in die Höhe stieg. Schweigend sahen sie nun zu, wie die Maschine weiterzählte: 90 Dollar, 91, 92. Als sie über 100 Dollar kamen und schließlich den Endbetrag von 103 Dollar erreicht hatten, brach Livy in Jubel aus und hüpfte mit rudernden Armen auf und ab. Ihre Gesichter verklärten sich zu einem außerirdischen Grinsen: Das Glück steckte in einer gefüllten Kaffeedose.
    Nachdem sie ihren Gewinn eingestrichen hatten, liefen sie zu einem Supermarkt, luden den Wagen voll, kauften Chips und Dips, Brot und ein Sixpack billiges Bier und was nicht noch alles und liefen glücklich nach Hause. Beruhigend raschelten die vollgepackten Lebensmitteltüten, als sie die Cedar Street hinunterliefen.
    Jahre später hatte sich ihr Leben radikal verändert. Biz bekommt manchmal für eine 15-minütige Rede über eine halbe Million Dollar. Ihr Bankkonto, auf dem einst ein Minus prangte, endet nun auf sieben Nullen.
    »Geld verändert die Leute selten, es verstärkt nur ihr eigentliches Wesen«, sagt Biz gerne, wenn ihn Leute nach seinem Reichtum fragen. Biz und Livy fahren noch immer in ihrem alten Volkswagen und Subaru zur Arbeit. Biz sieht immer noch so aus, als kleide er sich in Secondhandläden ein. Und das Gros ihrer Einkünfte geht an die Biz and Livia Stone Foundation (zur Unterstützung von Organisationen, die sich um bedürftige Studenten kümmern) sowie an eine Reihe von Tierschutzgebieten. Als Folge können sich nun ein paar Mäuse mehr über ein behütetes Habitat freuen.
    *
    Anfang 2012 verkaufte Jack sein Loft an der Mint Plaza, kehrte den Obdachlosen im nahegelegenen Tenderloin-Viertel den Rücken und zog in den schicksten Teil der Stadt. Sein neues Heim, für das er beinahe 12 Millionen Dollar zahlte, ist von der Straße aus nicht einsehbar. Es liegt hinter einem großen Holztor jenseits einer steilen Zufahrt, vor den Blicken Neugieriger durch alte, im Wind wogende Bäume verdeckt. Die Rückseite des Hauses bildet eine lange Glasfassade vor einer steil abfallenden Klippe, der Rand des Kontinents.
    Jeden Abend, wenn Jack von der Arbeit nach Hause kommt, tippt er das Passwort in die Tastatur der Eingangstür und verschwindet in seinem leeren Himmelsschloss aus Glas. Die Zimmer des Hauses sind spärlich möbliert. Im Wohnzimmer stehen nur ein paarMöbelstücke, darunter die gleiche Couch mit Stuhl von Le Corbusier, die Steve Jobs einst in seinem Haus hatte.
    Vom Wohnzimmer öffnet sich eine Reihe von Glastüren auf den Balkon, der wie ein Zauberteppich in der feuchten Luft über den Felsen zu schweben scheint. An manchen Abenden geht Jack allein hinaus und blickt über die Bucht. Wie das Brüllen eines Löwen in einem tiefen Verließ branden unten die Wellen mit dumpfem Donnern gegen die Felsen.
    2013 hat Jack ein Nettovermögen von 1 Milliarde Dollar. Es sah ganz danach aus, dass er auf der Gewinnerseite stand. Doch manche Leute, die ihn kannten, als er acht Jahre zuvor zu Odeo gekommen war, hatten den genau gegenteiligen Eindruck. Damals war er als stiller, junger Programmierer zu dem Unternehmen gekommen, auf der Suche nach Freunden und einem Mentor. Den Mentor fand er gewissermaßen in Steve Jobs, den er nachahmte. Aber er verlor seine Freunde, als er sie als Trittleiter benutzte,
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