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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
Autoren: Nick Bilton
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Hand schritt Dick vor den lauschenden Angestellten auf und ab und rekapitulierte den Umzug. Er habe, sagte er, die Umzugsfirma angewiesen, von den Kunstwerken eines zurückzulassen. Es hatte seit Ende Dezember 2009 in der Folsom Street gehangen. Das Kunstwerk mit schwarzem Rahmen und weißem Rand war in einem Anflug von Ironie falsch herum aufgehängt worden. In großen weißen Lettern auf schwarzem Grund hatte es die Betrachter aufgefordert, morgen bessere Fehler zu machen als heute: »Let’s make better mistakes tomorrow.«
    Die neuen Büros, erklärte Dick, bedeuteten, dass es für Twitter an der Zeit war, als Unternehmen erwachsen zu werden, die langen Ausfallzeiten zu beenden und die lange Liste anderer Probleme zu bereinigen, die Twitters Kindheit geplagt hatten.
    »Wir lassen das Motto, morgen bessere Fehler zu machen, im alten Gebäude zurück«, sagte Dick. »Das ist nicht mehr die Art von Firma, die wir sind.«

Was passiert gerade?
    Jeden Tag lugt Chris Hadfield, Kommandant der internationalen Raumstation ISS auf ihrer 35. Mission, aus dem Kuppelfenster seines Raumschiffes, hält seine Digitalkamera hoch und nimmt einen kleinen, rechteckigen Ausschnitt des Planeten Erde auf. Er schwimmt dann durch die Schwerelosigkeit zurück zu seiner Schlafkoje, lädt die Bilder auf seinen Computer und twittert sie. Es sind digital verewigte Ansichten, wie sie die meisten der sieben Milliarden Menschen, die sich unter ihm drehen, im wirklichen Leben niemals selbst zu Gesicht bekommen werden.
    Er fängt in seinen Aufnahmen den Nahen Osten ein, wo Proteste gegen diktatorische Regime immer noch mithilfe von Twitter organisiert werden. Er fotografiert Rom, wo der Papst nun Abermillionen Katholiken kurze Glaubensbotschaften in 140 Zeichen zukommen lässt. Er fängt Washington D.C. ein, wo der Präsident der Vereinigten Staaten die Amerikaner regelmäßig in Tweets anspricht. Er lichtet Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete ab, wo immer wieder Konflikte um Land aufleben, die die Parteien auch online auf Twitter austragen. Er fängt Bilder für Hunderte Millionen Menschen ein, die einander jede Woche Milliarden von Tweets schicken, in jeder Sprache und jedem Winkel des Globus.
    Am 24. Januar 2013 flog Hadfield zufällig über San Francisco, machte einen Schnappschuss von der Stadt, in der Twitter aus der Taufe gehoben worden war, und twitterte das Bild. Betrachtet man das Foto genauer, sieht man die Golden Gate Bridge, ihre riesigen, in den Himmel ragenden Pylone, umgeben von der Bucht von SanFrancisco – eben jene Bucht, durch die ein paar Jahre zuvor eine Gruppe von Freunden, die in einer kleinen, untergehenden Podcasting-Firma namens Odeo arbeiteten, zu einem Umtrunk in Sam’s Anchor Café segelten, knapp ein Dutzend Leute, die alle auf ihre je eigene Weise zur Schaffung von Twitter beitrugen.
    Könnte man in Kommandant Hadfields Foto hineinzoomen und es lebendig werden lassen, könnte man zu den Wolkenkratzern, Wohn- und Bürohäusern der Stadt hinabtauchen und sich durch das dichte Gewirr der Straßen bewegen, so könnten einem unterwegs Jack, Ev, Biz und Noah begegnen, die durch die Stadt wandeln – getrennt, zusammen.
    *
    In banger Erwartung betrat Noah mit seiner Freundin Delphine im Sommer 2012 eine Arztpraxis. Sie nannten der Sprechstundenhilfe am Empfang ihre Namen und füllten ein Formular aus, setzten sich ins Wartezimmer und hielten einander an der Hand.
    Noah war Mitte 2011 zurück nach San Francisco gezogen, nachdem ihm klar geworden war, dass es an der Zeit war, mit dem Leben weiterzumachen. Er kehrte in ein anderes Leben zurück als jenes, das er zwei Jahre zuvor verlassen hatte. Er hatte in Los Angeles seine Habseligkeiten in Pappkartons verstaut und war wieder nach Norden aufgebrochen, von wo aus er damals die umgekehrte Richtung eingeschlagen hatte. Ohne Noah hätte Twitter niemals das Licht der Welt erblickt, doch sein eigenes Dasein hing beileibe nicht an Twitter.
    Die Zeit heilt alle Wunden, auch wenn manche sehr deutliche Narben hinterlassen. Er zog wieder in dieselbe Stadt und mietete sich mit Delphine in einem anderen Viertel eine Dachgeschosswohnung. Er fand neue Freunde, Leute, die nichts mit IT zu tun hatten und nicht seine Geschäftspartner werden würden.
    Dann, im Juli 2012, erfuhr er die Neuigkeit und vereinbarte einen Termin beim Arzt.
    Ihr Name wurde aufgerufen, sie gingen durch den Korridor, öffneten eine Tür und betraten einen abgedunkelten Raum mit piependen Apparaten,
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