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Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Autoren: Kat Zhang
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keinen Schrei, sondern ein Wimmern, als wüsste sie selbst im Schlaf, dass sie sich verstecken musste.
    Ich sprang aus dem Bett. Es war zu dunkel, um viel zu erkennen, aber Kitty hatte sich unter ihrer Decke zu einem Ball zusammengerollt und atmete schwer und unregelmäßig.
    » Kitty? « , flüsterte ich. » Kitty, wach auf! « Ich packte ihre Schultern und sie fuhr hoch. Ihre Augen sprangen auf. » Sch ... sch … Alles ist gut. «
    Es gab keine Tränen. Kein Geschrei. Nur zwei große braune Augen und fünf stumpfe Fingernägel, die sich in unsere Hand gruben.
    » Alles ist gut « , sagte ich. » Du bist in Sicherheit. «
    Sie presste das Gesicht an unsere Schulter, ein unverhohlenes, animalisches Bedürfnis nach Wärme und Sicherheit. Ich schlang unsere Arme um sie. Lange Zeit sagte keine von uns etwas. Manchmal versetzte mich der Anblick von Kitty im Bett neben unserem oder das Gefühl, sie im Arm zu halten, schlagartig in eine andere Zeit, ein anderes gemeinsames Zimmer zurück. Eines, in dem die Betten aus Metall waren, nicht aus Holz. Wo der Boden kalt war und die Schwestern nachts ihre Runden drehten, um nach uns zu sehen.
    Als Kitty sprach, war ihre Stimme belegt. » Eva, sind Sallie und Val tot? «
    » Was? « Das Wort fiel uns wie ein perplexer schwarzer Stein aus dem Mund.
    Kittys Finger, die um unser Handgelenk lagen, drückten so fest zu, dass es schmerzte. » Unsere alte Mitbewohnerin in Nornand. Sallie und Val. Die, die wir vor dir und Addie hatten. Die … die, die angeblich nach Hause zurückgekehrt ist. So wie Jaime. «
    Ich verlagerte mein Gewicht, versuchte, ihr ins Gesicht zu blicken, aber Kitty gestattete es mir nicht. Unser Nachthemd dämpfte ihre Worte. » Du hast Jaime gerettet. Und Hally. Du hättest auch Sallie und Val gerettet, wenn sie da unten gewesen wären, hab ich recht? «
    Ich brachte kein Wort heraus. Mein einziger Gedanke war: O Gott. O Gott.
    Dass Kitty und Nina Albträume hatten, war nichts Neues. Aber keine von ihnen hatte ihre alte Zimmergenossin erwähnt, seit wir Nornand verlassen hatten. Hatte das Treffen bei Peter alte Erinnerungen in neuem Licht erscheinen lassen? Oder hatten sie insgeheim schon die ganze Zeit darüber nachgegrübelt und sich nicht getraut, uns zu fragen?
    Ich hatte ganz vergessen, dass sie Sallies und Vals Schicksal nicht kannten. Ich hatte mir nicht klargemacht, wie es für sie sein mochte, nicht Bescheid zu wissen.
    Dennoch wollte ich die Frage nicht beantworten.
    Geh wieder schlafen, wollte ich sagen.
    Es war nur ein Traum, wollte ich sagen.
    Aber Schlaf bot keine Lösung, und dies – der Horror, der sich in Nornand abgespielt hatte – war kein Traum.
    Wie sollten wir einem elfjährigen Mädchen sagen, dass seine Freundin tot war?
    Dass sie im Grunde genommen ermordet worden war?
    Dass keine Gerechtigkeit gefordert worden war?
    Doch Kitty und Nina warteten immer noch.
    , wisperte Addie.
    Ich drückte Kitty so fest an uns, dass ich sie beinah zerquetschte, ohne zu wissen, ob wir das Richtige taten, ob wir es auf die richtige Weise taten. » Ja, sie sind tot. «
    Sie erwiderte nichts. Ihre Hände krallten sich in unser Nachthemd.
    , sagte ich hilflos.
    Aber ihr war es auch nicht besser gegangen als uns oder Ryan oder Hally oder Jaime. Wir waren seit sechs Wochen raus aus Nornand, und manchmal war ich mir nicht mal mehr darüber im Klaren, was gut gehen überhaupt bedeutete.
    Kitty und Nina waren nicht die Einzigen, die von Albträumen geplagt wurden.
    » Du bist in Sicherheit « , flüsterte ich eindringlich in Kittys Ohr. » Dir wird nichts geschehen. Das verspreche ich. «
    Ich harrte fast eine Stunde bei ihr in der Dunkelheit aus, bis sie wieder einschlief.
    Henri hatte uns drei Wochen zuvor eine Weltkarte mitgegeben, als Addie und ich in Emalias Wohnung umzogen. » Da sie euch so gut gefällt « , hatte er mit seinem melodischen Akzent gesagt und gelacht, als Addie sie mit Tesafilm über unserem Bett anbrachte. Er hatte die Karte aus Übersee mitgebracht, daher glich sie keiner Karte, die Addie und ich bis dahin gesehen hatten. Wir waren davon fasziniert gewesen, seit wir sie zusammengerollt in einer Ecke seiner Wohnung entdeckt hatten.
    Jetzt, da die Morgendämmerung hereinbrach, sickerte Sonnenlicht durch die gelben Vorhänge und wanderte über die Zimmerdecke. Nach und nach wurden Teile der Karte sichtbar. Unsere Augen sogen die sorgfältig beschrifteten Länder auf, von
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