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Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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die Gucki nicht lang herum und schnappt sich ihr Handy. Und eine Viertelstunde später sitzt sie auch schon im Taxi nach St. Anton.

XXI
    Eiwendti ist ausnahmsweise einmal ein Wort, das man leicht übersetzen kann: nach innen gewandt . Was es aber heißt, ist schon nicht mehr so leicht zu erklären. Am ehesten könnte man sagen: Du gibst dich deinen Gefühlen hin. Schaust nach innen – und nicht nach außen.
    Wird aber bei uns im Mühlviertel nicht so gern gesehen. Das Nach-innen-Schauen. Weil die Leut halt einmal lieber tüchtig und fleißig sind als gefühlsbetont oder gar nachdenklich. Drum hat eiwendti bei uns eindeutig eine negative Bedeutung. Im Sinn von zu viel Gefühl .
    „Wie kommt der jetzt darauf, dass es zu viel Gefühl geben kann?“, wird man jetzt fragen. Zumindest die Frauen werden das fragen. Weil die mit Gefühlen mehr anfangen können. „Bei einem jungen Liebespaar wie bei der Gucki und bei ihrem Franz kann es doch gar nicht genug Gefühl geben!“
    Da muss ich die Frauen jetzt aber enttäuschen. Ich bin gar nicht wegen der Liebe auf eiwendti gekommen. Ich bin nur deswegen draufgekommen, weil der Mandi grad zur Gucki sagt: „Du wirst doch nicht immer noch wegen die Brasilianer eiwendti sein?“
    Ja, liebe Leut, so und nicht anders schaut es aus! Ich hätt mich ja schon auf eine Liebesnacht mit der Gucki gefreut. Aber das spielt es halt einmal nicht! Weil die Gucki nicht in einem Hotelbett in Bad Gstetten liegt, sondern in St. Anton vor dem Fernseher knozt. In Mandi’s Saustall . Das WM -Endspiel: Holland–Spanien .
    Eigentlich hat sich die Gucki ja wirklich nur von daheim ein schönes Gewand holen wollen. Damit sich der Herr Notar beim Abendessen mit ihr nicht blamiert. Wie sie dann aber im Taxi gesessen ist und die Hügellandschaft in der milden Abendsonne vorbeigehuscht ist, hat sie dann schon nicht mehr daran gedacht, was sie heute anziehen soll, sondern nur mehr einen einzigen Satz: „Der Franz und ich – ich und der Franz?“ Aber mit einem ziemlich einem großen Fragezeichen!
    Hat sich dann daheim umgezogen. Ist aber nicht das tief ausgeschnittene Abendkleid in Schwarz geworden, sondern die brasilianische Fußballdress. Und hat den Taxifahrer, der auf sie gewartet hat, allein weggeschickt.
    Drum ist die Gucki ja auch so eiwendti . Wegen dem Franz. Weil sie so gern mit ihm – wenigstens ein einziges Mal! – weil sie halt so gern mit ihm einmal tarockiert hätte.
    Wird ein jeder einsehen, dass sie da eiwendti ist. Obwohl sie mitten unter ihren Nachbarbuben hockt und schon das achte Bier in der Reißen hat. Obwohl es wirklich ein spannendes Spiel ist. Jetzt sind wir schon längst in der Nachspielzeit. 115. Minute. Wird es leicht gar ein Elferschießen?
    Aber kaum hat der Iniesta in der 116. Minute ins linke untere Eck geköpfelt und Spanien zum Fußball-Weltmeister 2010 gemacht, springt die Gucki auf, steigt auf ihren Sessel und blickt hoheitsvoll auf ihre Nachbarbuben hinunter.
    „Der Weltmeister 2014 heißt logischerweise Brasilien! Na, wer traut sich? Wetten werden angenommen!“, schreit die Gucki.
    Plärrt der Fuzzi natürlich: „Ich!“ Steigt aber nicht auf einen Sessel, sondern gleich auf den Tisch. „Ich wett auf Nordkorea!“
    Ist es bei der Gucki schlagartig vorbei mit dem Ei­wendti -Sein. Weil sie vor lauter Lachen nimmer dazu kommt.

Franz Friedrich Altmann
    © Foto: Rainer Kocher

Zum Autor
    Franz Friedrich Altmann, geboren 1958 in Hagenberg im Mühlkreis, lebt als freier Autor in St. Leonhard bei Freistadt. Romane, Theaterstücke, Kabarett-Texte, Drehbücher. Seine Kriminalromane Turrinis Nase und Turrinis Herz haben ihn einem breiten Publikum bekannt gemacht. Bei Haymon: Turrinis Bauch. Kriminalroman (2012).

Impressum
    © 2012
    HAYMO N verlag
    Innsbruck-Wien
    www.haymonverlag.at
    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
    Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
    ISBN 978-3-85218-744-0
    Umschlag- und Buchgestaltung, Satz: hœretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol
    Coverfoto: SAGEN.at/Harald Hartmann
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