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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer
Autoren: David Eddings
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in erster Linie eine zeremonielle Einheit, und traditionsgemäß waren ihre Quartiere innerhalb des kaiserlichen Palastgeländes in Tol Honeth untergebracht. Es war eine Auslesetruppe, noch immer begrenzt auf die traditionellen tausend Mann, und diente vorwiegend als Palastwache. Ce’Nedra kannte jeden Mann der Dreiundachtzigsten vom Sehen und die meisten mit Namen. Selbstsicher ritt sie auf sie zu.
    »Hauptmann Albor«, begrüßte sie den Kommandanten der Dreiundachtzigsten höflich, einen untersetzten Mann mit rotem Gesicht und grauen Schläfen.
    »Eure Hoheit«, erwiderte der Hauptmann mit einer respektvollen Neigung des Kopfes. »Wir haben Euch vermißt.«
    Ce’Nedra wußte, daß dies gelogen war. Bei den Würfelspielen der Soldaten war die Pflicht, sie zu bewachen, ein beliebter Einsatz gewesen, und die Ehre gebührte immer dem Verlierer. »Ich möchte dich um einen kleinen Gefallen bitte, Hauptmann«, sagte sie so gewinnend, wie sie konnte.
    »Wenn er in meiner Macht liegt, Hoheit«, antwortete er ausweichend.
    »Ich möchte zu den Legionen meines Vater sprechen«, erklärte sie, »und ich möchte, daß sie wissen, wer ich bin.« Sie lächelte ihn an warm, unaufrichtig. Albor war Horbiter, und insgeheim verabscheute Ce’Nedra ihn. »Da die Dreiundachtzigste mich praktisch großgezogen hat«, fuhr sie fort, »solltest du mich besser als jeder andere kennen und mich identifizieren können.«
    »Das ist wahr, Eure Hoheit«, gab Albor zu.
    »Könntest du bitte Läufer zu den anderen Legionen schicken, die ihnen sagen, wer ich bin?«
    »Sofort, Hoheit«, stimmte Albor zu. Er sah offensichtlich keine Gefahr in ihrer Bitte. Einen Augenblick lang tat er Ce’Nedra beinahe leid.
    Die Läufer eigentlich mehr Traber, denn die Dreiundachtziger waren nicht sehr athletisch begannen ihren Lauf durch die Legionen. Ce’Nedra plauderte derweil mit Hauptmann Albor und seinen Offizieren, behielt dabei aber wachsam das Zelt im Auge, in dem ihr Vater sich von seinem Anfall erholte, ebenso wie den goldenen Baldachin, unter dem sich der tolnedranische Generalstab versammelt hatte. Sie wollte auf keinen Fall, daß ein neugieriger Offizier herüberkam und fragte, was sie denn dort tat.
    Schließlich, als ihrer Meinung nach jede weitere Verzögerung gefährlich werden konnte, entschuldigte sie sich. Sie lenkte ihr Pferd zu einer Stelle, wo man sie gut sehen konnte. Mandorallen hielt sich dicht hinter ihr.
    »Blase dein Horn, Mandorallen«, befahl sie dem Ritter.
    »Wir sind einiges von unseren eigenen Streitkräften entfernt, Eure Majestät«, erinnerte er sie. »Ich bitte Euch, seid zurückhaltend in Euren Worten. Selbst mir könnte es gewisse Schwierigkeiten bereiten, es mit den geballten Legionen Tolnedras aufzunehmen.«
    Sie lächelte ihn an. »Du weißt, daß du mir vertrauen kannst, Mandorallen.«
    »Mit meinem Leben, Eure Majestät«, erwiderte er und setzte das Horn an die Lippen.
    Als die letzten Töne verklangen, stellte sich Ce’Nedra in ihren Steigbügeln auf, um zu sprechen. Ihr Magen verkrampfte sich in der ihr nun schon so vertrauten Übelkeit. »Legionäre«, rief sie. »Ich bin Prinzessin Ce’Nedra, die Tochter eures Kaisers.« Das war vielleicht nicht der denkbar beste Anfang, aber irgendwie mußte sie beginnen, und dies würde ohnehin eher ein Schauspiel als eine Rede werden, so daß kleine Unebenheiten keinen größeren Schaden anrichten konnten.
    »Ich bin gekommen, um euch zu beruhigen«, fuhr sie fort. »Die Armee, die ihr vor euch seht, kommt in Frieden. Dieses strahlende, grüne Feld, diese heilige tolnedrische Erde, soll am heutigen Tag kein Schlachtfeld sein. Wenigstens heute soll kein Legionär sein Blut für die Verteidigung des Reiches vergießen müssen.«
    Ein erleichtertes Murmeln lief durch die Reihen. Wie professionell Soldaten auch sein mögen, eine verhinderte Schlacht ist immer eine gute Nachricht. Ce’Nedra holte tief und bebend Luft. Jetzt mußte eine kleine Wendung kommen, die logisch zu dem führte, was sie eigentlich sagen wollte. »Heute sollt ihr nicht für eine halbe Kupferkrone sterben.« Die halbe Kupferkrone war der übliche Tagessold der Soldaten. »Ich kann jedoch nicht für morgen sprechen«, sprach sie weiter.
    »Niemand kann sagen, wann die Staatsangelegenheiten von euch fordern, euer Leben zu geben. Vielleicht verlangen schon morgen die Interessen eines mächtigen Kaufmanns euer Blut zu seinem Schutz.« Sie hob die Hände in einer wehmütigen Geste. »Aber so ist es ja immer
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