Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
gewesen, nicht wahr? Die Legionäre sterben für Kupfer, damit andere Gold haben können.«
    Ein zynisches, zustimmendes Lachen folgte dieser Bemerkung. Ce’Nedra hatte genug von dem müßigen Gerede der Soldaten ihres Vaters gehört, um zu wissen, daß diese Klage im Mittelpunkt der Weltanschauung eines jeden Legionärs stand. »Blut und Gold unser Blut und ihr Gold«, war geradezu ein Motto der Legionen. Jetzt hatte sie sie schon fast auf ihrer Seite. Das Flattern in ihrem Magen ließ etwas nach, und ihre Stimme wurde kräftiger.
    Dann erzählte sie ihnen eine Geschichte, eine Geschichte, die sie seit ihrer Kindheit in einem halben Dutzend Variationen immer wieder gehört hatte. Es war die Geschichte eines braven Legionärs, der seine Pflicht tat und seinen Sold sparte. Seine Frau hatte unter den Trennungen und Härten, die die Ehe mit einem Legionär mit sich brachte, viel gelitten. Als er ausgemustert wurde, zogen sie in ihre Heimat und kauften einen kleinen Laden, und die entbehrungsreichen Jahre schienen sich trotz allem gelohnt zu haben.
    »Und dann, eines Tages, wurde seine Frau sehr krank«, erzählte Ce’Nedra die Geschichte weiter, »und das Honorar für den Arzt war sehr hoch.« Während sie sprach, hatte sie vorsichtig den Sack aufgeknüpft, der an ihrem Sattel hing. »Der Arzt verlangte so viel«, sagte sie, nahm drei blutrote Murgomünzen aus dem Sack und hielt sie hoch, daß alle sie sehen konnten. »Und der Legionär ging zu einem mächtigen Kaufmann und borgte sich das Geld, um den Arzt zu bezahlen. Aber der Arzt war, wie viele von ihnen, ein Pfuscher, und der Legionär hätte sein Geld ebensogut zum Fenster hinauswerfen können.« Beiläufig warf Ce’Nedra die Münzen hinter sich ins hohe Gras. »Die gute, treue Frau des Soldaten starb. Und zu dem vor Kummer niedergebeugten Legionär kam der mächtige Kaufmann und sagte: ›Wo ist das Geld, das ich dir geliehen habe?‹«
    Sie nahm drei weitere Münzen und hielt sie hoch. »›Wo ist das gute rote Gold, das ich dir gegeben habe, um den Arzt zu bezahlen?‹ Aber der Legionär hatte kein Gold. Seine Hände waren leer.« Ce’Nedra spreizte die Hände und ließ die Münzen ins Gras fallen. »Und so nahm der Kaufmann den kleinen Laden des Legionärs als Bezahlung für seine Schulden. Ein reicher Mann wurde noch reicher. Und was geschah mit dem Legionär? Nun, er hatte immer noch sein Schwert. Er war ein guter Soldat gewesen und hatte es gepflegt, so daß es blank und scharf war. Und nach dem Begräbnis seiner Frau nahm er sein Schwert und ging hinaus vor die Stadt und stürzte sich hinein. Und so endet die Geschichte.«
    Jetzt hatte sie sie. Sie konnte es ihren Gesichtern ansehen. Die Geschichte, die sie erzählt hatte, ging schon lange um, aber die Goldmünzen, die sie so nachlässig weggeworfen hatte, verliehen ihr einen ganz neuen Ausdruck. Sie nahm ein paar der Angarakmünzen in die Hand und betrachtete sie neugierig, als ob sie sie zum erstenmal sähe. »Warum glaubt ihr wohl, ist heutzutage alles Gold, was wir sehen, so rot?« fragte sie. »Ich habe immer gedacht, daß Gold gelb sein müßte. Woher kommt das rote Gold?«
    »Aus Cthol Murgos«, antworteten einige der Soldaten.
    »Wirklich?« Sie blickte mit scheinbarem Abscheu auf die Münzen.
    »Was hat Murgogold in Tolnedra zu suchen?« Damit warf sie die Münzen ins Gras.
    Die eiserne Disziplin der Legionen geriet ins Wanken, und die Soldaten machten unwillkürlich einen Schritt nach vorn.
    »Aber ein einfacher Soldat sieht für gewöhnlich wohl nicht viel von dem roten Gold. Warum sollte ein Murgo versuchen, einen einfachen Soldaten zu bestechen, wenn er auch Offiziere bestechen kann oder die mächtigen Männer, die entscheiden, wann und wohin die Legionen gehen, um ihr Blut zu vergießen und zu sterben?« Sie nahm eine weitere Münze zur Hand und betrachtete sie. »Wißt ihr, ich glaube, jede einzelne hiervon stammt tatsächlich aus Cthol Murgos«, sagte sie und ließ die Münze achtlos fallen. »Meint ihr, die Murgos wollen ganz Tolnedra aufkaufen?«
    Zorniges Murmeln war die Antwort.
    »In den Reichen der Angarakaner muß sehr viel von diesem roten Gold herumliegen, wenn sie das vorhaben, meint ihr nicht? Ich habe Geschichten darüber gehört. Heißt es nicht, daß die Minen von Cthol Murgos unerschöpflich sind und daß die Flüsse in Gar og Nadrak aussehen wie Ströme von Blut, weil der Kies, über den sie fließen, aus purem Gold ist? Na, in den Ländern des Ostens muß Gold ja so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher