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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer
Autoren: David Eddings
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Zeremonien und haben eine Engelsgeduld, wenn sie sich etwas Formelles ansehen können. Bis Sonnenuntergang sind es noch etwa zwei Stunden. Der Höhepunkt deiner Rede sollte damit zusammenfallen.«
    Ce’Nedra rang nach Atem. »Zwei Stunden?«
    »Wenn du länger brauchst, können wir auch Freudenfeuer entfachen«, bot Durnik hilfsbereit an.
    »Zwei Stunden sollten reichen«, meinte Polgara.
    Rasch ging Ce’Nedra noch einmal ihre Rede durch. »Du sorgst dafür, daß mich alle hören können?« fragte sie Polgara.
    »Ich kümmere mich darum, Liebes.«
    Ce’Nedra holte tief Luft. »Also dann«, sagte sie. »Auf geht’s.« Man half ihr auf die Plattform.
    Es war nicht angenehm. Das war es zwar nie, aber ihre wochenlange Übung in Nordarendien hatte ihr die Fähigkeit eingebracht, die Stimmung der Menge einzuschätzen und das Tempo ihrer Rede darauf abzustimmen. Wie Polgara angedeutet hatte, schienen die Mimbrater durchaus bereit zu sein, bis in alle Ewigkeit dort zu stehen und ihr zuzuhören. Darüber hinaus verlieh die Tatsache, daß sie auf dem Schlachtfeld von Vo Mimbre standen, ihren Worten noch eine gewisse Stoßkraft. Torak selbst hatte hier gestanden, und die unüberschaubaren Horden der Angarakaner waren von hier gegen die unerschütterlichen Mauern der Stadt Sturm gelaufen. Ce’Nedra sprach, die Worte flossen nur so von ihren Lippen, als sie ihre leidenschaftliche Ansprache hielt. Alle Augen ruhten auf ihr, und alles lauschte ihren Worten. Welche Zauberei Polgara auch anwendete, um die Stimme der Rivanischen Königin auch in den letzten Reihen noch verständlich zu machen, es wirkte offensichtlich. Ce’Nedra konnte sehen, wie die Wirkung ihrer Worte sich in die Menge ausbreitete, wie ein Windhauch über ein wogendes Weizenfeld streicht.
    Und dann, als die Sonne in goldenen Wolken eben über dem westlichen Horizont stand, steuerte die kleine Königin den Höhepunkt ihrer Rede an. Die Worte ›Stolz‹, ›Ehre‹, ,›Mut‹ und ›Pflicht‹ entzündeten das Blut ihrer gefesselten Zuhörer. Ihre letzte Frage: »Wer folgt mir?« stellte sie genau in dem Moment, als die untergehende Sonne die Ebene in flammendem Licht badete. Ein ohrenbetäubendes Gebrüll war die Antwort, und die mimbratischen Ritter zogen ihre Schwerter zum Gruß. In ihrer von der Sonne erwärmten Rüstung heftig schwitzend, zog Ce’Nedra, wie stets, ihr eigenes Schwert als Erwiderung, sprang auf ihr Pferd und führte ihre nun gewaltige Armee vom Feld.
    »Großartig!« hörte sie König Korodullin bewundernd sagen, der hinter ihr herritt.
    »Jetzt weißt du, warum wir ihr folgen«, sagte König Anheg.
    »Sie ist wunderbar!« erklärte König Korodullin. »Wahrlich, meine Herren, eine solche Rednergabe muß ein Geschenk der Götter sein. Ich hatte unserem Unternehmen mit gewissen Befürchtungen entgegengesehen ich gestehe es –, doch jetzt würde ich frohen Herzens alle Horden Angaraks herausfordern. Der Himmel selbst ist mit diesem Kind, und wir können nicht verlieren.«
    »Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich schon wüßte, wie die Legionen auf sie reagieren«, meinte König Rhodar. »Das sind ziemlich verbissene Burschen, und es wird mehr als nur eine Rede über Patriotismus vonnöten sein, um sie zu rühren.«
    Aber Ce’Nedra arbeitete bereits daran. Sie überdachte das Problem aus jedem Blickwinkel, als sie an jenem Abend in ihrem Zelt saß und sich das Haar bürstete. Sie brauchte etwas, um ihre Landsleute aufzurütteln und wußte instinktiv, was das sein mußte.
    Plötzlich erzitterte das Amulett an ihrem Hals, etwas, das es noch nie getan hatte. Ce’Nedra legte die Bürste beiseite und berührte das Amulett mit den Fingern.
    »Ich weiß, daß du mich hören kannst, Vater«, hörte sie Polgara sagen.
    In Ce’Nedras Geist formte sich das Bild Polgaras, wie sie, eingehüllt in ihren blauen Mantel, auf einer Hügelkuppe stand und der Nachtwind an ihren Haaren zerrte.
    »Hast du dich schon wieder beruhigt?« Belgaraths Stimme klang müde.
    »Darüber sprechen wir ein andermal. Was machst du?«
    »Im Moment stecke ich zwischen einer Menge betrunkener Nadraker. Wir sind in einer Taverne in Yar Nadrak.«
    »Das hätte ich mir denken können. Geht es Garion gut?«
    »Natürlich. Ich werde dafür sorgen, daß ihm nichts geschieht, Pol. Wo bist du?«
    »In Vo Mimbre. Wir haben die Arendier mobilisiert, und morgen ziehen wir nach Tolnedra.«
    »Das wird Ran Borune aber nicht gefallen.«
    »Wir haben einen gewissen Vorteil. Ce’Nedra
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