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TTB 118: Die schlafende Welt

TTB 118: Die schlafende Welt

Titel: TTB 118: Die schlafende Welt
Autoren: William R. Burkett jr.
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Geschäftszentrum vor.
    Es war kein Mensch zu sehen.
    Er bemerkte plötzlich andere Dinge.
    Das Schaufenster eines Sportwarengeschäftes war zerschlagen, und in einer Reihe von Jagdgewehren klaffte eine Lücke. Zwischen den ehemals sorgfältig aufgeschichteten Munitionspackungen schien ein Tornado gewütet zu haben. Auf der anderen Straßenseite war ein Wagen geparkt, dessen Stoßstangen verbeult und dessen Scheinwerfer zertrümmert waren. Das Schaufenster eines Modeladens dahinter wies Schußlöcher auf. Mehrere der Schaufensterpuppen waren umgestürzt.
    Rierson bog in einen breiten, zweibahnigen Boulevard ein. In der Mitte leuchteten Blumenbeete zwischen niedrigen Palmen.
    Ein massives Kirchengebäude auf der rechten Straßenseite nahm einen ganzen Block ein. Seine Architektur, die spanische Einflüsse vermuten ließ, kontrastierte scharf mit dem modernen Nebengebäude aus Klinker, Aluminium und Glas, das es wie ein Hufeisen umgab. Auf dem Turm der Kirche, im Schein der Sonne kaum zu erkennen, rotierte ein orangenes Licht.
    Das war es also.
    Rierson lächelte erleichtert, als sich die Spannung der letzten Stunden in ihm löste. Während er auf der Jagd gewesen war, hatten die Larrys einen ihrer Störangriffe gestartet und natürlich sämtliche Luftschutzalarme ausgelöst. Das erklärte die totale Funk- und Sendestille. Vielleicht war die Stillegung der Telefone auf die neue Maßnahme eines Bürokraten zurückzuführen, der der Öffentlichkeit den Ernst des Krieges noch deutlicher vor Augen führen wollte. Und in eben diesem Augenblick war wahrscheinlich derselbe Bürokrat damit beschäftigt, eine Liste von Strafanzeigen gegen einen gewissen James Rierson zusammenzustellen: Inbetriebnahme eines Luftfahrzeuges während eines Alarms, Bruch der Funkstille, versuchte Telefonbenutzung während eines Alarms, und was dergleichen mehr war. Er würde ganz schön reden müssen, um sich aus der Affäre zu ziehen.
    Mit diesem Gedanken brachte Rierson seinen Wagen vor der Kirche zum Stehen und schaltete den Motor ab. Am besten meldete er sich sofort beim örtlichen Luftschutzleiter.
    Krännggg!
    Er hatte die Hand bereits am Türgriff und starrte auf das Loch in der Innenverkleidung der Tür, das eben noch nicht vorhanden gewesen war. Er blickte auf. Auf der rechten Seite der Windschutzscheibe war ein kleines rundes Loch, von dem sich zahlreiche Sprünge über die ganze Scheibe ausbreiteten.
    Scheinbar in Zeitlupe brachte sein Gehirn die Tatsachen zusammen und zog eine Schlußfolgerung:
    Jemand schoß auf ihn.
    Erst jetzt reagierte er, stieß die Tür auf und warf sich hinaus, wobei er sein Gewehr mitnahm. Der zweite Schuß dröhnte, und Glassplitter regneten auf Rierson herab. Er kroch zum Kühler des Wagens und riskierte einen Blick.
    Zwaiing!
    Er fuhr zurück. Es bestand kein Zweifel, jemand trachtete ihm nach dem Leben. Aber jetzt wußte er, wo sich der unbekannte Schütze aufhielt: auf dem Dach des Nebengebäudes der Kirche.
    Während er kurz seine Waffe überprüfte, ratschte ein vierter Schuß über das Dach des Catamount und jaulte als Querschläger weiter. Rierson blickte sich um.
    Zwischen ihm und dem Kirchengebäude erstreckte sich der Bürgersteig, eine kleine Rasenfläche mit einem Schild – und sonst nichts. Das Schild verkündete in großen Plastikbuchstaben METHODISTENKIRCHE BAXTER. Als Deckung war es jedoch ungeeignet.
    Es war still. Der unbekannte Gegner wartete. Worauf? Auf Verstärkung? Handelte es sich um eine Bande Jugendlicher, die die Stadt terrorisieren wollten, während die Bürger in den Luftschutzräumen waren?
    »Sie auf dem Dach!« rief er. »Hören Sie mich?«
    Stille.
    »Ich sagte: hören Sie mich?« Seine Stimme wurde als verzerrtes Echo von den Häusern auf der anderen Straßenseite zurückgeworfen.
    Keine Antwort.
    Wilder Ärger packte ihn. Das war jetzt weit genug gegangen. Er richtete sich langsam auf und sprintete um den Wagen herum. Er wollte es wissen.
    Kopf und Schultern eines Mannes erschienen über dem Dachrand, und ein Gewehrlauf blinkte in der Sonne. Rierson ließ sich zu Boden fallen. Der Schuß verfehlte ihn. Er stützte sich auf den Ellenbogen und zielte sorgfältig. Schließlich hatte er den Fremden im Fadenkreuz.
    Doch der duckte sich nicht, sondern lud mit hastigen Bewegungen seine Waffe neu, riß sie hoch.
    Rierson betätigte den Abzug.
     
    *
     
    Die drei orangehäutigen Männer blickten unwillig auf ihren beschädigten Erkundungsflieger, als die ersten Schüsse ertönten.
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