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TTB 118: Die schlafende Welt

TTB 118: Die schlafende Welt

Titel: TTB 118: Die schlafende Welt
Autoren: William R. Burkett jr.
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Kaleidoskop aus orangefarbenen Gesichtern und Eßgeschirren aus Plastik und langsamen Ausflügen zur Toilette, zu einem Kaleidoskop aus langen und unruhigen Schlafperioden, in denen ihn entsetzliche Alpträume quälten.
     
    *
     
    Auf einem der Ausflüge zum Ende des Korridors löste sich eines seiner Hosenbeine und begann auf dem Boden zu schleifen. Sein Wächter, ein etwas beschränkt wirkendes Individuum, hielt inne und beobachtete, wie Donovan seine Kleidung ordnete.
    »Na?« brummte er ungnädig. »Was hast du für Sorgen?«
    »Sorgen?« Der Wächter war überrascht. »Ich habe keine Sorgen.«
    »Warum starrst du mich dann so an?«
    »Ich starre Sie nicht an!«
    »Das kannst du mir nicht erzählen! Und ich weiß sogar den Grund dafür.«
    »Wirklich?«
    »Yio, wirklich. Du wunderst dich, warum ein Krüppel so sorgfältig bewacht werden muß, warum mich die hohen Offiziere für so wichtig halten. In deiner Heimat sind Krüppel etwas, mit dem man Mitleid hat, nicht Objekte der Furcht.«
    Der Wächter starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. »Wie konnten Sie das alles wissen?« fragte er.
    »Großvaters Geist hat’s mir geflüstert«, brummte Donovan, der immer noch damit beschäftigt war, sein widerspenstiges Hosenbein zu befestigen.
    »Großatter?« wiederholte der Wächter und verfälschte das terranische Wort. »Wer ist Großatter? Es ist verboten, mit den anderen Gefangenen zu sprechen. Und ein Wächter mit diesem Namen ist mir nicht bekannt. Ich heiße Svitta. Wer ist also Großatter?«
    Donovan blickte ihn erstaunt an. Doch der Mann meinte es ernst. In seinem Gesicht spiegelte sich Verwirrung. Donovan hatte eine Idee …
    »Ein Großvater « , erklärte er feierlich, »ist der Vater deines Vaters, oder auch deiner Mutter; aber er ist nie beides zugleich.«
    »Oh«, sagte Svitta erleichtert. »Das erklärt natürlich alles.« Sein Gesicht bewölkte sich wieder. »Oder?«
    »Natürlich, natürlich«, sagte Donovan schnell und unterdrückte mühsam ein Lächeln.
    »Aber Sie haben doch gesagt, Sie hätten mit Großatter gesprochen!«
    »Natürlich. Und er hat mit mir gesprochen. Wir haben miteinander gesprochen.«
    »Ich verstehe … nehme ich an.« Der Wächter wandte sich zum Gehen. »Ich werde im Buch nachschauen. Da muß ja jeder Besuch verzeichnet sein, auch wenn ich nicht auf Wache war.«
    »Ja, tu das«, sagte Donovan.
    Die Schritte entfernten sich und kehrten nach kurzer Zeit in Begleitung zurück. Svitta trat ein. Sein Gesicht war ein Bild völliger Verwirrung. Ihm folgte ein Individuum, das die Insignien eines Sergeanten trug.
    Donovan richtete sich auf. »Und wem verdanke ich das Vergnügen dieses unerwarteten Besuches?«
    »Sie sagten, Sie hätten einen Besucher gehabt«, sagte Svitta in anklagendem Ton.
    »Stimmt doch auch.«
    Der Sergeant blickte von Donovan zu seinem Untergebenen, als ob er beide für völlig verrückt hielte. Schließlich wandte er sich an Donovan. »Sie hatten einen Besucher hier in der Zelle?«
    »Jawohl.«
    »über einen solchen Besuch liegen keinerlei Unterlagen vor. So etwas wäre mir bestimmt gemeldet worden! Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Was sollte ich sagen? Ich habe nichts mit Ihrem Papierkram und der Unfähigkeit Ihres Personals zu tun.«
    »Sie halten also die Behauptung aufrecht, daß Sie hier einen Besucher hatten?«
    »Das hat nichts mit behaupten zu tun«, konterte Donovan. »Es handelt sich um eine Tatsache; eine Tatsache, die vielleicht nicht in Ihren Büchern verzeichnet ist, aber die dennoch eine Tatsache bleibt.«
    »Ich verstehe.«
    »Und es gibt nur eine Möglichkeit, um in dieser Angelegenheit eine disziplinarische Untersuchung von höchster Stelle zu vermeiden.«
    Gegen seinen Willen entfuhr es dem Sergeanten: »Welche?«
    »Nun«, sagte Donovan und ließ seine Stimme beiläufig klingen. »Vielleicht hat sich Großvater nicht an den offiziellen Weg gehalten? Das wäre doch eine Erklärung, oder?«
    »Yio …«, gab der Sergeant zögernd zu. »Aber wie hätte er das machen sollen?«
    »Das ist doch einfach!« lachte Donovan. »Wenn er nicht auf dem normalen Weg gekommen ist, was bleibt dann übrig?«
    »Was?« fragte der Sergeant prompt.
    »Nun, die Wände natürlich:«
    »Die Wände? Zum Sirri, Rekk – ist bei Ihnen etwas durcheinandergeraten?«
    »Natürlich nicht. Großvater sollte es ja langsam gelernt haben, durch Wände zu steigen; er hat die ganzen letzten dreißig Jahre dazu Zeit gehabt.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte der Sergeant
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