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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen
Autoren: Kenneth Bulmer
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für einen Anti-Schwerkraftantrieb hält, weshalb ließ er dann die Pistole hier? Meiner Meinung nach ist das wichtiger. Nun, ja ...« Sie wandte sich dem letzten Gegenstand auf der Werkbank zu.
    Es war eine kleine Kiste – aus dem gleichen Material wie der Gewehrkolben – mit einer schlanken Antenne, die an einem Ende des Kastens herausragte und zusammengeschoben werden konnte. Eine Wand des Kastens war böse zugerichtet und gab den Blick auf eine Unzahl winziger Drähte und schimmernder Perlen frei. Radios waren etwas, wovon Della nichts verstand. Aber sie wußte, daß Belle bald hereinschauen würde, um das Gerät mitzunehmen. Sie verzog den Mund.
    Der Gedanke daran, daß auch Belle ihren Schock bekommen würde, wenn sie versuchte, dem Gerät sein Geheimnis zu entlocken, gab Della ganz im geheimen eine kleine Befriedigung. Dieser Apparat, zusammen mit dem Coverall ohne Knöpfe, dem Revolver, den bedruckten Blättern und dem Anti-Schwerkraftantrieb stellte die Wissenschaftler von Arkon vor Probleme, die sie nicht so ohne weiteres lösen konnten.
    Sie wandte sich mit einer schnellen, entschlossenen Bewegung von der Bank ab. Die Dinge, die hier lagen, waren schließlich nicht mehr als äußerliche Zeichen einer zivilisierten Gesellschaft. Ihre Arbeit war weit komplizierter, aufregender und wichtiger. Sie mußte den Geist dieses Mannes durchforschen, mußte alles Äußerliche beiseite schieben und den Kern seines Wesens freilegen. Wenn ihr dieser Fremde einmal kein Rätsel mehr war, würde sich alles Weitere automatisch ergeben.
    So dachte sie jedenfalls.
    Bedauerlicherweise hatte der Fremde eine böse Kopfverletzung erlitten, einen Schlag, der ihm sein Gedächtnis genommen hatte und ihn empfänglich wie ein neugeborenes Kind machte. Er hatte eine Vergangenheit wie ein neugeborenes Kind. Unwillkürlich setzte Della eine starre Maske auf.
    »Ich werde ihn alles lehren«, sagte sie weich, »ich werde sein Inneres erforschen und ihm zeigen, wer und was er ist – und dann werde ich den von mir neugeborenen Menschen Schritt für Schritt in seine alte Vergangenheit zurückführen. Bis er sich selbst wiedererkannt hat und alles weiß .«
    Die Tür ging auf. Della drehte sich schuldbewußt um, als habe man sie bei etwas Verbotenem ertappt. Belle stand da, die goldbraunen Locken wirr in der Stirn, und lachte Della an. Die kleine Stupsnase in dem runden Koboldgesicht war herausfordernd nach oben geschoben und die fröhlichen Augen verrieten, daß Belle genau wußte, daß sie die geheiligte Schwelle zu Dellas Labor überschritten hatte.
    »Hallo, Della, Liebes«, rief sie und kam mit ausgestreckten Händen näher. »Warum siehst du nur immer so feierlich aus?«
    »Wirklich? Und du scheinst mir eben noch an irgendeiner Ecke herumpoussiert zu haben. Du bist ganz aufgelöst.«
    »Und wenn? Spaß muß sein.«
    »Wenn du Spaß daran findest – bitte.« Della erwiderte den Druck von Belles heißen Händen. Sie wußte, daß die andere ihre Zurückhaltung wohl merkte.
    »Nun ja, ich bin eben so. Und wo ist der neue Korpus?«
    »Nebenan. Simon macht immer noch Voruntersuchungen.«
    »Stimmt es, daß er sich an überhaupt nichts erinnern kann?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Das ist doch wundervoll, Liebling. Es gibt also überhaupt keine Komplikationen, wenn ich – wir – mit ihm zusammentreffen. Er hat seine Vergangenheit vergessen. Schluß. Strich darunter.«
    »Aber, Belle. Ich wußte gar nicht, daß du Konkurrentinnen fürchtest.«
    »Dich habe ich nicht damit gemeint, Liebste.«
    »Du wolltest das Radio haben? Hier ist es.«
    Della kochte, als Belle zu der Werkbank hinüberging. Doch sie lächelte strahlend. Für Belle bedeuteten diese spielerisch hingeworfenen Beleidigungen nichts. Aber Della meinte zuweilen wirklich, was sie sagte. Belle konnte einen aber auch manchmal in Wut bringen – nicht nur manchmal, wenn sie es genau bedachte ...
    Della überragte Belle um einen guten Kopf. Bis jetzt hatte Belle ihre niederschmetterndste Bemerkung noch nicht vom Stapel gelassen. Innerlich wartete Della schon zitternd darauf. Sie lebte nun einmal in einer Welt, in denen Frauen von der Größe Belles die Norm waren.
    Belle beugte sich über den Apparat des Fremden. Ihre schönen Augenbrauen waren gefurcht. Sie sah Della an und fuhr sich mit der rosigen Zunge über die Lippen. Della triumphierte.
    Die Worte Belle und schön gehörten irgendwie zueinander und konnten auch von nüchternen Denkern nicht getrennt werden. »Es scheint wirklich
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