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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen
Autoren: Kenneth Bulmer
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Verständnis, Wissen und Erziehung sind miteinander eng verbunden und drängen die angeborene Intelligenz vorwärts. Manchmal, wenn sich verschiedene Informationen zu widersprechen scheinen, schwindet die wache Lernlust des Kindes, und es wird dumm genannt – und grobe Hände können durch barbarische Bestrafungen schwere Schäden anrichten.«
    Simon beugte sich vor. Er erwiderte Steads ruhigen Blick. »Aber du bist, körperlich gesehen, kein Kind. Dein Verstand ist bereits entwickelt. Die Zellen und Chromosomenpaare, ebenso wie die allgemeine Struktur für das Gedächtnis und ein Verständnis auf höherer Ebene sind bereits angelegt.«
    Della nickte und blätterte die Seite um, um Stead ein neues algebraisches Problem zu stellen. »Simon will damit sagen, Stead, daß du so schnell lernst, weil deine Anlagen bereits so weit entwickelt sind. Aber du bist noch immer sämtlichen neuen Faktoren, die sich zufällig ergeben, ausgesetzt.«
    »Das ist also der Grund, weshalb ich gestern so dumm war?«
    »Ja – und auch der Grund, aus dem du heute so klug und morgen vielleicht wieder so dumm bist. Der Wechsel erfolgt so schnell und heftig, weil du erwachsen bist. Wir haben dich in den letzten sechzig Tagen – das sind zwei Drittel eines Quartals – so mit Informationen vollgestopft, daß du jetzt schon auf der gleichen Stufe mit den Jägern und Soldaten stehst ...«
    »Aber ich habe das Gefühl, daß ich noch viel lernen muß«, meinte Stead langsam. Er drückte sich in der gewählten, leicht näselnden Sprache der Gouverneure aus, die ihm Della beigebracht hatte. »Die Welt ist groß und wundervoll, und ich möchte noch viel mehr über sie erfahren. Ich weiß, ich stehe bereits tief in eurer Schuld – aber vielleicht finde ich doch noch den Platz, an den ich gehöre. Vielleicht erkenne ich sogar einmal, wer ich früher war.«
    »Für einen Wildbeuter halte ich dich eigentlich auch nicht«, sagte Della nachdenklich.
    »Weshalb nicht, Della?« Stead hatte den Versuch aufgegeben, das Mädchen mit den kurzen roten Locken und den vollen Lippen nicht anzusehen. Ihr Gesicht verfolgte ihn im Schlaf, und ihre Figur machte ihn in irgendeiner unerklärlichen Weise völlig konfus. Sie war eine Frau und er ein Mann. Soviel wußte er. Offen gesagt konnte er nicht so recht verstehen, weshalb es zwei Sorten menschlicher Lebewesen auf der Welt gab. Er fand es ärgerlich, daß diese Evolution, von der Simon dauernd sprach, nicht weise genug war, sich auf eine einzige menschliche Form zu beschränken. Mit Männern kam er ausgezeichnet aus. In Gegenwart von Frauen jedoch, besonders aber in Gegenwart von Della, fühlte er sich aus einem seltsamen Grund unbehaglich.
    »Für einen Wildbeuter halte ich dich deshalb nicht, weil du ziemlich – hm – groß bist. Jäger und Wildbeuter sind relativ klein. Vermutlich auch irgendeine Laune der Evolution.«
    »Evolution!« seufzte Stead. »Also gut, wenn ich kein Wildbeuter war, was war ich dann? Ein Soldat?«
    »Möglich.« Simon schleppte ein Buch herbei und legte es so auf den Tisch, daß das elektrische Licht voll darauf fiel. Der Raum enthielt eine Menge Regale mit Büchern, dazu einen Tisch und Stühle. Ein nüchterner, zweckgebundener Raum. Er diente als Lehrsaal.
    »Hier sind Bilder von Soldaten anderer Reiche und Föderationen. Du bist kein Soldat von Arkon, soviel steht fest.«
    Stead hatte das Buch in die Hand genommen. »Vielleicht war ich Arbeiter.«
    »Bestimmt nicht!« rief Della lebhaft, um gleich darauf wieder zu verstummen.
    Stead warf ihr einen fragenden Blick zu. Ihre Wangen hatten sich gerötet. Einen Augenblick wunderte er sich, was sie wohl haben mochte, doch dann beugte er sich achselzuckend über das Buch.
    Die Bilder fesselten ihn. Farbige Zeichnungen, Schwarz-Weiß-Photographien, Uniform- und Waffeneinzelheiten. Die Bilder hatten alle eine gewisse Ähnlichkeit – Helme verschiedener Form und Größe; Rüstungen aus Metall, Leder oder sonstigen Materialien; Gewehre, Spieße, Schwerter, Beile – die ganze Skala tödlichen Eisens. Und darunter sah man immer wieder die gleichen Gestalten – Soldaten. Das waren Menschen mit zwei Armen und zwei Beinen, einem grimmigen zerfurchten Gesicht, aus dem schmale Augen blickten. Dünne, zusammengekniffene Lippen, eine drohende Haltung. Das waren Männer, die ihre Aufgabe kannten und erfüllten.
    Stead schüttelte langsam den Kopf. »Nein – nein, ich glaube nicht, daß ich Soldat war.«
    »Mit Sicherheit kannst du es nicht sagen.«
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