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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention
Autoren: Linda Maria Koldau
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Wasser wirken können. Zunächst ist da die Eruption selbst: Geschieht sie unterseeisch, so trifft vulkanisches Magma mit einer Temperatur zwischen 700 und 1250 °C auf kaltes Seewasser. Ergebnis ist eine gewaltige Dampfexplosion, die große Wassermassen verdrängt – ein heftiger Tsunami entsteht. Auch über Wasser können Vulkanausbrüche durch die Druckwelle und durch vulkanische Hangrutschungen Tsunamis auslösen.
    Ein weiterer Faktor sind pyroklastische Ströme, die auf das Wasser treffen, es verdrängen und dabei zudem Dampfexplosionen auslösen. Pyroklastische Ströme sind eine Mischung aus heißen Gasen, Asche und Gesteinsfragmenten, die sich bei einer Temperatur zwischen 300 und 800 °C mit Geschwindigkeiten bis zu 400 Stundenkilometern den Vulkanhang hinabwälzen. Sie haben eine enorme Zerstörungskraft: Wo ein solcher Strom abgeht, bleibt kein Baum, kein Haus übrig, und in Küstenregionen oder an Seen kann ein solches nach unten rasendes Gas-Gestein-Gemisch große Tsunamis auslösen.
    Ähnlich wie pyroklastische Ströme gehen auch heiße Gesteins- und Schlammlawinen die Hänge herab. Sie können gewaltige Mengen an Material in hoher Geschwindigkeit transportieren; die sogenannten Lahare – Schlammströme vonunterschiedlicher Dichte – können mit rund 100 Stundenkilometern die Bergflanken hinunterrasen und ganze Orte unter sich begraben. Treffen diese Stein- und Schlammlawinen auf Wasser, können durch die schlagartige Verdrängung wiederum Tsunamis entstehen.
    Manche Ausbrüche verbinden sich auch mit Erdbeben und erhöhen somit die Tsunamigefahr. Große Wassermassen geraten zudem in Bewegung, wenn ein Inselvulkan nach dem Ausbruch durch die Entleerung der Magmakammer unterhalb des Vulkankegels in sich zusammenstürzt und ein großer Einsturztrichter – Caldera – entsteht. Das Wasser «fällt» mit großer Geschwindigkeit in den neu entstandenen Krater hinab: Auch hier kann diese «impulsive» Bewegung von Wassermassen, verbunden mit Wasserdampfexplosionen, Tsunamis auslösen, die an umliegenden Ufern weitere Verheerung anrichten – ein Szenario, das sich vermutlich beim Ausbruch des Santorin-Vulkans vor rund 3600 Jahren abspielte (siehe S. 49f.).
    Tsunamis, die durch die Druckwelle eines gewaltigen Vulkanausbruchs entstanden, wurden 1883 in Europa und im Pazifikraum beobachtet, als der indonesische Vulkan Krakatau ausbrach (siehe S. 62). Die Druckwelle, die von der letzten und größten Explosion am 27. August 1883 ausging, umrundete siebenmal den Globus und verursachte in verschiedenen Teilen der Erde – sogar auf einem neuseeländischen Binnensee – tsunamiähnliche Phänomene.
    Tatsächlich wurden die stärksten und zerstörerischsten Tsunamis der Geschichte durch pyroklastische Ströme und vulkanische Hangrutschungen ausgelöst. Und die meisten Menschen fielen nicht dem Ausbruch selbst zum Opfer, sondern den Tsunamiwellen – der Krakatau-Ausbruch ist hierfür ein besonders eindringliches Beispiel.
    Meteoriten. In Katastrophen-Spielfilmen und dramatischen Geo-Dokumentationen verursachen Meteoriteneinschläge die Weltkatastrophe, die die Erde mit Tsunamis von unvorstellbarer Höhe oder aber mit einem Flammenmeer überzieht. Tatsächlich kann der Einschlag eines sehr großen Meteoriten einenvertikalen Impuls auf die Wassersäule auslösen und dadurch – diesmal von oben – einen Tsunami bewirken. Aufgrund der enormen kinetischen Energie, die ein Meteoriteneinschlag freisetzt, würde hier Wasser kilometerhoch in die Atmosphäre geschleudert. In der Forschung wird dies
splash tsunami
genannt, ein plötzlicher Wasserschwall, der durch den Einschlag einer großen Materialmasse in den Ozean in die Höhe schwappt. Diese gewaltige Verdrängung von Wasser löst anschließend eine Serie von Tsunamiwellen aus, die sich im freien Ozean vom Ausgangspunkt ringförmig nach außen bewegen – wie die kleinen Wellen, die entstehen, wenn man einen Kieselstein ins Wasser wirft.
    Tsunamis sind nur eine von vielen Katastrophen, die ein größerer Meteoriteneinschlag bedeutet. Der Einschlag erzeugt eine gewaltige Hitzewelle, die in einem Umkreis von Tausenden von Kilometern alles zum Verglühen bringen kann. Starke seismische Wellen und Druckwellen gehen vom Einschlagsort aus; außerdem können massive Hangrutschungen ausgelöst werden. All dies vervielfacht möglicherweise bei einem Einschlag in den Ozean die entstehenden Tsunamiwellen. Zudem kann ein Meteoriteneinschlag Milliarden Tonnen von Gestein und
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