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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention
Autoren: Linda Maria Koldau
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enthalten. Vor allem aber geologische Befunde rund um den Globus lassen eine vorsichtige Verbindung von Legenden verschiedener Kulturen mit realen Katastrophen zu. Wo Legenden davon erzählen, dass der Himmel herabfällt, gewaltige Feuerstürme über das Land ziehen, die Sonne ausgelöscht wird und Fluten über das Land gehen, lassen geologische Spuren mancherorts erkennen, dass große Waldgebiete verbrannt sein müssen, während an anderen Stellen Bäume, Gestein und Sedimente weit ins Land gespült wurden. Ablagerungen an den Küsten – geforscht wurde insbesondere an der australischen Südostküste – weisen auf Megatsunamis hin, wie sie ein Erdbeben nicht auslösen kann. Legenden und geologische Spuren können sich hier zu Indizien für einen Meteoriteneinschlag ergänzen, der das Land vor Hunderttausenden von Jahren mit Feuersturm und Tsunamiwellen verwüstete.
    Meteotsunamis. Das Phänomen des meteorologischen Tsunamis schließlich wird als «tsunamiähnliche» Erscheinung eingestuft. Drei Faktoren führen zur Bildung eines Meteotsunamis: 1) eine meteorologische Störung in Form atmosphärischer Schwerewellen, einer plötzlichen Druckschwankung durch Wetterfronten oder einer starken Bö; 2) die Resonanz zwischen der Geschwindigkeit dieser meteorologischen Störung und der Geschwindigkeit der winderzeugten Wellen an der Wasseroberfläche; 3) die amplifizierende Wirkung der betroffenen Bucht.
    Atmosphärische Schwerewellen sind eine oszillierende Auf-und-Ab-Bewegung von Luftschichten, die eine ständige Fluktuation von Druck und Energie verursachen. Diese Fluktuation kann sich auf eine Wasseroberfläche übertragen und entsprechende Wellen auslösen. Da die Schwerewellen eine Periode von 10 bis 50 Minuten haben, entstehen bei einer Übertragung auf das Wasser Wellen mit tsunamiähnlichen Eigenschaften. Ein anderer Auslöser sind jäh auftretende starke Druckschwankungen von 2 bis 10 Millibar innerhalb weniger Minuten, wie sie von plötzlichen Kaltfronten ausgelöst werden. Diese typischen Auslöser von Gewittern und Tornados können über Wasser starke Schwankungen des Wasserspiegels erzeugen. Auch starke Böen können an der Wasseroberfläche Wellenserien mit großer Wellenlänge erzeugen. In beiden Fällen entstehen tsunamiähnliche Wellen, die sich bei «günstigen» Bedingungen – nämlich Resonanz mit der Geschwindigkeit der Oberflächenwellen und spezifischen geographischen Voraussetzungen an der Küste – zu Wellenzügen mit Tsunamiwirkung entwickeln können. Dies ist vor allem bei engen und/oder flachen Buchten der Fall. Sind diese Voraussetzungen gegeben, erfolgt das Ansteigen des Wasserpegels so rasch und mit einer solchen Höhe, dass der Meteotsunami einem «richtigen» Tsunami gleicht, auch wenn sich die Auslöse- und Ausbreitungsmechanismen von denen eines Tsunamis grundlegend unterscheiden.
    Da es sich bei Meteotsunamis um eine Reaktion des Wasserstandes auf bestimmte atmosphärische und geographische Bedingungen handelt, tritt das Phänomen in Regionen mit entsprechenden Voraussetzungen immer wieder auf und hat dorttraditionelle Namen erhalten (etwa
Rissaga
auf den Balearen,
Marrubio
auf Sizilien,
Stigazzi
in der Bucht von Rijeka oder auch
Abiki
oder
Yota
in Japan). Im Hafen von Ciutadella auf Menorca (Balearen) richten mehrere Meter hohe Meteotsunamis regelmäßig Schäden an. An der Adria wird das Phänomen vermutlich immer wieder durch atmosphärische Schwerewellen ausgelöst, die entstehen, nachdem größere Luftmassen über die Alpen gezogen sind. Die betroffenen Häfen liegen an V- oder flaschenhalsförmigen Buchten, in denen die Wellenhöhe durch Resonanzen um ein Vielfaches verstärkt wird. Auch die Bucht von Nagasaki besitzt eine Flaschenhalsform und fördert somit die Entstehung von Meteotsunamis. Die Tiefe des Ostchinesischen Meers, das westlich der Insel Kyūshū liegt, bietet bei bestimmten Windstärken und Druckverhältnissen ideale Bedingungen für Resonanzen. 1979 entstanden so Oberflächenwellen von 12 bis 14 Zentimetern, die in der schmalen Bucht von Nagasaki durch Resonanz auf Wellen von 5 Metern Höhe anwuchsen. Die Folge waren Verwüstungen im Hafenbereich und mehrere Todesfälle. Auch Binnenmeere und große Seen sind für das Phänomen anfällig, wie Meteotsunamis an der Schwarzmeerküste und in Chicago gezeigt haben.
Risikogebiete weltweit
    Da die meisten Tsunamis durch Erdbeben an den aktiven Rändern der tektonischen Platten ausgelöst werden, besteht eine
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