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Tschoklet

Titel: Tschoklet
Autoren: Harald Pflug
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Gang zur Treppe entlang, die knarzenden Stufen hinunter und zurück durch die Halle zur vergitterten Tür. Sie sprangen die Verladerampe hinab und um das Gebäude herum. Nach kurzer Zeit erreichten sie die Verschiebeanlage. Sie schlichen lautlos über die Schienen, bis sie die Rollbühne erreichten. Unterwegs hatte Roebuck die Thompson schon entsichert und hielt sie vor sich, um sofort schießen zu können.
    Edwards hatte seine Dienstpistole aus dem Halfter genommen und zielte auf die Bühne. Er hielt die linke Hand nach oben in Richtung des Unteroffiziers und zählte mit fünf Fingern lautlos rückwärts, bereit zum Sprung.
    Harrison wurde fast wahnsinnig vor Bauchschmerzen. Es drückte und pochte und ständig drohte er, ohnmächtig zu werden. Das Mädchen lag zu seinen Füßen und wischte sich gerade mit einem Stück Stoff Blut aus dem Gesicht. Plötzlich hörte er das Schlagen einer Tür! Und er sah bewaffnete Franzosen über die Gleise in seine Richtung laufen.
    Schwer atmend erhob er sich, trat dem Mädchen wieder gegen den Oberschenkel und zog sie hoch. Er schob und drückte sie über den Rand der Grube, schließlich stieg er selbst heraus. In diesem Moment machte sein Kreislauf schlapp, er kippte nach vorn und schlug mit der Stirn heftig auf eine Eisenbahnschiene. Benommen rappelte er sich wieder auf und schleppte sich in Richtung des Lokschuppens. Ohne Aufforderung stolperte Christine hinter ihm her. Ihre Nase blutete wieder und das Blut tropfte auf ihre Bluse und auf die dunklen Holzschwellen. Kaum waren sie am Schuppentor angekommen, sprangen außerhalb ihres Sichtbereichs Corporal Roebuck und Captain Edwards von der Laderampe herunter und liefen zur Schiebebühne.

Kapitel 30
     
    Als Edwards, bei Null angekommen, eine Faust machte, sprangen beide gleichzeitig aus zwei Richtungen in die Grube, um Harrison dingfest zu machen. Doch die Grube war leer! Lediglich ein blutverschmiertes Stück von Christines Rock lag auf den rostigen Eisenplatten.
    »Verdammt! Wo ist er hin?«
    Edwards hob den Stofffetzen auf und hielt ihn Roebuck hin. »Ihre Freundin ist verletzt, Tony.«
    Eine übermächtige Wut kochte in Roebuck hoch. Gerade wollte er aus Frust gegen das Abdeckblech der Bühne treten, als vom Lokschuppen her ein klapperndes Geräusch kam.
    »Tony! Er ist da hinten! Schnell! Ich stelle mich da drüben vor das Tor, gehen Sie auf die Rückseite! Wenn er hier rauskommt, erschieße ich ihn.« Der Offizier schob den Corporal von sich weg. Sie kletterten hektisch aus der Grube und rannten über die Gleise in verschiedene Richtungen zu dem grauen, hölzernen Gebäude. Zwischen den Schienen konnten sie Christines Blutspur erkennen.
    Harrison schob das Mädchen in die dunkle Öffnung des Schuppens. Auf beiden Gleisen standen mehrere halb zerlegte Lokomotiven. Es roch nach verbrannter Steinkohle, Öl und fauligem Wasser. Die ehemals stolzen Zugtiere der Deutschen Reichsbahn rosteten hier vor sich hin, ohne die mächtigen Kohletender sahen sie nackt und unvollständig aus. Zwischen den Loks lagen eine Unmenge von Dampfkupplungen, Zugverbindern, demontierte Puffer, Kesselrohre, Schubstangen und ein riesiges zerbrochenes Laufrad einer Personenzuglok. Durch das löchrige Dach schien die Sonne in schrägen Strahlen auf die Wracks.
    Um sich in dem Schuppen zu verstecken, entschied sich der ehemalige Polizist, unter die Lokomotiven zu kriechen, dort eine geeignete Stelle zu finden und auf die schützende Dunkelheit zu warten.
    Dann ließ er sich auf alle viere hinunter und kroch rückwärts unter den stählernen Koloss, während er Christine gleichzeitig hinter sich her zog. Mit eisernem Griff hielt er sie an ihrem linken Fuß fest.
    Der Steinkohle- und Schmierölgeruch war hier unten wesentlich intensiver. Zwischen den Schienen lagen lauter Steinchen und ein weiches Puder, Chuck vermutete, dass es sich um die Asche der abgestellten Dampflok handelte. Als er sich vorsichtig über ein hochkant stehendes, zwischen den Schienen eingeschweißtes Blech arbeitete, merkte er, dass die schmierigen Eisenplatten nach hinten schräg abfielen.
    Dass es sich dabei nicht um eine flache Mulde, sondern um einen einige Meter tiefen Aschenschacht handelte, erkannte er erst, als seine Füße plötzlich im Freien baumelten und er immer schneller abrutschte. Erschrocken ließ er das Brotmesser fallen und suchte nach einem Halt an der Unterseite der Dampflok. Auch Christine stellte sehr schnell fest, dass der Soldat sie rückwärts zog, und so
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