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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen
Autoren: Chad Oliver
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als Fremde auf diesen Planeten und besaßen aus diesem Grunde keine Immunität gegen eventuell nur auf Carinae IV herrschende Seuchen. Sie hatten besonderen Grund, vorsichtig zu. sein, denn alle ihre Kameraden waren einer Unvorsichtigkeit zum Opfer gefallen.
    Sie waren mitten in einer üppigen Graslandschaft gelandet. Am Horizont sahen sie einen etwas bräunlich gefärbten Wald. Über ihre empfindlichen Mikrophone hörten sie die vielfältigen Geräusche der Außenwelt. Sie vernahmen das Rascheln des Grases und das Zirpen unzähliger Insekten.
    Carinae IV hatte einen zweiundzwanzig Stunden dauernden Tag. Die Sonne stand schon dicht über dem Horizont und ließ die Gipfel hoher Berge besonders plastisch hervortreten. Die Schatten der Berge schoben sich immer weiter in das Grasland vor.
    Ashley dachte unwillkürlich an andere Abende, an Sonnenuntergänge auf der Erde und damit verbundene Erlebnisse.
    Es war ein friedlicher Abend, der ihn an die Heimat erinnerte. Sie hätten es schlechter treffen können, das mußte er sich trotz aller Sorge eingestehen.
    Aber auch ein Vulkan ist ein schöner Anblick, bis er Feuer und Lava auswirft und ganze Städte vernichtet. Der Planet, auf dem sie gelandet waren, war eine fremde Welt mit fremden Menschen, Sitten und Gebräuchen.
    Ernie sprach aus, was alle drei dachten. „Warten wir bis morgen früh“, schlug er vor. „Wir schlafen uns richtig aus und fangen morgen mit der Erforschung der Umgebung an.“ Vorsichtshalber schaltete er seinen Empfänger ein und hörte die unablässig von der Juarez ausgestrahlte Sendung ab.
    Alle drei waren müde und überanstrengt. Sie saßen an den Fenstern, bis die Sonne hinter den Bergen versank und schwiegen. Dann legten sie sich hin und hingen ihren Gedanken nach.
    Martin Ashley schlief ein. Er war nicht allein, und das gab ihm ein Gefühl der Sicherheit. Ein einzelner Mond kam hoch und erhellte die Nacht. Irgendwo weit oben zog ein verlassenes Raumschiff seine Bahn um den Planeten und schickte unablässig Hilferufe in den Raum.
     
    *
     
    Am Morgen waren die ersten Eingeborenen da.
    Drei Männer standen geduldig im hüfthohen Gras und starrten auf die im Sonnenlicht glitzernde Kapsel. Sie trugen knielange, togaartige Umhänge, die ihnen volle Bewegungsfreiheit ließen. Zwei der Männer waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet, der andere trug eine schwere Keule aus Metall. Sie machten weder einen drohenden noch ängstlichen Eindruck.
    Martin Ashley musterte die Fremden lange Zeit. In der Kapsel fühlte er sich sicher. Er hatte Erfahrungen und empfand deshalb keine große Erregung. Bob Chavez dagegen hatte so etwas noch nicht erlebt und war aus diesem Grund nervös und aufgeregt. Ernie Gallen wirkte gleichmütig. Die Leute da draußen waren für ihn primitive Wilde, vor denen er sich nicht fürchtete.
    „Hallo, Brüder!“ rief er grinsend. „Wir wollen eure Freunde werden. Richtet die Waffen besser nicht auf uns.“
    Bob Chavez lachte. „Sie sehen nicht schlecht aus.“
    Martin Ashley zuckte die Schultern. „Von hier gesehen, machen sie keinen schlechten Eindruck.“
    „Vielleicht ändern wir unsere Meinung, wenn wir im Kochtopf sitzen“, grunzte Ernie Gallen. „Du bist der Experte, Mart. Von deiner Einschätzung hängt es ab, ob wir im Kochtopf oder auf dem Häuptlingsthron enden.“
    Ashley mußte sich entscheiden. Fünfzig Meter vor der Kapsel standen drei fremde Männer, die er zu beurteilen hatte. Er wußte nichts von ihnen, aber er wußte, wie schwer menschliche Wesen zu beurteilen sind. Im Grunde waren auch seine Gefährten Fremde, deren Reaktionen er nur in Grenzen voraussagen konnte.
    Die drei Eingeborenen kamen näher.
    „Das Wesen mit der Keule ist eine Frau!“ rief er überrascht aus. „Es handelt sich offensichtlich nicht um eine kriegerische Gruppe. Sie scheinen uns nicht böse zu sein, aber sie zeigen auch keine Furcht. Wahrscheinlich ist die Kapsel etwas für diese Leute Unfaßbares. Wir können es aber nicht mit Sicherheit sagen. Es gibt nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.“
    Gallen sah ihn von der Seite an.
    „Ich nehme es auf mich“, sagte Ashley. „Einen anderen Weg gibt es nicht.“
    „Ich gehe mit!“ rief Bob Chavez plötzlich enthusiastisch.
    Martin lächelte ihm freundlich zu. Anscheinend hatte er den jungen Mann unterschätzt. „Es hätte keinen Sinn, Bob“, erklärte er freundlich. „Ich brauche eure Rückendeckung. Ihr dürft erst schießen, wenn ich wirklich in ernste Schwierigkeiten gerate.
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