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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde
Autoren: Fredric Brown
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hat. Weil ich gewillt bin, das Risiko einzugehen, als Paranoiker ins Irrenhaus zu wandern, nur um die Wahrheit herauszufinden.“
    „Was hat sich an der Situation geändert?“
    „Gestern machte mir mein Chef den Vorschlag, ich möge – aus einem recht einleuchtenden und praktischen Grund – Irrsinn vortäuschen. Und zwar genau jene Art von Verrücktheit, die ich habe – sofern dies überhaupt der Fall ist. Sicher, ich will die Möglichkeit einräumen, daß ich tatsächlich verrückt bin. Aber ich kann nur davon ausgehen, daß ich es nicht bin …
    Sie wissen, Sie sind Dr. Willard E. Irving; dies ist Ihre einzige Ausgangsbasis für Ihr Handeln und Denken. Wie aber wollen Sie sicher sein, daß Sie Dr. Irving sind? Vielleicht sind Sie verrückt, aber Sie können nur so tun, als wären Sie es nicht.“
    „Sie meinen, Ihr Chef gehöre zu einer Verschwörung – äh – gegen Sie? Sie glauben, man habe die Absicht, Sie in ein Sanatorium zu schaffen?“
    „Ich weiß nicht recht … Folgendes ist seit gestern mittag geschehen.“ Er holte tief Luft. Dann stürzte er sich hinein in seine Erzählung. Er berichtete Dr. Irving von der ganzen Angelegenheit, von seiner Unterredung mit Chandler, von dem, was Chandler über Dr. Randolph gesagt hatte, von seiner Unterhaltung letzten Abend mit Charlie Doerr und von dessen merkwürdigem Gesinnungswechsel vor ein paar Minuten.
    Als er damit fertig war, sagte er: „Nun, das ist alles.“ Er blickte auf Dr. Irvings ausdrucksloses Gesicht, mehr aus Neugierde, denn aus Besorgnis, und versuchte, darin zu erkennen, was der Psychiater dachte. Ganz beiläufig fügte er hinzu: „Sie glauben mir natürlich nicht. Sie halten mich für verrückt.“
    Er sah Irving voll in die Augen. Er sagte: „Sie haben keine andere Wahl – außer Sie ziehen es vor, zu glauben, daß ich Ihnen eine Fülle wohldurchdachter Lügen auftische, um Sie von meiner Verrücktheit zu überzeugen. Ich meine, als Wissenschaftler und Psychiater sind Sie nicht in der Lage, die Möglichkeit einzuräumen, daß die Dinge, an die ich glaube – von deren Wahrheit ich überzeugt bin –, den objektiven Tatsachen entsprechen. Habe ich recht?“
    „Ich fürchte, ja. Also?“
    „Also zögern Sie nicht länger und bescheinigen Sie den Grund für meine Einlieferung. Ich werde diese Sache bis zum Ende durchstehen. Ich gehe sogar so weit, Dr. Ellsworth Joyce Randolph um seine Unterschrift zur Beglaubigung des von ihnen angegebenen Grundes zu ersuchen.“
    „Sie haben nichts dagegen einzuwenden?“
    „Wenn ja, hätte ich etwas davon?“
    „In gewisser Hinsicht, ja Mr. Vine. Wenn ein Patient einem Psychiater gegenüber voreingenommen ist – oder sich einbildet, einen Grund dafür zu haben –, so tut er gut daran, diesen speziellen Psychiater nicht mit seinem Fall zu betrauen. Wenn Sie glauben, Dr. Randolph habe etwas mit einer Verschwörung gegen Sie zu tun, möchte ich vorschlagen, daß Sie sich einen anderen Psychiater aussuchen.“
    Leise erwiderte Vine: „Auch dann, wenn ich mit Dr. Randolph einverstanden bin?“
    Dr. Irving machte eine abwehrende Geste. „Natürlich, wenn beide es vorziehen, Sie und Mr. Doerr …“
    „Das tun wir.“
    Der Psychiater senkte den Kopf. „Über eines sind Sie sich natürlich im klaren: Wenn Dr. Randolph und ich zur Ansicht kommen, daß Sie in ein Sanatorium eingeliefert gehören, so treffen wir unsere Entscheidung nicht, um Sie unter ständiger Obhut zu haben. Vielmehr – damit sie behandelt und geheilt werden.“
    Vine nickte.
    Dr. Irving stand auf.
    „Wollen Sie mich einen Augenblick entschuldigen? Ich rufe schnell Dr. Randolph an.“
    Er beobachtete, wie Irving in einem angrenzenden Raum verschwand. Er dachte:
    ,Gleich hier auf seinem Schreibtisch steht ein Telefon, aber er will nicht, daß ich das Gespräch mit anhöre …‘
    Ganz still und ruhig saß er da, bis Irving zurückkam und sagte:
    „Dr. Randolph hat jetzt Zeit. Ich bestellte bei dieser Gelegenheit gleich ein Taxi. Wollen Sie mich noch einen Augenblick entschuldigen? Ich hätte gern mit Mr. Doerr gesprochen.“
    Vine saß da, reglos und in stummer Erwartung, bis er hörte, wie sich hinter ihm die Tür zum Wartezimmer öffnete und Charlies Stimme erklang.
    „Komm jetzt, George. Das Taxi dürfte mittlerweile schon da sein.“
    Sie fuhren mit dem Lift ins Erdgeschoß, und tatsächlich wartete bereits das Taxi auf sie. Dr. Irving gab beim Einsteigen ihren Bestimmungsort an.
    Im Taxi, auf halbem Weg zu Randolph, sagte
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