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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde
Autoren: Fredric Brown
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jede Möglichkeit offen, zu ihm zu reden. Es leistete Gesellschaft. Erstaunlich, aber wahr – in Größe und Gewicht fühlte es sich an wie eine Hand, die auf seiner Schulter ruhte.
    Er hatte Dorothy schon vier Jahre. Soweit er sich erinnern konnte, war er insgesamt fünf Jahre hier, und er hatte sie nach etwa einem Jahr gefunden. Jedenfalls nahm er an, daß Dorothy zum zarten Geschlecht gehörte, schon allein deshalb, weil ihre Art, auf seiner Schulter zu ruhen, zart und sanft war.
    „Dorothy“, sagte er, „wir machen uns jetzt lieber auf Unannehmlichkeiten gefaßt. Möglich, daß es da drinnen Löwen oder Tiger gibt.“
    Er öffnete seine Pistolentasche und legte die Hand auf den Griff des Sol-Strahlers, bereit, ihn augenblicklich zu ziehen. Wenigstens zum tausendstenmal dankte er seinem Glücksstern, daß die Waffe, die er aus den Trümmern seines Raumers hatte bergen können, ein Sol-Strahler war – nämlich die einzige Waffe, die praktisch ewig funktionierte, ohne Nachfüllung einer Munition. Ein Sol-Strahler brauchte lediglich ein bis zwei Stunden am Tag dem Licht einer Sonne ausgesetzt zu sein – er saugte die Energie auf, wie ein Schwamm das Wasser. Und wenn man abdrückte, spie er sie aus. Mit einer anderen Waffe als dieser hätte er niemals fünf Jahre hier auf Krüger III überlebt.
    Richtig – noch ehe er den Rand des roten Dschungels erreicht hatte, sah er einen Löwen. Kein Vergleich zu dem Raubtier auf der Erde, versteht sich! Dieser hier war schwarzlila und unterschied sich in der Farbe gerade noch genug von den purpurroten Büschen, hinter denen er kauerte, um von McGarry erkannt zu werden. Er hatte acht Beine, die gelenklos waren wie ein Elefantenrüssel, und genauso biegsam und stark; hinzu kam noch ein schuppenbewehrter Kopf mit einem Schnabel, der dem eines Tukans glich.
    McGarry nannte das Ding einen Löwen. Er hätte es ebensogut auch anders nennen können – mit Recht, denn es besaß noch keinen Namen. Und wenn, so war der Namengeber nie zur Erde zurückgekehrt, um über die Flora und Fauna von Kruger III zu berichten. Soviel McGarry wußte, war vor seinem Raumer nur ein einziger auf dieser Welt gelandet, aber nicht wieder gestartet. Er suchte jenen anderen Raumer – suchte ihn systematisch seit der Zeit, die er hier war.
    Wenn er ihn fand, mochte er – ja, mochte er vielleicht in den Besitz einiger noch intakter Elektronenröhren kommen, jener so wichtigen Teile des Antriebs, die bei der Bruchlandung seines eigenen Raumers zerstört worden waren. Und wenn dies zutraf, konnte er heim zur Erde.
    Er hielt an, zehn Schritte vor dem Rand des roten Dschungels, und richtete den Sol-Strahler auf die Büsche, hinter denen der Löwe kauerte. Er drückte ab und es gab einen leuchtend grünen Blitz, einen kurzen, aber wunderschönen Blitz, und dann waren die Büsche nicht mehr da, genausowenig wie der achtbeinige Löwe.
    McGarry lachte still in sich hinein. „Hast du das gesehen, Dorothy? Das war Grün, die einzige Farbe, die es auf diesem verdammten roten Planeten nicht gibt. Die allerschönste Farbe im Universum, Dorothy. Grün! Und ich weiß, wo eine Welt liegt, die fast nur grün ist, und dorthin werden wir gehen, du und ich. Ganz sicher. Es ist die Welt, von der ich stamme, und das herrlichste Fleckchen Erde, das es gibt, Dorothy. Du wirst begeistert sein.“
    Er wandte den Kopf und sah zurück auf die braune Ebene mit den schokoladebraunen Flechten, dem violetten Himmel darüber und der blutroten Sonne. – Der ewig blutroten Sonne Kruger, die nie auf der Tagseite dieses Planeten unterging, die ihr stets zugekehrt war – wie die eine Mondseite der Erde.
    Tag und Nacht, das gab es nicht – außer man überschritt die Schattenlinie; aber die Nachtseite war zu bitter kalt, um Leben zu tragen. Keinen Tag, keine Nacht – keine Jahreszeiten! Keine Winde, keine Stürme – nur ein Klima, das sich niemals änderte!
    Zum tausendsten- oder auch millionstenmal überlegte er, daß dieser Planet gar nicht so übel wäre, wenn es bloß etwas Grünes darauf gäbe außer dem gelegentlichen Blitz seines Sol-Strahlers.
    Ja, hier ließe es sich ganz gut leben …
    Reine Luft, mildes Klima – Temperaturen, die von fünf Grad Celsius nahe der Schattenlinie bis etwa dreißig Grad bei Höchststand der Sonne reichten. Nahrung in Hülle und Fülle – denn er hatte schon vor langer Zeit herausgefunden, welche Pflanzen und Tiere für ihn genießbar waren, und welche ihm Übelkeit verursachten. Nichts von
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