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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde
Autoren: Fredric Brown
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unwiderruflich hinüber sind. Und nach ihrer Zeitrechnung hat das jeweils verbliebene Mitglied der beiden Gattungen nur noch ein paar Minuten zu leben – nicht länger. Sie dachten, sie hätten dauerhafte Exemplare.“
    „Soll das heißen, daß die Zan nicht erkannten, was für kurzlebige Geschöpfe wir sind?“
    „Genau. Mit siebentausend Jahren sei man jung, erzählte mir einer. Nun, sie selbst sind zweigeschlechtlich, aber zeugen werden sie vermutlich alle zehntausend Jahre oder so. Als sie gestern herausfanden, was für eine lächerlich kurze Lebenserwartung wir Tiere auf Erden haben, ging ihnen der Schreck in Mark und Bein – wenn sie so etwas überhaupt kennen. Auf jeden Fall entschlossen sie sich, ihren Zoo neu anzuordnen – jetzt heißt es: paarweise statt einzeln. Sie denken, wenn wir nicht individuell länger leben, dann gemeinschaftlich.“
    „Oh!“ Grace Evans stand auf, und eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. „Wenn Sie glauben – wenn sie glauben …“ Sie wandte sich zur Tür.
    „Da werden Sie Pech haben“, sagte Walter Phelan gelassen. „Ich bin sicher, daß sie verschlossen ist. Aber keine Sorge. Vielleicht glauben sie das, die Zan, ich jedenfalls nicht. Sie brauchen mir gar nicht erst sagen, daß Sie mich nicht wollen, auch wenn ich der letzte Mann auf der Erde bin. Unter diesen Umständen klänge das nur kitschig, abgedroschen.“
    „Aber werden sie uns beide in diesem kleinen Raum eingesperrt lassen?“
    „Er ist nicht gar so klein; wir werden schon zurechtkommen. Ich kann ganz gut in einem dieser Polstersessel schlafen. Und seien Sie versichert, meine Liebe, ich bin gänzlich Ihrer Meinung. Wenn man von persönlichen Dingen absieht, so ist der letzte Gefallen, den wir der Menschheit erweisen können, sie mit uns aussterben zu lassen – und nicht dafür zu sorgen, daß sie überlebt, um in einem Zoo ausgestellt zu werden.“
    Sie sagte leise: „Ich danke Ihnen.“ Die Röte wich aus ihren Wangen; dafür glomm die Wut in ihren Augen, aber Walter wußte, daß sie nicht ihm galt. Mit solch funkelnden Augen sah sie Martha verdammt ähnlich, dachte er.
    Er lächelte sie an und sagte: „Im anderen Fall …“
    Sie richtete sich halb auf, und einen Moment lang dachte er, sie käme herüber und würde ihm eine Ohrfeige geben. Aber dann sank sie erschöpft zurück in den Sessel. „Wären Sie ein richtiger Mann, so würden Sie an eine Möglichkeit denken, die … Sagten Sie nicht, man könne die Zan töten?“ Ihre Stimme klang bitter.
    „Oh, sicherlich. Ich habe sie eingehend studiert. Sie sehen uns zwar verdammt unähnlich, aber ich glaube, sie besitzen ungefähr den gleichen Metabolismus wie wir – die gleiche Art des Kreislaufsystems und wahrscheinlich den gleichen Verdauungsapparat. Was für uns tödlich ist, muß, so finde ich, auch für sie tödlich sein.“
    „Aber Sie sagten …“
    „Natürlich gibt es Unterschiede. Welcher Faktor auch immer es ist, der den Menschen altern läßt, sie betrifft er nicht. Oder aber sie haben irgendeine Drüse, etwas, das die Zellen erneuert.“
    Die Wut war jetzt für sie vergessen. Erregt beugte sie sich vor. Sie sagte: „Ich glaube, Sie haben recht. Und ich bin überzeugt davon, daß sie keinen Schmerz fühlen.“
    „Das hoffte ich. Aber wie kommen Sie darauf, meine Liebe?“
    „Ich spannte ein Stück Draht, das ich in einer Schublade fand, quer über den Türrahmen, so daß mein Zan darüber fallen mußte. Er tat es auch, und der Draht verletzte sein Bein.“
    „Kam aus der Wunde rotes Blut?“
    „Ja, aber es schien ihn nicht zu stören. Jedenfalls konnte ich keine Reaktion feststellen, wie beispielsweise Ärger oder Wut; er kam nicht einmal darauf zu sprechen. Als er, ein paar Stunden später, wieder auftauchte, war der Schnitt verschwunden. Das heißt – fast ganz. Ich konnte gerade noch genug davon sehen, um sicher zu sein, daß es derselbe Zan war.“
    Walter Phelan nickte langsam.
    „Natürlich – wie sollte er auch in Wut geraten? Die Zan sind gefühllos. Vielleicht würden sie uns nicht einmal bestrafen, wenn wir einen von ihnen töteten. Aber wozu die Mühe? Sie würden uns einfach die Nahrung durch eine Falltür geben und uns so behandeln wie die Menschen ein Tier, das einen Wärter getötet hat. Man würde dafür sorgen, daß wir an keinen mehr herankämen.“
    „Wieviel Zan gibt es hier?“ fragte sie.
    „An die zweihundert, glaube ich – in diesem einen Raumschiff. Aber es steht außer Frage, daß das noch lange
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