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TS 93: Der Unangreifbare

TS 93: Der Unangreifbare

Titel: TS 93: Der Unangreifbare
Autoren: Poul Anderson
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Marsexpedition zugeteilt.
    Koskinen dachte über sich nach. Warum sollte er sich eigentlich bedauern? Er war nun dreiundzwanzig Jahre alt, gesund und recht wohlhabend. Er hatte eigentlich einen besonderen Grund, mit sich und dem Schicksal zufrieden zu sein. In wenigen Tagen würde er seinen offiziellen Bericht übergeben und die Technik revolutionieren. Ein Platz in den Geschichtsbüchern war ihm sicher. Vielleicht rührte sein Unbehagen von den ungewohnten Verhältnissen her; er mußte sich erst an die Erde gewöhnen und die fünf Jahre auf dem Mars überwinden. Er war nun einer der sechs Milliarden Erdlinge und nicht mehr eine Besonderheit in einer anderen Welt, die ihm jetzt wie ein unwirklicher Traum erschien.
    „Na, dann los, alter Junge!“ sagte er zu sich selber und ging ins Badezimmer. Der Spiegel zeigte ihm einen ansehnlichen jungen Mann mit blauer Bluse und roter Hose. Er hatte sich nach der neuesten Mode eingekleidet und konnte mit seiner Erscheinung zufrieden sein. Den blonden Kinnbart hatte er nicht abrasiert, denn er machte ihn älter. Koskinen gewöhnte sich sehr schnell an die neuen Gewichtsverhältnisse. Das lag an den Übungen, die Captain Twain ständig mit seinen Leuten gemacht hatte. Hundert Pfund Ausrüstung herumzuschleppen, ist keine Kleinigkeit und trainiert den Körper. Der Temperaturunterschied und die hohe Luftfeuchtigkeit des Spätsommertages machten ihm mehr zu schaffen als die höhere Gravitation.
    Koskinen verließ das Badezimmer und ging zur Tür. Er würde schon irgendeine angenehme Zerstreuung finden.
    Der Klang des Türsignals machte ihn stutzig. Koskinen blieb stehen. Wer konnte das sein? Vielleicht einer seiner Kameraden? Er warf einen Blick auf den Bildschirm, der normalerweise ein Bild vom Gang vermittelte. Die Anlage war gestört und zeigte nichts.
    Koskinen öffnete die Tür und trat unwillkürlich zurück, denn zwei Männer kamen unaufgefordert in sein Zimmer. Der eine schloß die Tür hinter sich, und der andere hantierte an einem kleinem Gerät, mit dem er die Fernsehanlage gestört hatte. Im nächsten Augenblick sah Koskinen den Gang mit dem Gleitband. Der Mann mit dem Kasten ging weiter in den Raum hinein und stellte sich an eine Wand.
    Koskinen starrte abwechselnd von einem zum anderen der beiden entschlossen aussehenden Männer. Sie waren unauffällig gekleidet und offenbar an solche Situationen gewöhnt.
    „Was soll das?“ Koskinens Stimme wurde von den schalldichten Wänden geschluckt.
    „Sind Sie Peter J. Koskinen von der USAAS BOAS?“
    „Ja, aber …“
    „Militär-Sicherheitsabteilung“, sagte der Mann an der Tür und zog einen Ausweis aus der Tasche. Koskinen verglich das Bild mit dem Gesicht und spürte ein flaues Gefühl im Magen.
    „Ich verstehe das nicht.“ Seine Stimme zitterte dabei. Selbst nach fünfjähriger Abwesenheit wußte er, daß sich diese Abteilung nie mit gewöhnlichen Fällen beschäftigte. Er blickte zu dem anderen, doch der blieb anonym.
    „Was haben Sie heute vor?“ fragte der Mann an der Tür. „Haben Sie schon eine Verabredung getroffen?“
    „Nein.“
    „Um so besser. Wir werden Ihre Angaben überprüfen. Lügen Sie besser nicht; wir werden Ihre Aussagen mittels Psychotest prüfen.“
    Koskinen trat noch einen Schritt zurück. „Bin ich verhaftet?“
    „Wir nennen das Schutzhaft“, sagte der Mann, der ihm den Ausweis gezeigt hatte. Koskinen hatte den Namen Sawyer gelesen. „Wenn Sie keine Schwierigkeiten machen, hat das natürlich nichts zu bedeuten.“
    „Was habe ich denn getan?“ Koskinen wurde wütend. „Sie können mich nicht mit Drogen betäuben und dann ausfragen. Ich kenne meine Rechte.“
    „Sie waren lange nicht hier, mein Freund. Das Bundesgericht hat diese Methoden gestattet, wenn es um Landesverrat geht. Also wo ist er?“
    „Was?“ Koskinen wurde unsicher.
    „Der Apparat. Sie haben ihn mit Ihrem Gepäck aus der BOAS geholt.“
    „Ich habe nichts gestohlen!“ verteidigte er sich. „Ich wollte den Apparat nur zur Hand haben, wenn ich den Bericht … Sie müssen mir das glauben!“
    „Niemand hat Sie angeklagt, junger Mann. Der Apparat ist wichtig für uns, weiter nichts. Wer weiß sonst noch davon?“
    „Nur die anderen Mitglieder der Expedition.“ Koskinen beruhigte sich ein wenig. „Ich habe das Gerät hier im Nebenzimmer.“
    „Großartig! Holen Sie es!“
    Koskinen ging ins Nebenzimmer und drückte einen Knopf, woraufhin die Schranktür zur Seite glitt. Vor sich sah er seine Wäsche, ein
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