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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war
Autoren: Michael Schenk
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geschehe, entfällt, wenn Sie an die Maqui denken, deren einmalige Nahrungsaufnahme für einen Zeitraum reicht, der vier unserer Jahre entspricht.
    Betrachten Sie den Arterhaltungstrieb eines natürlichen Lebewesens und vergleichen Sie ihn mit dem positronisch eingeprägten Nachbaubedürfnis der speziell dafür vorgesehenen Roboter, mit ihrem mechanisch gespeicherten Auftrag, Artgenossen zu bauen. Einige Insektenarten, von Ihnen zweifellos als lebend angesehen, besitzen ebenfalls speziell ,ausgebildete’ Teams, die nur für die Erhaltung der Rasse zu sorgen haben.
    Bliebe noch der Herdentrieb.
    Beim Menschen ist der Herdentrieb so gut wie ausgelöscht. Er ist durch die zunehmende Spezialisierung der einzelnen Tätigkeiten und die daraus folgende Abhängigkeit ersetzt worden.“
    „Ich gebe zu, meine Damen und Herren“, dozierte er weiter, „daß mich der Erfolg meines Testes verblüfft. Ich habe Doktor Keith, oder besser ZZ 99 – 000 001, eine Bewußtseinsstufe gegeben, die allen bisher gebauten um zwei Grade überlegen ist. In meine Berechnungen muß sich aber eine unbekannte Größe eingeschlichen haben. Nicht nur sein Selbst-Bewußt-Sein ist um zwei Dimensionen vergrößert, sondern um zwei Potenzen auch sein Selbstbewußtsein.“
    Er ignorierte das Lachen der Senatoren.
    „Glauben Sie nicht“, fuhr er fort, „ich hätte ihm diese Anträge in Auftrag gegeben, um mich bei Mißlingen meines Planes zu sichern. Sie entstammen seinem ureigenen Antrieb. Ich weiß, daß von Ihrer Entscheidung in dieser Hinsicht das Urteil über mich abhängt, dennoch bitte ich Sie dringend, diesen seinen Anträgen nur stattzugeben, wenn Sie von dem Wert und dem positiven Ergebnis meines Testes ebenso überzeugt sind wie ich.“
    Keith wußte sicher, daß der Nachweis eines Lebens in den künstlichen Nachbildungen seines „Gottes“ nur ein logischer Schluß war, ein mathematisches Exerzitium. Er hatte nicht umsonst Emotionen. Er fühlte genau, daß der Mensch für alle Roboter unerreichbar fern war, fern wie einem verkrüppelten, häßlichen, alten Weib die zarte Schönheit und Jugend eines Kindes. O ja, er war schon so alt geboren worden, als er damals im Klinikum erwacht war, und er konnte nur ahnen, wie schön diese Jugend sein konnte.
    Aber er mußte diese mathematische Aufgabe lösen, er war gezwungen dazu. Corell durfte nicht den Weg in den Konverter gehen, denn Corell war sein Schöpfer und der seiner Brüder. Er, Keith, mußte einfach den Nachweis führen, und dennoch fühlte er, daß Leben, wirkliches Leben unerreichbar sein und bleiben würde, für ihn selbst, den einzigen ZZ 99, und für alle anderen Roboter.
     
    *
     
    „Ich möchte meinen Ausführungen noch - zwei weitere Kriterien hinzufügen. Auch sie beweisen, daß die Humanoiden unter das höchste Gesetz der Menschen fallen:
    Das Kriterium IV – Denken: die Menschen denken allgemein in Bildern und klischeeartigen Begriffen. Der Maquo, als zweite hochentwickelte Rasse im Kosmos, denkt in rein abstrakten Worten und Zahlen. Die Roboter denken in Zahlen und zahlengleichen Symbolen. Da aber jeder menschliche Begriff bei Robotern durch eigengesetzliche Zahlensymbole ersetzt ist, gleichen sich beide Denkformen nach dem Gesetz, daß zwei Werte untereinander gleich sind, wenn beide einem dritten gleichen.“
    Nur Betty schien Keiths bewußten Fehler zu bemerken.
    „Einen Augenblick, Doktor Keith!“ Stanley Rogers, einer der Senatoren, unterbrach ihn. „Soweit mir bekannt ist, denken Roboter deduktiv, Menschen jedoch überwiegend induktiv. Das widerspricht ganz eindeutig Ihren Ausführungen, Doktor Keith.“
    „Sie sind richtig informiert, Sir, jedoch schließt das eine das andere nicht aus. Überdies ist Betty gern bereit, Ihnen zu beweisen, daß sie sehr wohl induktiv zu denken vermag.“
    Keith wollte sich an Betty wenden, doch Senator Rogers winkte bestimmt ab.
    „Wir werden dies, wie alle Ihre Argumente, nachprüfen“, entgegnete er. „Aber es gibt Dinge, die Roboter durchaus nicht erschaffen können. Wissen Roboter zum Beispiel, was Schönheit ist?“
    Keith nickte. „Selbstverständlich, Sir. Sie haben, genau wie die Menschen, Phantasie und ein Schönheitsideal. Es ist in Schablonen verankert wie beim Menschen in der Geschmackserziehung. Roboter können sogar noch schneller ihren Geschmack wechseln als die Menschen.“ Er milderte aber seine ironischen Worte sofort und fügte hinzu, „und ihn der neuesten Mode anpassen.“
    Rogers gab sich noch nicht
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