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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war
Autoren: Michael Schenk
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Identitätspflicht der Roboter im Jahre 2810 gültig geworden. Meinen Informationen nach wurde es bis heute nicht aufgehoben. Vielleicht ist es Ihnen als Lex Weißstem bekannt.
    Doktor Keith ist als Beauftragter des Rates von Ihnen als Mensch anerkannt worden. Solange der ärztliche Befund des Gegenteils und der Beschluß des Obersten Rates fehlt, gilt Doktor Keith als Mensch.“
    Der Älteste Rat bestätigte die Worte Bettys.
    Stanley Rogers erkannte es an.
    Madame Szenczowska wandte sich an d’Auville. „Ich hoffe, Sie lächeln nicht, meine Damen und Herren“, begann sie zögernd, „wenn ich Ihre Ausführungen noch einmal mit einer unwesentlichen Zwischenfrage unterbreche.“ Ohne ZZ 99 anzublicken sagte sie: „Wenn ich richtig unterrichtet bin, gibt es doch einen wesentlichen Unterschied zwischen Mensch und Robot. Ich denke hier an eine Eigenschaft, die – so lächerlich sie hier und jetzt auch erscheinen mag – zumindest mir von überragend kultureller Bedeutung erscheint: die Fähigkeit – zu lachen, und die – zu weinen.“
    ZZ 99 hatte sie reglos angestarrt. Nun aber überzog sich sein glattes Gesicht mit einem sanften Lächeln. Ein Lächeln, das – wie er wußte – nur von der Verhaltensschablone vorgeschrieben sein konnte, das ihm aber unbewußt auch emotionell angebracht erschien. „Mein Kompliment, Madame“, entgegnete er langsam. „Es freut mich ehrlich, daß gerade Sie mit dem sicheren Instinkt des weiblichen Herzens genau die schwächste Stelle meiner Argumente erkannt und formuliert haben. Gestatten Sie mir den Ausdruck meiner größten Bewunderung.“ ZZ 99 verneigte sich. „Sie haben völlig recht, Madame“, fuhr er dann fort. „Ich muß zugeben, daß Roboter weder wirklich zu lachen noch echt zu weinen imstande sind. Ihre Gefühlsäußerungen sind nur verhaltensschematisch vorgeschrieben. Dies ist der einzig einschneidende Unterschied zwischen Mensch und Robot. Ich muß jedoch diesem Eingeständnis etwas hinzufügen, und ich bedauere es aufrichtig, daß es auf Ihre Entscheidung keinen Einfluß haben sollte. Es wäre das siebente Kriterium für die Anerkennung als Mensch, doch keins für die Anerkennung als lebendes Wesen. Denken Sie an die Maqui! Ich habe Frau Doktor Lembeck als Psychologin um ein Gutachten gebeten, das den Akten beiliegt. Bitte, lassen Sie sich von Beta 01 informieren.“ ZZ 99 schaute sich fragend um. „Haben Sie noch Fragen an mich, meine Damen und Herren?“
    Sie schüttelten verneinend die Köpfe und murmelten durcheinander.
    ZZ 99 hob die Hand, ehe er weitersprach. „Ich möchte abschließend noch einmal zusammenfassen: ich bin als Bürger berechtigt, Anträge im Rat zu stellen. Ich gelte juristisch noch als Mensch. Ich stellte den Antrag auf Gleichberechtigung aller Humanoiden, da sie intelligent und lebend sind. Daß sie die moralischen und ethischen Grundlagen der Menschheit anerkennen sowie deren Gesetze achten und einhalten, dürfte außer Zweifel stehen. Die Moral der humanoiden Roboter besteht aus ihren Grundgesetzen, wie des Menschen Moral die Erziehung ist. Hätten sie keine Grundgesetze, so würden ihnen – wie mir – durch die Vernunft geboten, diese Gesetze freiwillig zu achten. Wir haben den humanoiden Roboter über sieben Kriterien auf seine Ähnlichkeit zum lebenden Menschen untersucht. Sollten Sie zu dem Entschluß kommen, humanoide Roboter seien zu den lebenden Wesen zu rechnen, dann resultiert daraus der juristische und moralische Freispruch Professor Corells. – Ich lege unser aller Schicksal in Ihre Hände. Ich danke Ihnen für Ihre kritische Aufmerksamkeit.“
    ZZ 99 verneigte sich nach allen Seiten und bedankte sich bei Jerry und Betty. Dann schritt er aufrecht die breite Treppe zum Ausgang hinauf.
     
    *
     
    Die Sonne begann über dem Raumhafen als glühendrote, schwere Scheibe in die Wolkenbank zu sinken, die auf dem Horizont wie ein dunkles Schneefeld lag, und erweckte sie zu rosigem Leben. Ununterbrochen landeten die Raumschiffe der Mondbasis und stiegen mit ihrer kostbaren Fracht hinauf in den Abendhimmel, bis sie zwischen den ersten aufblitzenden Sternen verschwanden.
    ZZ 99 stand am Geländer des Daches und wartete auf einen Schrauber. Irgendwann in den nächsten beiden Tagen würde auch er den Weg zum Raumhafen gehen müssen. Wer würde schon darauf Rücksicht nehmen, daß ZZ 99 einen menschlichen Körper besaß, daß er Luft und atmosphärischen Druck, Nahrung und Sonne brauchte wie jeder Mensch. Er wußte, ein Spezialrobot
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