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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war
Autoren: Michael Schenk
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Vernunft zu überschreiten.
    ,Das ist es! Das ist der Mangel: das Gleichgewicht zwischen Vernunft und Gefühl ist gestört. Für Roboter gibt es keine Unlogik, kein chaotisches Meer der Gefühle. Es gibt keine Wellen, vor denen die Vernunft sich schützen muß. Ich bin zu vernünftig.
    … Lachen ist ein teils chaotischer, teils harmonischer Zustand … Gewiß! Es setzt die Harmonie Emotion – Vernunft und ein gewisses Maß chaotischer, unlogischer Umwelteinflüsse voraus.
    Die Menschen schufen uns in der Überbewertung des Logos, weil Sicherheit und Ordnung vor Leben ging. Deshalb lachen sie selbst auch so wenig. Wenn sie weiter in dieser Richtung gehen, begeben sie sich in Gefahr. Hoffentlich ist dann jemand da, der sie warnt. Meine Aufgabe ist es nicht mehr. Ich habe keine Aufgabe mehr.’
    ZZ 99 bettete Joans Kopf sorgfältig auf sein Knie. „Dieser Mensch konnte lachen und weinen.“
     
    *
     
    Als Professor Corell gegen Morgen vorbeikam, um Keith mitzuteilen, daß man ihn selbst freigesprochen und allen Humanoiden die Rechte der Menschen zuerkannt habe, saß ZZ 99 noch immer auf der Treppe vor den Trümmern des Hauses. In der einen Hand hielt er eine Spiegelscherbe, in der anderen eine zertretene Blume. Er zitierte Hamlets Aphorismen abwechselnd lachend und weinend – und bedeckte Joans toten Mund mit Küssen …

 
Nachwort
     
    „… die gesetzlichen Pflichten wurden seitdem von den humanoiden Robotern ausnahmslos, von den Menschen ohne grobe Verstöße eingehalten. Die Gemeinschaft zwischen Mensch und Humanoid hatte sich als außerordentlich produktiv erwiesen, obgleich häufig Spannungen auftraten. Die Gegensätze verschärften sich jedoch Anfang 2964 derart, daß am 19. 05. 2964 die Menschheit im ganzen System die Arbeit niederlegte, um in heftigen Demonstrationen die Abschaffung aller Roboter zu fordern …
    … Gleichwohl wurde am 21. 05. 2964 auf Antrag des einzigen ZZ 99 vom Obersten Rat des Systems Sol die Anerkennung aller humanoiden Roboter als gleichberechtigte lebende Wesen beschlossen …
    … Die große Evakuierung war am 22. 05. 2964 beendet. Vier Tage später wurde den Robotern Planet Regulas IV im Sternbild des Großen Löwen als Heimatplanet zuerkannt. Am 29. 08. 2964 gaben die Maqui, am 10. 09. des gleichen Jahres die Redboors ihre Zustimmung bekannt. 2969 waren im System Sol nur noch 1640 Roboter für Spezialzwecke, darunter ZZ 97 – 000 017, die Positronengehirne Beta 01 bis 04 sowie die positronischen Archive Alpha 01 bis 03 verblieben. Im gleichen Jahr wurde das Zentrale Institut für Robotik in London-Süd aufgelöst …
    … jedoch wird nach der, unter dem Namen ,Servilitäts-Note’ bekannten, Erklärung des derzeitigen bevollmächtigten Sprechers der Roboter, BYL 934 – 070 118 vom 18. 10. 4091 im Obersten Rat des Systems Sol und Sirius eine engere Zusammenarbeit mit den Humanoiden erwogen.
    Zusatzfrage:
    ZZ 99 war ein Roboter mit einem Selbst-Bewußt-Sein dritten Grades. Das positronische Gehirn war in den Körper eines Menschen eingebaut. ZZ 99 – es wurde nur ein Exemplar dieses Typs hergestellt – wurde von seinem Schöpfer, Professor Corell, am 21. 05. 2964 erschossen, weil er mehrbahnige Reaktionen zeigte. Alle Humanoiden nahmen genauen Lebenslauf und Lebenswerk von ZZ 99 in ihr Fundamentalwissen auf. Ende.“
    (Aus der Antwort des positronischen Archivs ‚Alpha 01’ vom 16. 05. 4602 – 03,1881 Uhr Terrazeit, auf Anfrage: Kurzer historischer Abriß der Entwicklung der humanoiden Roboter.)
     
    ENDE
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