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TS 63: Planet zu verschenken

TS 63: Planet zu verschenken

Titel: TS 63: Planet zu verschenken
Autoren: John Brunner
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normales Leben führen und wird immer wieder falsch auf die verschiedensten Umwelteinflüsse reagieren. Mit den Fremden ist es nicht viel anders.“
    Anty blickte ihn verständnislos an. „Ich kann den Zusammenhang nicht erkennen.“
    „Wirklich nicht? Sie kamen aus dem Schiff und kämpften, weil sie uns automatisch als Feinde betrachteten. Wir haben dagegen nach streng logischen Gesichtspunkten gehandelt. Ein kriegerisches Zusammentreffen mit einer anderen Lebensform muß unvermeidlich zu einer Katastrophe führen. Wir streben eine friedliche Zusammenarbeit an und halten uns für Idealisten, aber in Wahrheit wollen wir doch nur unsere eigene Haut retten. Wir denken nicht nur an die Zukunft, sondern an unsere eigene Sicherheit.“
    „Das ist doch menschlich“, sagte Anty.
    Counce sah ihn von der Seite an. Anty konnte mit seinem neuen Körper wirklich zufrieden sein. Vielleicht hatte Antys Aussehen wesentlich zu Ennis Gesundung beigetragen.
    „Sie sieht gut aus, nicht wahr?“
    „Wer? Enni? – Ja, sie ist reizvoll“, antwortete Anty und gab sich Mühe, seine wahren Gefühle zu verbergen.
    Counce lächelte nur wissend und wandte sich ab. Als er an Wus Büro vorbeiging, wurde die Tür aufgestoßen, und Wu winkte ihn heran. „Eine Neuigkeit von Ram!“ rief Wu. „Bassett ist uns auf der Spur! Seine Agenten ziehen Erkundigungen ein, wo Ram, Falconetta und die anderen beiden ihre Freizeit verbringen.“
    „Du meinst die beiden anderen, die ebenfalls bei Video-India beschäftigt sind?“
    „Wen denn sonst? Was machen wir nun?“
    „Wir werden Bassetts Agenten informieren.“
    „Bist du verrückt, Said?“
    „Ganz im Gegenteil. Bassett ist nicht dumm und arbeitet sehr schnell. Wir haben ihm einiges sagen müssen, um ihn überhaupt erst zur Mitarbeit zu bewegen. Wir mußten ihm dabei Hinweise geben, die er jetzt ausnutzen kann. Es läßt sich leider nicht ändern. Die Gefahr ist aber noch nicht sehr groß. Wir werden Bassett Teilinformationen zukommen lassen. Das wird ihn einigermaßen zufriedenstellen und von den wirklichen Problemen ablenken. Ram kann Bassett Informationen zukommen lassen, die ihn unweigerlich hierher locken werden.“
    „Aber wozu?“
    „Ich möchte ihn hier draußen haben, denn hier können wir unsere Bedingungen diktieren. Außerdem fasziniert mich dieser Mann. Ich erkenne mich selbst in ihm wieder. Ich war ungefähr in seinem Alter, als ich die entscheidende Entdeckung machte. Bassett ist ein ganz besonderer Mensch. Ich will mich nicht loben, aber ich muß gestehen, daß ich in seinem Alter genauso war. Allerdings denke ich anders als er. Wir haben die gleichen Fähigkeiten, aber grundverschiedene Ziele. Wenn er – wie ich – die Gelegenheit hätte, sein Leben beliebig zu verlängern und auf weite Sicht zu planen, hätte er die gleichen Möglichkeiten, aber ich bin davon überzeugt, daß er anders handeln würde. Die Menschen sind ihm gleichgültig. Trotz seiner Intelligenz ist er maßlos verblendet und denkt nur an Macht und Ruhm. Das macht ihn gefährlich. Ich möchte ihn hier auf Regis haben. Er wird kommen und nicht ahnen, was ihn hier erwartet. Keiner weiß das – nur ich.“
    Wu verstand zwar nicht recht, was Counce meinte, aber er nickte zustimmend.
    „In der Zwischenzeit werde ich mich um ,Freund’ kümmern. Ich werde das Gefühl nicht los, daß wir uns geirrt haben.“
    Wu sah Counce beunruhigt an. „Wie meinst du das?“
    „Falconetta hat sein Vertrauen gewonnen. Warum sollte es uns nicht gelingen, das Vertrauen seiner ganzen Rasse zu gewinnen? Wir wollten die Vereinigung mit den andern hinauszögern. Vielleicht ist das gar nicht nötig. Der Planet Ymir ist völlig entvölkert und wartet auf neue Siedler. Wenn wir den Fremden die Landung gestatten, werden sie das sicher als einen Beweis unseres guten Willens werten. Wir können vertraglich vereinbaren, daß sie den für sie geeigneten Planeten bekommen können, wenn sie unsere anderen Kolonien in Ruhe lassen. Wenn uns das gelingt, ist die Gefahr gebannt.“
    „Das klingt nicht schlecht“, sagte Wu nachdenklich.

 
19.
     
    Der Überlebende aus dem fremden Schiff hatte Initiative entwickelt und sich nach seinem Geschmack eingerichtet. Als Counce von der Transfax-Plattform in die kalte Polarluft trat, konnte er sofort den fremden Einfluß erkennen. „Freund“ hatte sich aus dem gefrorenen Boden eine Art Iglu gebaut. Vor der Hütte befand sich ein kleiner Garten, in dem trotz der Kälte fremdartige Pflanzen wuchsen.
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