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TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2

TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2

Titel: TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2
Autoren: Kurt Mahr
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diesem Stamm etwa die Frauen zu rauben, um ihn zu veranlassen, sich in tiefergelegenen Decks Ersatz zu suchen. Die Bevölkerung der tiefergelegenen Decks wird sich, wenn die Bedrohung ein gewisses Maß übersteigt, zusammenrotten, den Räubern folgen und dabei herausfinden, was es mit dem Schiff auf sich hat. Auf diese Weise wird jede schockierende Information von außen vermieden.
    4620 – Der Stamm ist gebildet und hat sich den Namen „Die Springers“ gegeben. Zumeist aus asozialen Elementen bestehend, muß er vorläufig mit Gewalt davon abgehalten werden, Raubzüge durch die unteren Decks ohne Not und gegen den eigentlichen Plan zu unternehmen.
    Soweit reichte die erste Serie der Aufzeichnungen. Val wußte nicht, daß noch weitere Serien existierten und daß es allein als Kommentar zu der Serie, die er soeben gelesen hatte, wenigstens zwanzig weitere Bücher gab.
    Gegen Ende der ersten Serie las er jedenfalls den Hinweis:
    Im Jahre 5002 faßt der Ewige Rat den für alle Zeit bindenden Entschluß: Diejenigen, die zum gegebenen Zeitpunkt das Schiff mit Hilfe des immer noch intakten Beibootes verlassen, müssen der naiven Bevölkerung des Schiffes angehören. Sie dürfen sich des Beibootes nicht gezwungenermaßen bedienen, sondern müssen es aus eigenem Entschluß benutzen. Das Beiboot wird vom Kommandostand aus so lanciert werden, daß es auf einen besiedelten Planeten mit dem größtmöglichen Maß an Wahrscheinlichkeit trifft. Die Reaktion der Bootsbesatzung auf dem Flug und die Begegnung mit fremden Menschen wird getestet und die so gewonnene Kenntnis bei der Vorbereitung der naiven Bevölkerung auf die bevorstehende Begegnung und das Ende der Reise verwertet. Der Ewige Rat faßt diesen Entschluß nach eingehender Unterrichtung durch den psychologischen Ausschuß und in vollem Bewußtsein der Verantwortung, die er für die beim heutigen Datum zwölfmillionenköpfige Schiffsbevölkerung trägt.
    Da war die Aufzeichnung zu Ende. Horp hatte dasselbe auf einem anderen Streifen gelesen.
    Fard war hinausgegangen, um zu rekognoszieren, wie er sagte.
    Horp starrte vor sich hin auf den Boden. Val beobachtete ihn aufmerksam. Er selbst war bereit, all das zu glauben, was er gelesen hatte; aber nichtsdestoweniger wollte er Horps Meinung hören.
    Manchmal war es nützlich, einen Skeptiker gegenüber zu haben. Leichtgläubigkeit machte den Menschen oft zum Narren.
    „Weißt du was?“ fragte Horp plötzlich: „Sie verhöhnen uns! Sie lügen uns etwas vor, damit sie leichter an uns herankommen können. Sie …“
    „Wer?!“ fragte Val überrascht.
    „Die Fremden. Oder wessen Bücher sind das hier?“
    Val gab zu, daß es plausibel war zu glauben, die Bücher gehörten den Fremden. Schließlich lagen sie in ihrem Teil des Schiffes aufbewahrt.
    „Wie kommst du darauf?“ wollte er wissen.
    Horp streckte die Hand aus.
    „Denk an Gerard. Gerard war auf dem besten Wege, die Wahrheit aus eigener Kraft zu erfahren. Und was geschah mit ihm? Soweit wir wissen, verschwand er eines Tages spurlos. Die Fremden haben ihn mit sich genommen, damit die Schiffstheorie nicht an die Öffentlichkeit komme. Dabei hätten sie auf diese Weise gerade das erreicht, was sie durch die Springers angeblich bezwecken. Warum also haben sie Gerard verschwinden lassen?“
    Val wußte es nicht; außerdem schien ihm Horps Einwand nicht übermäßig logisch.
    „Aber warum haben sie dann alle diese Bücher und Bilder …“
    Horp wurde ärgerlich.
    „Kannst du es nicht sehen?! Wahrscheinlich ist es richtig, daß wir in einem Schiff leben und daß dieses Schiff nicht die ganze Welt ist. Man kann das Schiff also wirklich verlassen und draußen wer weiß was finden. Vielleicht gibt es jenes Beiboot sogar tatsächlich, mit dem man auf die bequemste Weise aus dem Schiff hinauskommt. Aber alles andere ist wahrscheinlich Humbug. Die Geschichte von den Sternen und den Planeten, von anderen Menschen – solchen, die hinter uns zurückgeblieben, und solchen, die uns vorausgeeilt sind. Wenn wir das Schiff verlassen, finden wir wahrscheinlich dicht nebenan ein anderes Schiff, und auf der anderen Seite wieder eines … und so weiter. Das ist meine Meinung.
    Und diese Bücher hier haben wir nur zu lesen bekommen, damit wir wieder hinunterfahren zu unseren Leuten und ihnen die Köpfe verdrehen. Wenn dann jedermann nur noch auf unseren Bericht achtet und auf nichts anderes mehr, dann greifen die Fremden an und nehmen sich alles, was sie haben wollen. Und keiner wird
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