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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green
Autoren: Philip José Farmer
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durchzuschlagen versuchen, über die Berge zum Meer. Oder in die Berge selbst, wo sich viele entlaufene Sklaven aufhalten. Wie soll sie das wissen?“
    „Schon. Doch vergiß nicht, ich komme nach Tropat zurück. Und im nüchternen Zustand sind die Männer meines Klans zwar verschwiegen wie das Grab – trotzdem muß ich bekennen, daß sie alle notorische Trunkenbolde sind. Einer von ihnen würde bestimmt in den Schenken zu schwatzen anfangen.“
    „Ich werde mir das Haar schwarz färben und es kurz schneiden wie ein Tzatlam und ganz offen bei Euch anmustern.“
    „Du vergißt, daß du zu meinem Klan gehören mußt, um in die Mannschaft aufgenommen werden zu können.“
    „Hmm. Und eine Blutadoption?“
    „Die kann ich nur dann vorschlagen, wenn du etwas Besonderes zum Nutzen des Klans geleistet hast. Warte! Kannst du irgendein Musikinstrument spielen?“
    Ohne zu zögern, log Green: „Oh, ich bin ein ausgezeichneter Harfenspieler. Mein Spiel besänftigt die hungrigste Graskatze.“
    „Ausgezeichnet! Nun gut, hör zu und merk dir, was du in vier Wochen tun mußt, denn was auch kommt, in der Woche der Eiche, am Tag des Himmels, zur Stunde der Lerche, einer äußerst günstigen Zeit, setzen wir Segel …“

 
5.
     
    Green kam es vor, als hätte sich in den nächsten drei Wochen der Gang der Zeit verlangsamt, so träge kroch sie dahin. Und doch hätten diese Wochen schnell genug verstreichen müssen, waren sie doch angefüllt mit Plänemachen und Arbeit. Er mußte Miran in den vielen technischen Einzelheiten beraten, die beim Bau der Fischbehälter zu beachten waren, und dabei gleichzeitig die Herzogin bei guter Laune zu erhalten versuchen, eine Aufgabe, die sich als immer schwieriger erwies. Es war ihm unmöglich, sich den Anschein zu geben, als konzentrierten seine Gedanken sich ausschließlich auf sie, während er in Wirklichkeit verzweifelt damit beschäftigt war, seinen Plan nach Schwächen durchzugehen, viel zu viele fand und dann nicht minder angestrengt nach Wegen suchen mußte, sie zu beheben. Auf der anderen Seite gab er sich keinen Illusionen hin, daß es für ihn lebenswichtig war, die Herzogin weder zu langweilen noch sonst vor den Kopf zu stoßen, denn landete er im Gefängnis, wäre sein Traum von Rettung für immer ausgeträumt.
    Noch schlimmer war, daß Amra Verdacht zu schöpfen begann.
    „Du versuchst mir etwas zu verheimlichen“, beschuldigte sie Green. „Ich hätte dich für klüger gehalten. Ich weiß genau, wann ein Mann mich hintergeht. Was hast du vor?“
    „Glaub mir, der Grund dafür ist einzig der. daß ich todmüde bin“, entgegnete Green mit einiger Schärfe. „Alles, wonach mich im Augenblick verlangt, sind Ruhe und Frieden und hin und wieder ein paar ungestörte Stunden mit mir allein.“
    „So? Ist das wirklich alles? Erzähl mir doch keinen Unsinn.“
    Sie legte den Kopf auf die Seite und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Plötzlich sagte sie: „Du spielst doch nicht etwa mit dem Gedanken, davonzulaufen, oder?“
    Eine Sekunde lang stockte ihm der Atem.
    „Mach dich nicht lächerlich“, gab er zurück, bemüht, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. „Ich weiß sehr gut, was mich erwartet, wenn man mich wieder einlangen würde. Warum sollte ich zudem fortlaufen wollen? Du bist die begehrenswerteste Frau, die ich kenne …“ (Was der Wahrheit entsprach.) „Wenn es manchmal auch nicht gerade leicht ist, mit dir auszukommen …“ (Das konnte man wohl sagen.) „Ohne dich wäre aus mir hier nichts geworden …“ (Ebenfalls wahr; trotzdem konnte er nicht den Rest seines Lebens hier unter diesen Barbaren verbringen.) „Es ist einfach undenkbar, daß ich dich verlassen könnte.“ (Unaussprechbar, wenn auch nicht gerade undenkbar. Aber er konnte sie unmöglich mit sich nehmen, selbst angenommen, sie erklärte sich dazu bereit, aus dem einfachen Grunde, weil sie sich auf der Erde nicht zurechtfinden würde. Sie würde nur unglücklich werden. Überdies würde sie ohnehin nicht mitkommen, weil sie sich weigern würde, ihre Kinder zurückzulassen, höchstens versuchen würde, sie mitzunehmen, und dadurch seine ganzen Fluchtpläne durchkreuzen würde.)
    Offenbar hatte er durch dieses Gespräch erreicht, daß sie ihren Argwohn wieder fallen ließ. Zumindest sprach sie nicht mehr davon, und er war froh darüber, denn es zeigte sich als unmöglich, seine Verbindung zu Miran, dem Händler, und dessen geheimnisvolles Treiben, gänzlich zu vertuschen. Die ganze
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