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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green
Autoren: Philip José Farmer
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auch riskanten Ausweg, atmete Green auf. Er saß auf einer Bank neben dem Wehrgang einer der Palastmauern. Ober ihm funkelten Sterne von einer Pracht, wie er sie von der Erde her nicht kannte. Beide Monde des Planeten standen am Himmel, der größere am östlichen Horizont, während der kleinere gerade den Zenith überschritten hatte. Mondschein und Sternenlicht milderten Schmutz und Häßlichkeit der Stadt und Übergossen sie mit einem Schimmer von Romantik und Schönheit. Fast ganz Quotz lag im Dunkeln, denn eine Straßenbeleuchtung gab es nicht, und die Fenster waren gegen Diebe, Vampire und Dämonen fest verriegelt. Nur gelegentlich erhellte Fackelschein die dunklen Schlünde zwischen den hochragenden Häusern mit den vorspringenden Dächern.
    Hinter der Stadt lag die amphitheaterähnliche Rundung, die von den nach Norden abbiegenden Bergen und der Ziegelmauer gebildet wurde, die den natürlichen Windfang verlängerte. Eine breite Öffnung bildete die Einfahrt, durch die die Windroller mit gerefften Segeln herein- und hinausgeschleppt werden konnten. Dahinter begann übergangslos die große Ebene, als hätte von da an eine gewaltige Hand alle Hügel flachgedrückt und jede Unebenheit beseitigt.
    Als glatte Fläche erstreckte sich die grasbewachsene Xurdimur dem westlichen Horizont entgegen. Flach wie eine Tischplatte verlief sie über zehntausend Meilen nach Westen, nur hier und da unterbrochen von waldigen Dickichten, Ruinenstädten, Wasserlöchern, den Zelten kriegerischer Nomaden und den geheimnisumwitterten, aber zweifellos dem Bereich der Fabel angehörenden ,wandernden’ Inseln – großen Fels- und Sandhügeln, die, wie die Legende wissen wollte, aus eigenem Antrieb über die Ebene glitten. Wie typisch für diesen Planeten, dachte Green, daß die größte Gefahr für die Schiffahrt nur in den Köpfen seiner Bewohner herumspukte.
    Die Xurdimur war jedenfalls eine wahrhaft grandiose Naturerscheinung, zu der es seines Wissens nirgendwo eine Parallele gab. Nicht einer der zahlreichen Planeten, die den Männern der Erde bekannt waren, bot etwas Vergleichbares. Wie, so fragte sich Green, konnte die Ebene so glatt bleiben, wenn ständig von den erodierenden Hügeln und Bergen ringsum Sand und Erde auf sie herabgeschwemmt wurde? Auch der Regen hätte das Seine dazu beitragen müssen, die glatte Fläche der Xurdimur auszuwaschen und zu unterhöhlen.
    Noch eine weitere Erscheinung gab Anlaß zum Nachdenken: die Winde, die die gesamte Länge der Xurdimur bestrichen und die mit Rädern versehenen Segelschiffe vor sich hertrieben. Luftströmungen entstanden durch Druckunterschiede in der Atmosphäre, gewöhnlich infolge gegensätzlicher Erwärmung weit auseinanderliegender Gebiete. Aber wenn die Xurdimur auch ringsum von Bergen eingeschlossen war, so war sie doch über zehntausend Meilen hin so flach wie ein Brett. Nicht die kleinste Erhebung ragte darüber empor, nichts, was dem Luftstrom neue Stoßkraft gegeben hätte. Aber natürlich verstand er nicht viel von Meteorologie, und auch die Passatwinde, die über die Ozeane der Erde wehten, büßten ja auf ihrem Tausende von Seemeilen langen Weg nichts von ihrer ursprünglichen Gewalt ein. Ein Rätsel blieb es trotzdem.
    Eines stand jedenfalls fest, nämlich, daß die Xurdimur allen Naturgesetzen Hohn sprach. Genauso verblüffend, genauso widersinnig war allerdings die Gegenwart von Menschen auf diesem Planeten. Die Gattung homo sapiens lebte über die ganze Milchstraße verstreut. Wo immer die raumfahrenden Männer der Erde gelandet waren, sie hatten feststellen müssen, daß durchschnittlich jeder vierte bewohnbare Planet von Lebewesen ihrer eigenen Art bevölkert war. Der Beweis dafür fand sich nicht nur in der äußeren Ähnlichkeit von erdgeborenen und außerirdischen Menschen, er drückte sich vielmehr in ihrer Fähigkeit aus, sich untereinander fortzupflanzen. Erdmensch, Sirianer, Albireer, Weganer – die Herkunft war gleichgültig. Männer und Frauen verschiedener Planeten konnten miteinander Kinder zeugen.
    Selbstverständlich hatte man zahlreiche Theorien aufgestellt, um diese Erscheinung zu deuten, und alle gingen sie von der Annahme aus, daß in fernster Vergangenheit irgendwann und irgendwo einmal homo sapiens sich auf einem bestimmten Planeten entwickelt hatte, von dem aus er sich im Laufe der Jahrhunderttausende über die ganze Milchstraße verbreitet hatte. Auf irgendeine Weise mußte dann die Kenntnis der Raumfahrt wieder verlorengegangen und jede
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