Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
Wachstum gehemmt hatte, besaß er nun eine Körpergröße die fast um die Hälfte über der des durchschnittlichen Viertkasten-Menschen lag. Zudem war seine Hautfarbe auffallend hell. Er besaß, was man in früheren Zeiten eine gesunde Sonnenbräune genannt haben würde, im Gegensatz zu der fast braunschwarzen Haut der Leute, die im Licht der Stadt lebten.
    Es waren zwei Gründe, deretwegen er sich zu beeilen gedachte. Er konnte keinen Aufruhr gebrauchen; auch wenn er ihm nicht gefährlich werden konnte, mochte er ihn doch aufhalten und unter Umständen Leute auf ihn aufmerksam machen, von denen er nicht gesehen werden wollte.
    Schnell betrat er an der Kreuzung das langsamste Band des Kasten-Boulevards. Der neugierigen Blicke nicht achtend, die ihn von allen Seiten trafen, nun da er sich mitten in den brodelnden Verkehr der Stadt begeben hatte, sprang er mit kraftvollen Schritten von einem Beschleunigungsband zum andern und erreichte schließlich das erste Zentralband, auf dem sein Marsch vorläufig zur Ruhe kam.
    Er hielt sich am Geländer fest und sah sich um. Das Band war um diese Zeit gedrängt voll. Die Menschen kehrten von der Arbeit zurück und waren auf dem Wege zu ihren Wohnräumen. Hatten sie bisher stumpfsinnig vor sich hingestarrt, so wurden sie nun plötzlich unruhig und neugierig.
    Dicht neben Egan-Egan stand eine noch junge Frau mit einem vielleicht vierjährigen Kind an der Hand. Die Frau versuchte, von Egan-Egan abzurücken. Wegen des Gedränges auf dem Band gelang es ihr jedoch nicht. Der Junge dagegen hatte den Kopf gehoben und starrte Egan-Egan furchtlos und neugierig an.
    Egan-Egan sah, wie er sich zu seiner Mutter wandte und hörte durch das dröhnende Summen des Verkehrs einen Teil von dem, was er fragte:
    „… ein Mann aus der dritten Kaste, Mutter?“
    Die Mutter bemühte sich, die Frage zu überhören; aber der Junge ließ nicht locker. Schließlich legte sie ihm die Hand auf den Mund und machte:
    „Pschscht!“
    Dann sah sie zögernd zu Egan-Egan auf, ob er die Frage gehört habe. Egan-Egan lächelte sie an. Sie schien zu erschrecken. Mit einem Ruck wandte sie den Kopf und schaute in eine andere Richtung.
    Armes Mädchen, dachte Egan-Egan traurig. Wovor hast du Angst?
    Eine Leuchtschrift, die in der Luft zu stehen schien, kündete an, daß es Zeit zum Absteigen war für die Leute, die auf dem interregionalen Boulevard weiterfahren wollten.
    Egan-Egan nickte der Frau und dem Jungen zu, dann stieg er auf der anderen Seite auf das erste Bremsband, machte ein paar Schritte, wechselte über, bis er schließlich das äußerste Band erreicht hatte.
    Zugang interregionaler Boulevard hier, sagte eine zweite Leuchtschrift. Dicht neben dem Band, auf dem Egan-Egan fuhr, kam plötzlich aus dem bisher nackten Boden, der die beiden Fahrbahnen des Kasten-Boulevards voneinander trennte, ein neues hervor. Es bewegte sich mit der gleichen Geschwindigkeit, und Egan-Egan brauchte nur einen kleinen, unbalancierten Schritt zu machen, um hinüberzugelangen.
    Nach etwa hundert Metern begann das Band sich zu senken. Während die beiden Fahrbahnen des Kasten-Boulevards auf der bisherigen Höhe blieben, lief Egan-Egans Band in einen Tunnel mit beachtlicher Neigung hinein, um wiederum hundert Meter weiter schließlich eine weitausholende Kurve von neunzig Grad zu beschreiben. Der Tunnel weitete sich plötzlich und gab den Blick auf eine neue, riesige Fahrbahn frei. Sie war als einzelne Bahn so breit wie ein ganzer Boulevard. Sie besaß fünf Zentralbänder in jeder Richtung und war doch fast gänzlich unbelebt.
    So weit Egan-Egan schauen konnte, sah er vielleicht eine Handvoll Menschen. Sie waren zu weit von ihm entfernt, als daß er hätte erkennen können, ob sie sich um ihn kümmerten.
    Er sah zu, daß er das nach Süden führende Zentralband erreichte und machte es sich, .indem er sich an das Geländer lehnte, dort so bequem wie möglich, denn er hatte eine ziemlich lange Fahrt vor sich.
    Der interregionale Boulevard, memorierte er, diente im allgemeinen nur dem Zweck, alljährlich einmal die Bevölkerung der gesamten Stadt zum Fest der Erkenntnis auf den Platz der Erkenntnis zu den großen Spielen und Vorträgen zu bringen. Ähnlich wie der Platz der Erkenntnis und das umliegende Stadtviertel gehörte der interregionale Boulevard keinem Bezirk an, sondern unterstand der Autorität aller Koordinatoren gemeinsam.
    Während der übrigen Zeit des Jahres wurde der interregionale Boulevard kaum benutzt.
    Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher