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TS 24: Der galaktische General

TS 24: Der galaktische General

Titel: TS 24: Der galaktische General
Autoren: Isaac Asimov
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und behandle Sie deshalb als Gast. Aber
in Gegenwart meiner Offiziere und Mannschaften bin ich von nun an
‚Sir’ und nicht mehr ‚Mallow’! Und wenn
ich Ihnen einen Befahl erteile, dann springen Sie, oder ich lasse
Sie in Eisen legen. Haben wir uns verstanden?“
    Der Parteichef schluckte und sagte dann zögernd:
„Ich bitte um Entschuldigung.“
    „Okay! Hand drauf?“
    Tinter nickte, und sie schüttelten sich die Hände.
Dann meinte der Ältere: „Meine Absichten waren die
besten. Es ist nicht leicht, einen Mann auszuliefern, wenn man
weiß, daß er gelyncht werden soll. Dieser Gouverneur,
oder was er sonst war, kann ihn vor der Wut des Volkes nicht
retten. Das ist glatter Mord.“
    „Daran kann ich auch nichts ändern. Und
außerdem gefiel mir das Ganze nicht. Haben Sie es denn
nicht bemerkt?“
    „Was bemerkt?“
    „Dieser Räumhafen liegt mitten in einer ziemlich
unbewohnten Gegend. Plötzlich entflieht ein Missionar und
kommt hierher. Zufall? Eine Menschenmenge sammelt sich. Wo kommt
sie her? Die nächste Stadt ist etwas mehr als
hundertfünfzig Kilometer entfernt. Aber die Leute sind in
einer halben Stunde da. Wie geht das vor sich?“
    „Ja, wie?“ sagte Tinter.
    „Nun, zum Beispiel, indem man den Missionar herbringt
und ihn dann als Köder freiläßt. Unser Freund
Parma verstößt hier gegen die Gesetze von Korell und
gegen die Gesetze der Stiftung. Wenn ich ihm Asyl gewähre,
so ist das eine kriegerische Handlung gegenüber Korell, und
die Stiftung hat nicht das Recht, uns dabei zu
beschützen.“
    „Das – das ist aber doch ziemlich weit
hergeholt.“
    Der Lautsprecher kreischte wieder und unterbrach Mallow, der
gerade antworten wollte. „Sir, wir haben eine offizielle
Funkbotschaft empfangen.“
    „Sofort vorlegen.“
    Mallow nahm die Depesche aus der Hand der Ordonnanz und
überflog sie mit einem Blick. Er lachte.
    „So weit hergeholt war meine Idee also gar
nicht.“
    Er warf Tinter das Blatt zu und meinte: „Eine halbe
Stunde, nachdem wir den Missionar ablieferten, bekommen wir
endlich die sehr höfliche Einladung, die erhabene Gegenwart
des Kommdors zu genießen – nachdem wir sieben Tage
lang vergeblich darauf gewartet haben. Ich glaube, wir haben eine
Prüfung bestanden.“

 
4
     
    Kommdor Asper Argo war ein Mann des Volkes, wie er selbst zu
sagen pflegte. Die halb ergrauten Haare waren ungepflegt und
hingen ihm in langen Strähnen bis zu den Schultern. Sein
Hemd war schmutzig und ungebügelt.
    „Händler Mallow“, sagte er, „wir machen
uns hier nichts vor. Wir treiben keinen falschen Prunk. Ich
selbst bin nur der erste Bürger meines Staates; das bedeutet
der Titel Kommdor, und das ist der einzige Titel, den ich
führe.“
    Er schien das alles mit innerer Überzeugung zu sagen.
„Ja, ich betrachte diesen Umstand sogar als eine der
stärksten Bindungen zwischen Korell und Ihrer Nation. Soviel
ich weiß, erfreut sich auch Ihr Volk der Vorzüge des
republikanischen Systems.“
    „Genau das, Kommdor“, sagte Mallow mit Nachdruck
und dachte sich dabei genau das Gegenteil. „Ich glaube, das
spricht stark für eine Politik des Friedens und der
Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern.“
    „Frieden! Ah!“ Der spärliche Bart des
Kommdors zuckte in einer Grimasse der Freude. „Ich glaube,
es gibt sonst niemand in der ganzen Peripherie, dem das Ideal des
Friedens so am Herzen liegt wie mir. Ich kann von mir behaupten,
daß das Regime des Friedens hier nie unterbrochen wurde,
seit ich meinem Vater in der Regierung gefolgt bin. Vielleicht
sollte ich es nicht sagen – “ er hüstelte leise
– „aber mein Volk nennt mich ‚Asper, den
Beliebten’.“
    Mallows Blick wanderte über den großen gepflegten
Garten. Vielleicht standen diese Männer mit ihren Waffen nur
als eine Sicherheitsmaßregel gegen seine Person dort.
Verständlich – aber die mit Stacheldraht
umsäumten Betonmauern waren ganz offensichtlich erst vor
recht kurzer Zeit erneuert worden – und das sprach in
seinen Augen ein wenig gegen die Beliebtheit Aspers.
    Er sagte: „Dann ist es ein Glück, daß ich mit
Ihnen zu verhandeln habe, Kommdor. Die Despoten und Monarchen der
umliegenden Welten haben oft nicht die Qualitäten, die einem
Herrscher die Liebe seiner Untertanen verschaffen.“
    „Was wären das für Qualitäten?“
    „Zum Beispiel die Sorge um das Wohlergehen ihres Volkes.
Aber Sie verstehen das ja.“
    Der Blick des Kommdors
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