Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 20: Legion der Zeitlosen

TS 20: Legion der Zeitlosen

Titel: TS 20: Legion der Zeitlosen
Autoren: Charles L. Fontenay
Vom Netzwerk:
würde.
    Jetzt kam sie den Gang herab. Schnell zog Chaan eine kleine Schachtel aus der Tasche. Er steckte zwei Gummipolster in den Mund, die die Wangen dicker machten, klebte einen Schnurrbart auf die Oberlippe, sprühte sich eine Flüssigkeit in die Augen, die deren Farbe änderte, und färbte sich das Haar. Er war sehr froh, daß er seine Uniform nicht angezogen hatte.
    Dann wandte er sich an die Männer hinter ihm.
    „Ich weiß, wer Sie sind“, sagte er drängend. „Einer von Ihnen muß den Platz mit mir wechseln.“
    Es wurde keine Frage gestellt. In einem Augenblick war der Platzwechsel vollzogen.
    Illita kam zwischen den Sitzreihen herab und ließ sich auf Platz 31 nieder. Sie blickte sich überall um. Chaan hielt den Kopf gesenkt. Wäre er auf seinem gewöhnlichen Platz gewesen, so hätte sie ihn vielleicht unter seiner Tarnung erkannt, so aber bemerkte sie ihn nicht.
    Die Musiker kamen auf die Bühne. Einen Augenblick herrschte in dem großen Amphitheater tiefste Stille. Dann hob der Kapellmeister den Taktstock, und kurz darauf durchströmten die einleitenden Klänge zu „Jenseits der Sterne“ das weite Rund des Theaters.
    Chaan lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück und ließ sich von der Musik gefangennehmen. Dies war ein guter Abschied für ihn. Die Geigen schrien die Einsamkeit des Alls hinaus, die Hörner brachten den steten Drang des Menschen nach der Eroberung der Sterne hinein. Dann grollten die Trommeln immer lauter ihr triumphierendes Thema in dieser gewaltigen Erzählung von den Taten menschlichen Geistes.
    Das war der wirkliche Ruf, der ihn zur Legion trieb. Dies war die wirkliche Gewalt, die das All über ihn hatte. Es war die erregende Lockung des Abenteuers, der freie Ritt auf dem Kamm von Raum und Zeit, weit über der niedrigen Geschäftigkeit der Menschheit auf den Planeten.
    Er öffnete die Augen und sah Illitas schwarzen Kopf direkt vor sich. Sie schluchzte. Plötzlich fühlte er sich beschämt und empfand großes Mitleid mit ihr. Er erhob sich und verließ das Amphitheater mitten im ersten Satz der Symphonie.
    Auf dem Weg zum Hauptquartier riß Chaan sich den Schnurrbart ab und nahm die Gummipolster wieder aus dem Mund. Als er dort in seiner Unterkunft ankam, wusch er die Farbtönungen aus Augen und Haar. Jetzt hatte er wieder blaue Augen und sandfarbenes Haar. Er schlüpfte in seine Raumfahrerkombination, prüfte sein Gepäck und stieg dann in den Fahrstuhl. Auf einem Untergrundtransportband fuhr er zum Raumhafen.
    Aus dem Kontrollgebäude trat er auf die weite Fläche des Hafens hinaus. Er erstreckte sich als riesiges Oval unter dem violettweißen Himmel von Greyhound. Am Rande des Ovals waren etwa fünfzig Schiffe abgestellt. Sie reichten von stumpfnasigen G-Booten mit Tragflächen, die den Zubringerdienst von der Oberfläche zu den neueren kugelförmigen Antigravitätsschiffen versahen, die direkt zwischen den Planeten verkehrten, bis zu den althergebrachten Raumschiffen.
    Chaans Scoutschiff unterschied sich deutlich von all diesen Fahrzeugen. Es wurde gerade in der Mitte des Raumflughafens startklar gemacht. Es war nadelförmig und stand auf dem Heck. Sein scharfer Bug zeigte auf die unsichtbaren Sterne.
    Chaan nahm einen Wagen, der ihn über das Flugfeld zu seinem Schiff brachte. Er wurde bereits von der fünfköpfigen Mechanikergruppe erwartet. Die Mechaniker trugen ihre verschmierten Overalls, während der Raumkommandoinspektor in eine Toga gekleidet war. Chaan begrüßte sie und nahm dann vom Inspektor die Prüfliste entgegen.
    Er ging die ganze Liste mit dem Inspektor durch. Alles schien in Ordnung zu sein.
    Chaan gab jedem der sechs die Hand und ging über die kurze Rampe in das Schiff hinein. Die sechs hatten sich in einer Reihe aufgestellt und winkten ihm zum Abschied zu, als er in der Luke verschwand. Er grüßte und legte dann den Hebel um, der die Rampe in das Schiff einzog und die Luftschleuse schloß.
    Er kletterte die kurze Leiter hinauf, die in den unteren Kontrollraum führte und beobachtete, wie die sechs Männer in die beiden Wagen kletterten und über das Flugfeld zum Kontrollgebäude davonrollten. Er drückte auf den Knopf, auf dem „Startklar“ stand. Ein grünes Licht auf dem Armaturenbrett begann langsam zu blinken, und kurze Zeit später kündigte der Lautsprecher an: „X minus fünf Minuten …“
    Chaan ließ sich in den Sessel vor dem Armaturenbrett fallen. Monoton drangen die Ansagen aus dem Lautsprecher. Der Zeitpunkt seines Starts rückte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher