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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert
Autoren: J. T. McIntosh
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meine Boten hätte vermuten können.
    „Kannst du mir sagen, wer noch mitkommt?“ fragte mich Pat. Ich sagte es ihr.
    „Du hast gut gewählt“, meinte sie.
    Ich war sehr erleichtert. Pat mußte es wissen.
    „Aber was ist mit Leslie?“ fragte sie plötzlich stirnrunzelnd.
    „Es war immer meine Absicht, entweder dich oder Leslie mitzunehmen, nicht euch beide.“
    Jetzt machte sie ein überraschtes Gesicht. „Aber warum dann mich?“
    „Pat, du hattest immer eine schlechte Meinung von dir selbst, und das mit Recht. Es ist nicht viel an dir dran, abgesehen von deinem Äußeren. Aber das Traurige ist, daß mit anderen Leuten noch weniger los ist. Deshalb kommst du mit.“
    „Weniger als mit mir?“ murmelte sie. „Das ist schade.“
    Diese alltägliche Bemerkung schien mir das Lächerlichste zu sein, was ich seit Monaten gehört hatte. Ich war am Rande der Hysterie und lachte, bis mir alles wehtat.
    Sammy kam herein. Ich gewann meine Fassung zurück.
    „Schön, daß Sie kommen, Sammy“, sagte ich. „Sie fahren mit zum Mars.“
    Er nickte. Wieder einer, der nicht überrascht war. „Ich dachte es mir“, sagte er, „weil Mortenson tot ist.“
    „Tot?“ rief ich.
    „Haben Sie das noch nicht gewußt? Ich dachte, sie hätten aus dem Fenster geguckt.“
    „Wer hat ihn getötet?“
    „Ich. Wenn Sie nicht gesehen haben, was er getan hat, dann fragen Sie mich bitte nicht danach. Ich hatte schon immer einen schwachen Magen. Und Pat?“
    „Sie kommt auch mit.“
    Er nickte wieder. Aber seine Gedanken waren noch bei Mortenson. „Unglaublich, wie schnell so etwas die Menschen verändert“, sagte er.
    Pat lachte unbekümmert. „Die Menschen verändern sich nicht, Sammy. Niemals. Es kommt nur ihre wahre Natur zum Vorschein, oder wir haben sie zuerst nicht richtig gesehen. Das ist alles.“
    „Zerbrecht euch darüber nicht den Kopf“, sagte ich, „wir haben keine Zeit. Hören Sie zu, Sammy. Sie haben wahrscheinlich ein Gerücht gehört, daß ein Flugzeug die zehn Leute im Park abholen soll.“
    Sammy nickte. Ich fuhr fort: „Es kommt tatsächlich ein Flugzeug, aber das ist nur ein Ablenkungsmanöver. Das Flugzeug begleitet nur einen Hubschrauber, der ungefähr zur gleichen Zeit auf dem Markplatz landen wird. Alle Leute sind dann im Park, zum mindesten die Unruhestifter. Die anderen acht, die mitfahren, wissen es jetzt auch schon. Sie brauchen nur zum Marktplatz zu kommen.“
    Schon hörten wir ein schwaches, aber deutliches Flugzeuggeräusch.
    „Es kommt zu früh“, sagte Sammy.
    „Nein. Es muß herumkurven und Runden fliegen, damit alle Leute meinen, es sei das Flugzeug, von dem sie gehört haben, und sie brauchten nur aufzupassen, wo es landet – im Park, oder woanders. Es kann nichts passieren, Sammy, wenn nicht zu viele Leute schlau sind und merken, daß sie getäuscht werden.“
    Es folgten lange, spannungsgeladene Minuten. Dann stand ich auf. „Kommt“, sagte ich.
    Das Schlimme war, daß die Menschen mich mit ziemlicher Sicherheit im Hotel vermuteten. Das einzige, was sie fortlocken konnte, war die Überzeugung, daß ich ihnen irgendwie entwischt war. Ich hatte getan, was ich konnte, hatte Leuchtfeuer am Pavillon entzünden lassen, die in ganz Simsville zu sehen waren und jedermann vermuten lassen sollten, ich sei im Park und signalisiere dem Flugzeug.
    Wir hörten das Flugzeug im Park landen. Mutig wagten wir uns auf den Marktplatz hinaus.
    Es lagen Leichen auf dem Platz. Der Hubschrauber landete zwischen ihnen. Ich sah Mortenson daliegen, die Hand nach einem Revolver ausgestreckt, den er nicht mehr erreicht hatte.
    Wir rannten zum Hubschrauber, und ich sah Harry Phillips mit Bessie auf dem Arm, Betty und Morgan Hand in Hand.
    Pat schrie auf.
    Ob Mortenson nicht ganz tot oder nur betäubt gewesen war – jedenfalls lebte er und hatte den Revolver in der Hand. Ich sah Sammy nach dem seinen greifen und noch einmal auf Mortenson anlegen, aber ich wußte, daß es zu spät war. Mortenson hatte sich Zeit genommen und zielte sorgfältig. Er hätte auf jeden von uns schießen können – Sammy, der ihn niedergestreckt hatte, oder mich, ohne den niemand aus Simsville leben würde, und alle würden mit Mortenson sterben, der selber nicht leben durfte.
    Aber er wählte Pat. Irgend etwas in seinem verbohrten Hirn ließ ihn auf das Mädchen schießen, das ihn liebte.
    Mortenson und Pat starben zusammen. Beide Schüsse trafen ihr Ziel. Pat fiel, und Mortenson lag still.
    Ich kann meine Handlungsweise nicht
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