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TS 09: Kinder des Weltalls

TS 09: Kinder des Weltalls

Titel: TS 09: Kinder des Weltalls
Autoren: E.C. Tubb
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zu spüren.
    Ein Licht blinkte vor ihnen auf. Bosco beantwortete das Signal, und wenige Sekunden später waren sie bei dem Rest der Verfemten. Jay betrachtete sie interessiert und begegnete den neugierigen Blicken. Bosco gab einige »Erklärungen ab, dann setzte die ganze Gruppe ihren Weg durch den eisigen Korridor fort.
    Es wurde immer kälter, aber die Schwerkraft blieb die gleiche. Daran erkannte Jay, daß sie einen der Verbindungstunnel entlanggingen, die neben der Zentralachse verliefen. Sie legten eine lange Strecke zurück, als Bosco vor einer Tür haltmachte.
    „Rührt nichts an, was ihr dahinter auch sehen mögt.“ Er wies auf die Verschlußluke. „Die übrigen wissen Bescheid, ihr aber seid neu. Merkt euch: Rührt auf keinen Fall etwas an!“
    Er schaltete seine Handlampe aus, als die Luke sich öffnete, und Jay blinzelte in strahlendes Licht. Bosco faßte Jay an der Hand und zog ihn in den riesigen Raum hinein. „Gehen wir weiter, bevor wir erfrieren.“
    Immer noch geblendet, folgte Jay ihm. Plötzlich stolperte er über einen kübelähnlichen Behälter, die in langen Reihen auf dem Fußboden standen. Als Jay, um nicht hinzufallen, sich an dem Rand eines solchen Behälters festhielt, starrte er direkt in das Gesicht eines Toten.
    Er ruhte unter einer Zellophanhülle, still, unbeweglich, mit leichtgeöffneten Lippen und geschlossenen Augen. Der Körper war nackt und von einer wächsernen Bleichheit.
    Jay hatte schon vom Tiefschlaf gehört, aber er wußte nur, daß man Säugetiere, Vögel, Fische und Insektenfresser in Tief schlaf versenkt hatte, um sie am Endpunkt der Reise wieder aufzuwecken. Niemals hätte er gedacht, daß man auch Menschen in tiefer Bewußtlosigkeit dahindämmern lassen konnte. Nach seiner Annahme mußten diese Menschen tot sein.
    Er konnte nicht ahnen, daß hier in diesen langen Kübelreihen die Hirne, das technische Wissen, die angesammelten Erfahrungen einer Welt ruhten, die dreihundert Jahre zurück und Millionen von Meilen entfernt lag. Hier ruhten die Technologen, die Atomphysiker, die Raketenpiloten, die Geologen, die Mineralogen und die Spezialisten aller anderen Zweige wissenschaftlicher Erfahrungen. Sie ruhten hier im Tiefschlaf von dem Augenblick an, als das Schiff die Erde verlassen hatte, bis zu dem Tag, an dem es sein geheimnisvolles Ziel erreichte.
    Als er Bosco ansah, der ungeduldig auf ihn wartete, waren seine Augen leer und verständnislos.
    „Warum kommst du nicht weiter?“
    „Diese Männer hier“, stammelte Jay. „Die sind doch alle tot. Warum hat man sie nicht zu den Umwandlern geschickt? Warum hebt man sie auf?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Bosco nachdenklich. „Ich habe mir schon selbst darüber Gedanken gemacht. Soweit ich weiß, gibt es nur einen Mann, der diese Frage beantworten kann.“
    „Und das ist?“
    „Der Mann, zu dem wir jetzt gehen. Der Kapitän.“
    Jay war durch die vielen seelischen Schocks so betäubt, daß er nicht einmal überrascht sein konnte.

 
Kapitel 14
     
    Der Bildstreifen brachte Szenen aus dem Alltagsleben der Erde, Bilder von einem Bauernhof mit Tieren, Pflanzen, Maschinen und glücklichen, arbeitsamen Männern und Frauen. Malick lächelte, als er es sah. Die Kinder würden denselben Lehrfilm sehen. Das Erinnern werden an den Planeten ihrer Herkunft war ein wesentlicher Teil des Erziehungssystems auf dem Schiff.
    Die Szene wechselte: Schnitter kletterten auf ein von Tieren gezogenes Fahrzeug, und der Film zeigte ihre Gesichter in Großaufnahme. Die Frauen waren jung, gesund und lachten vor Freude. Die Männer waren eben falls jung und kräftig. Aber der Fahrer … Malick fühlte sich fast körperlich elend.
    Der Schock eines unerwarteten Anblicks bewirkte das. Der Fahrer war nach Wuchs und Haltung durchaus normal, aber er zeigte etwas, was der Eugeniker vorher niemals gesehen hatte: Weiße Haare, gefurchte Gesichtszüge, knorrige Hände.
    Der Mann war alt.
    Der Bildschirm erlosch, als Malick den Schalter betätigte und den Hörer abnahm. „Gregson?“
    „Am Apparat.“
    „Hier ist Malick. Ich habe einen neuen Bildstreifen gesehen. Einen, der für Kinder übertragen wurden. Er zeigte einen alten Man. Verstehen Sie das, Gregson? Einen alten Mann!“
    „Woher wissen Sie das?“ Gereizte Ungeduld lag in der Stimme des Chefs. „Haben Sie jemals einen alten Mann gesehen?“
    „Natürlich. Quentin ist alt, nicht wahr? Und ebenso sah der Mann auf dem Bildstreifen aus. Gregson, ist Ihnen nicht klar, was das bedeuten
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