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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Autoren: Subina Giuletti
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seine. Dann: Ein tiefer Atemzug. Die Entscheidung war gefallen. Und wie auf Knopfdruck stellte sich in ihm majestätische Ruhe ein.
    Es war nun für alles zu spät.
    Alles, was war, war hiermit vorbei.
    Kurz schloss er die Augen.
    Und die Tür schob sich langsam auf.

Sonne im Gesicht
    Ich mag Menschen. Oft sitze ich irgendwo, spüre die Wärme der Sonnenstrahlen auf meinem Körper und beobachte sie.
    Sehe ihre Gesichtszüge, die Augen, den Ausdruck darin, Lippen, Nase, Hautfarbe... diese unerschöpflich komplexe Symphonie individueller Gestaltungsmöglichkeiten. Und dann frage ich mich, warum Menschen so aussehen, wie sie aussehen. Warum sie sich genauso kleiden, wie sie es tun, warum sie sich so und nicht anders wohlfühlen.
    Ich betrachte mir, was sie bei sich tragen, wie sie ihre Füße setzen, wie sie reden, schweigen, laufen, wie die Arme schwingen, und ob das alles miteinander harmoniert. Sinniere darüber, was sie zu all diesen Bewegungsmustern gebracht haben mag. Was die Leute so denken. Wie diese Gedanken exakt diese Verhaltensmuster hervorgerufen haben. Woher ihre Denkweise kommt.
    Und dann würde ich am liebsten mit ihnen gehen, so als Fliege auf der Schulter, möchte wissen, wie sie wohnen, welche Gewohnheiten sie haben und warum. Möchte wissen, wie sie als Babys und Kinder waren, was sie erlebt haben, ob es Schlüsselerlebnisse gab und welche Meinung sie über die unterschiedlichsten Dinge des Lebens haben. Und ob sie jemals einen anderen Plan für dieses hatten.
    Vor allem aber möchte ich wissen, ob sie glücklich sind. Und wenn ja, was sie darunter verstehen und was sie glauben, was sie zu ihrem Glück führt. All das interessiert mich.
    Ich finde Menschen faszinierend.
    Jeder ist eine unendliche Geschichte. Und es gibt Milliarden von Geschichten. Es heißt, wir kommen alle aus derselben Energie, sind alle aus dem gleichen Stoff gemacht...umso mehr begeistert mich die Ausdrucksvielfalt des Ursprungs.
    Egal, wo ich bin – ich glotze.
    So unauffällig ich es auch tue – es ist erstaunlich, wie schnell Menschen sich beobachtet fühlen. Und wie genau sie wissen, woher die Blicke kommen. Auch, wenn sie nicht gleich den Beobachtenden ausmachen können, erahnen sie ihn und wenden sich meist in die richtige Richtung. Trotz fortschreitender Denaturierung funktioniert dieser unser Urinstinkt noch äußerst präzise.
    Und manchmal ist das der Beginn einer wunderbaren Geschichte.

Apfelstrudel
    Die Frau wirkte etwas genervt. Sie war klein und rundlich, hatte stämmige Beine in Bermudajeans, die über knolligen Knien endeten, eine füllige Oberweite, gepresst in ein Top, mit dem Schriftzug „Hawaii“, quer über dem Busen. Ihr nicht mehr ganz blondes Haar war kurz und kraus und sie hatte ein echtes Hausfrauengesicht. Ich schätzte sie so auf 55 Jahre. Man sah ihr an, dass sie energisch war, und auch, dass ihre momentane Gereiztheit nicht ihrer Natur entsprach – dazu wirkte sie insgesamt zu mütterlich.
    Unschlüssig schaute sie immer wieder auf ihren Zettel, zerknitterter Indikator innerer Anspannung. Ihr Blick glitt über die schier unerschöpfliche Auswahl verschiedener Sorten Äpfel in der Bioabteilung des Supermarktes, während ihre Lippen sich zu leisen Selbstgesprächen bewegten.
    Nach einem kurzen Schnaufen entschloss sich die Frau zur Tat. Sie holte sich mehrere Tüten von der Rolle, zog sich die obligatorischen Plastikhandschuhe über und fing an, verschiedene Sorten Äpfel in ihren Einkaufswagen zu schichten. Rote, gelbe, grüne, säuerliche, süße.
    Ich weiß nicht, was meine Aufmerksamkeit auf genau diese Frau gelenkt hat. Der Laden war gut besucht. Viele Menschen schoben ihre Wägen durch die Reihen, warfen ab und an eine Tüte in den Korb. Doch unter all den gelifteten und gestylten Gesichtern und Körpern in diesem Edel-Nobel-Schicki-Micki-Laden war sie mit Abstand der am normalsten aussehende Mensch. Vielleicht zog das mich an.
    Ich stand an der exotischen Seite des Obststandes, bei den Kiwis, Papayas und Stinkfrüchten und tat das, was ich so gerne machte: Glotzen. Bereits drei Sekunden später wanderte ihr Blick zu mir. Sie hatte mich schnell entdeckt. Mit unschuldig nach unten gesenktem Blick friemelte ich mir eine Plastiktüte ab und begann, mich um meine eigene Vitaminversorgung zu kümmern. Die Frau beachtete mich nicht weiter. Eine Tüte Äpfel nach der anderen wanderte in ihren Einkaufswagen, der, als sie fertig war, allein davon schon halbvoll war. Ich konnte nicht umhin, ihr
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