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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Autoren: Subina Giuletti
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einen erstaunten Blick zuzuwerfen und unsere Augen trafen sich erneut.
    „Wow, Sie scheinen eine Apfelschlacht vorzuhaben“, lächelte ich und erntete ein breites, lachfaltenreiches Grinsen.
    „Das kann man so sagen“, antwortete sie und schob ihren Wagen etwas in meine Richtung. „Ich muss Apfelkuchen backen, genauer gesagt, dieses deutsche Gericht… Apfel…Apfel...“, altersweitsichtig hielt sie den Zettel auf Abstand.
    „Tarte…oder Strudel?“, half ich nach.
    „Genau! Strudel! Apfelstrudel! Die Kinder haben das in Deutschland gegessen und es sich als Dessert gewünscht.“ Sie seufzte laut. Ihre amerikanische Version von „Strudel“ hörte sich lustig an. Schdrüdl.
    „Apfelstrudel ist lecker“, sagte ich. „Und einfach. Ich hab ein super Rezept für Strudelteig… wenn man das Mehl mit Essigwasser mischt und…“
    „Sie können Strudel backen?“, fragte die Frau plötzlich sehr interessiert.
    „Klar“, antwortete ich leichthin. „Hab ich oft für meine Kinder gemacht. Apfelkuchen, Beignets, Strudel…“
    „Wirklich!“, rief sie erfreut und hielt mir den Zettel so nah ans Gesicht, als ginge sie davon aus, dass ich das nötig hätte. „Würden Sie mir helfen? Sehen Sie...hier steht... säuerliche Äpfel! Welche Äpfel sind säuerlich?“
    Ich schaute auf die Auslagen und auf ihren Einkaufskorb. Der Vollprofi in Apfelkunde war ich sicher nicht, aber immerhin erkannte ich ein paar Sorten, die nicht ganz unter ihre Anforderung fielen.
    „Okay, die hier... können raus aus Ihrem Wagen...aber diese lassen sich besonders gut verarbeiten...und nehmen Sie genügend Zitronen mit...“
    Gemeinsam mischten wir das Sortiment in ihrem Einkaufswagen neu. Die Wangen der Dame hatten sich gerötet und ihre Augen blitzten freudig.
    „Könnten Sie mir Ihr Rezept für Strudelteig geben?“, fragte sie. „Ich lade Sie auch gerne zu einer Tasse Kaffee ein.“
    Mit einer Geste wies sie auf den Bistrobereich des Supermarktes.
    „Aber natürlich“, sagte ich. „Aber Sie müssen mich deswegen nicht…“
    „Ach, papperlapapp, das machen wir jetzt“, antwortete sie resolut „Ich bin Linda. Linda Braxton.“
    Sie schaute mich fast lauernd an, als sie ihren Namen nannte, worauf ich mir keinen Reim machen konnte. Aber hieß es nicht, dass jeder Amerikaner seinen Psychiater hatte? Wer wusste schon, welche Paranoia die Leute mit sich herumtrugen? Doch Linda schien sonst alles andere als neurotisch zu sein. Sie drückte mir jedenfalls erfreut die Hand.
    „Chirelle“, sagte ich und reichte, auf ihren abwartenden Blick reagierend, ein: „Sandler“, nach. „Chirelle Sandler.“ Ich sprach es englisch aus und genoss es, dass mein Vorname hier in Amerika keine hochgezogenen Augenbrauen hervorrief.
    Wir blieben also zusammen, zahlten unsere Sachen an der Kasse, suchten uns einen gemütlichen Tisch in der Cafeteria und bestellten Cappuccino. Linda war sympathisch und freundlich. Sie personifizierte nicht diese oberflächliche, „ich bin dein Freund, aber ich meins nicht wirklich ernst“ – Mentalität, die ich nicht sonderlich mochte, sondern eine wohltuende, echte Herzlichkeit.
    Sie erzählte mir, dass sie Verwalterin eines großen Haushaltes sei, bei einer Familie mit drei Kindern und jeder Menge Personal für Garten und Haus, was eine gewisse Logistik erfordere. Ihr Boss sei sehr auf Naturkost bedacht und bestehe auf frische Zubereitung. Keine Tiefkühlkost, keine Fertigprodukte, wenig Fleisch. Vor allem bei den Kindern achte er auf gesunde Ernährung, berichtete sie, er selbst esse so wenig, er sei so dünn und werde immer dünner…dabei habe er doch gleich zwei Köche, die allerdings auf ayurvedische Kost spezialisiert seien.
    „Das essen die Kinder nicht immer so gerne“, verriet sie mir, „und wenn es um deutschen Apfelstrudel geht... dann sind die beiden eben aufgeschmissen…“
    Ich lachte. „Und jetzt sind Sie damit betraut worden.“
    „Jein“, seufzte sie, „ich hab den Kindern Apfelstrudel versprochen und dabei den Mund zu schnell und zu weit aufgerissen. Aber ich hab noch keinen gemacht und bin ja auch für Arbeiten in der Küche gar nicht zuständig... um ehrlich zu sein – ich kann nicht mal anständig kochen!“
    Ich nahm Kugelschreiber und Block aus meinem Rucksack und merkte, wie die Frau anfing, mich genauer zu mustern, als ob ihr jetzt erst bewusst wurde, mit einem völlig fremden Menschen in einem Supermarkt Kaffee zu trinken. Ich ließ mir nichts anmerken (ich hatte für so was
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