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Trust Me - Blutiges Grauen

Trust Me - Blutiges Grauen

Titel: Trust Me - Blutiges Grauen
Autoren: Brenda Novak
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mich nicht zu besuchen?”
    Die plötzliche Erwähnung von Jane Burke überraschte David. Oliver Burke hatte vorher nie über seine Frau sprechen wollen. Warum heute? “War sie nicht hier?”
    “Ich habe sie nach den ersten drei Monaten nicht mehr gesehen.” Er studierte seine Fingernägel, die wie immer ordentlich manikürt waren. “Ich wollte nicht, dass sie herkommt, wenn man sie dann schikaniert.”
    David beschloss, auf das Spiel einzugehen und ihn reden zu lassen. “Wieso sollte sie jemand schikanieren?”
    Er spitzte die Lippen. “Sie kennen die Regeln. Es ist nicht erlaubt, irgendwelche Jeanskleidung anzuziehen, um nicht mit einem Häftling verwechselt zu werden. Keine Shorts, die mehr als fünf Zentimeter Schenkel zeigen, keine engen Blusen, die die Figur betonen. Verdammt noch mal, keinen Bügel-BH! So was tragen doch alle Frauen heutzutage! Jane ist nun mal vollbusig – genau wie Skye.”
    Genau wie Skye
? Diese Bemerkung nervte David, aber er kämpfte gegen den Impuls, mit den Zähnen zu knirschen.
    “Sie braucht diese Stützfunktion”, fuhr Burke fort. “Aber das will sie keinem dreckigen alten Gefängniswärter erklären.”
    “Ihre Frau kann keine kleinen Eingeständnisse an die Kleidungsvorschriften machen?”, fragte David.
    Burke starrte verkniffen auf seine Schuhe und antwortete nicht.
    David stützte die Ellenbogen auf den schmalen Sims vor sich. “Oder steckt da noch mehr dahinter?”
    “Zusammen zu sein, aber nicht zusammen sein zu können, ist schmerzlicher, als sich gar nicht zu sehen”, sagte er nach einer langen Pause. “Man möchte sich berühren, kann es aber nicht. Nicht richtig.” Er atmete tief durch. “Wie auch immer, jedes Mal, wenn sie herkam, musste sie sich einer demütigenden Durchsuchung unterziehen. Sie haben ihr absichtlich Angst gemacht. Haben sie davor gewarnt, dass sie kein Lösegeld zahlen würden, wenn jemand sie als Geisel nähme.” Er klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Kinn und verschränkte seine milchig weißen Finger über einem Knie. “Nach so einer Drohung möchte natürlich keine Frau wiederkommen. Was glauben Sie, wie sich die Mutter eines kleinen Kindes fühlt, wenn sie so was hört? Dass sie von einem dieser Tiere hier gekidnappt werden könnte, und keinen kümmert es?”
    Er grenzte sich ständig von den anderen Kriminellen ab. Das bestätigte David in dem, was er bisher immer vermutet hatte: Er sah die Realität verzerrt, war so von seiner eigenen Perspektive eingenommen, dass er die Wahrheit nicht erkannte. “Eine andere Verfahrensweise würde die Besucher in größere Gefahr bringen.”
    Burke wechselte erneut seine Position und stöhnte auf. “Aber wenn ihr irgendetwas passieren sollte, wer kümmert sich dann um unsere Tochter?”
    “Dann wartet Jane also auf Sie? Sie sind noch verheiratet?”
    Eine schmale Falte erschien auf seiner breiten Stirn, und David musste unwillkürlich denken, dass er genauso wenig nach einem Killer aussah wie Scott Peterson. “Natürlich. Ich habe Ihnen ja gesagt, dass sie nicht kommt, weil es eine Zumutung ist. Es ist unerträglich und zu peinlich. Sie hatte nie vorher mit einem Strafgefangenen zu tun. Und jetzt sitzt ihr Ehemann im Gefängnis!”
    “Die Schuld dafür kann man nur einer Person anlasten.”
    In Burkes Kiefer zuckte ein Muskel. “Es ist nicht der, den Sie im Sinn haben.”
    “Sie haben das Thema von selbst angesprochen.”
    “Ich will nicht von Vergangenem sprechen.” Burke räusperte sich. “Meine Frau weiß, dass Skye lügt. Jane glaubt mir.”
    David konnte sich gerade noch zurückhalten, um nicht den Kopf zu schütteln. Eine solche Treue erforderte wirklich unglaubliche Verdrängung. War sich Jane Burke nicht darüber im Klaren, in welche Gefahr sie sich begab? Wollte sie nicht alles tun, um ihre Tochter vor Kummer, wenn nicht sogar physischer Gewalt zu beschützen?
    “Sie sind verrückt, wenn Sie dieses Vertrauen missbrauchen”, murmelte er.
    “Ich werde es nicht missbrauchen.” Er klang so entschlossen, dass David ihm fast geglaubt hätte. Es war dieses unschuldig aussehende Gesicht, diese Ich-bin-nichtanders-als-du-Art. Das überzeugte praktisch jeden davon, dass er harmlos war. Aber David hatte jetzt genug von der Oliver-Burke-Show. Dieses Gespräch brachte ihn nicht weiter.
    Also erklärte er Burke, dass er ihn im Auge behalten würde, und legte den Hörer auf. Aber Burke klopfte gegen die Scheibe und brachte ihn so dazu, noch einmal zum Telefon zu
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