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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss
Autoren: M Bomm
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es auf Vibration zu stellen.
    Die vier Personen erschraken bis auf die
Knochen. Für Häberle war mit einem Schlag klar, dass es jetzt nur noch die
Flucht nach vorne gab. Während das Handy weiter dudelte, knipste er die Lampe
an, die er in der linken Hand hielt. Mit der rechten fingerte er in der
Innentasche seines Jacketts nach dem Gerät, um es zum Schweigen zu bringen. Er
drückte irgendeine Taste – und augenblicklich war die Melodie verstummt.
    Doch zu verlieren gab es jetzt ohnehin
nichts mehr. Der Lichtkegel der Lampe traf einen Mann, der nur noch zwei Meter
von ihnen entfernt stand und innehielt.
    »Tun Sie das verdammte Ding weg«, zischte
er mit gefährlichem Unterton. Es war Schweizerdeutsch mit amerikanischem
Akzent. Häberle erkannte den Mann sofort, Brobeil auch. Der Kerl von heute
Nachmittag, der Kerl aus der Kabine. George Armstrong.
    Häberle richtete den Strahl an die Wand,
um den Mann nicht länger zu blenden. »Welche Überraschung«, versuchte er mit
einigermaßen fester Stimme zu sagen, »dann brauchen wir uns ja nicht
vorzustellen.«
    »Ganz schön frech«, antwortete Armstrong
und griff langsam in die rechte Tasche seiner schwarzen Jacke. Häberle ahnte,
was geschehen würde. »Sie gehen jetzt mal gefälligst ein paar Schritte zurück«,
befahl der Fremde und brachte eine kleine schwarze Pistole zum Vorschein. Ellen
entfuhr ein Laut des Entsetzens, während Blühm und Brobeil wie versteinert
standen. Der Kommissar überlegte für einen Moment, ob er eine Chance haben
würde, den Kerl mit einem Angriff zu überraschen. Aber das wäre ein viel zu
risikoreiches Unternehmen. Außerdem standen sie sich ungünstig gegenüber.
Häberle ging deshalb zwei, drei Schritte weiter den Gang hinab und deutete seinen
drei Begleitern an, dies auch zu tun.
    Der Fremde griff nach einem Lichtschalter,
der sich neben einer der Türen befand – und augenblicklich zuckten die
Neonröhren und tauchten den gesamten Gang in ein gleißendes Licht. Der
Kommissar löschte seine Taschenlampe und steckte sie in die Jackentasche
zurück.
     
    Linkohr war wie elektrisiert. Häberle hatte offenbar das Gespräch
angenommen, aber sich nicht gemeldet. Das Gerät schien in seiner Jacke zu
stecken, denn die Stimme, die zu hören war, klang dumpf. »Und Sie glauben, wenn
Sie uns hier abknallen, dass niemand davon erfährt?« Das war Häberle,
eindeutig. Linkohr presste sich den Hörer fest ans Ohr und starrte entsetzt zum
beleuchteten Ödenturm hinüber. Dann hörte er die sonore Stimme Häberles wieder:
»Ich bin zwar inoffiziell hier, okay, aber wenn Sie uns hier beseitigen, wird
sich das kaum unter den Teppich kehren lassen.«
    Der junge Kriminalist lauschte
konzentriert. Tausend Gedanken jagten ihm durch den Kopf. Wo war Häberle?
Verdammt, ärgerte sich Linkohr, hätte er sich doch genauer darüber informiert,
um welche Adressen es sich in Lugano handelte. Wen konnte er jetzt alarmieren?
Durfte er das überhaupt? Eindeutig, Häberle war in Gefahr, vermutlich in einen
Hinterhalt gelockt.
    Dann die Stimme eines anderen Mannes, nur
schwer hörbar, noch dumpfer, weiter entfernt: »Wer sagt denn, dass ich Sie
beseitigen will?« Es klang, als hielten sie sich in einem größeren Raum oder in
einem Treppenhaus auf.
    Linkohr spürte, wie sein Puls zu rasen
begann. Ihm waren die Hände gebunden. Sollte er über Notruf seine Kollegen
verständigen, die dann Kontakt mit den Behörden in Lugano aufnehmen würden?
Aber was sollte er sagen? Außerdem wollte er dem Gespräch der beiden Männer
lauschen. Vieleicht ergaben sich daraus Hinweise. Die unbekannte Stimme fuhr
fort: »Wenn wir Sie hätten beseitigen wollen, hätten wir dies elegant lösen
können, glauben Sie mir das. Nein, Sie verlassen dieses schöne Land noch heute
Nacht – und werden alles vergessen, was Sie erschnüffelt haben.«
    Linkohr war für eine Sekunde erleichtert.
Jetzt war ihm aufgefallen, dass der Mann Schweizerdeutsch mit englischem Akzent
sprach. Der junge Kriminalist ließ sich in seinen Sessel sinken. Irgendwie
hatte er das Gefühl, dass die Gefahr noch nicht vorbei war. Alles deutete darauf
hin, dass Häberle etwas gesehen und ermittelt hatte, das niemals an die
Öffentlichkeit dringen durfte.
    Wieder dessen sonore Stimme: »Dann liegen
wir mit unseren Vermutungen gar nicht so falsch, dass hier …« Der Fremde fiel
ihm überlegen und jetzt deutlich lauter ins Wort: »… dass hier Forschung im
Interesse der internationalen Sicherheit und für den Kampf gegen
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