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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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extrem, wie nie zuvor gewesen war, hatte
schlagartig nachgelassen. »Vielleicht hat Ihr heutiger Artikel dazu beigetragen«,
mutmaßte sie. Sander fühlte sich zwar geschmeichelt, doch wollte er nicht so
recht an diese Theorie glauben.
    »Und jetzt hören Sie ihn überhaupt nicht
mehr?«, fragte er nach.
    »Wie abgeschaltet ist es. Das wird die
erste Nacht seit langem, in der ich wieder schlafen kann«, meinte sie.
    Sander lächelte seiner Partnerin zu, die
gespannt dem Fortgang des Gesprächs lauschte.
    »Wenn das nächste Woche auch noch so ist,
schreib ich wieder einen Artikel«, versprach er. Sein Grundsatz war es, nicht
jede Neuigkeit, die wie eine Sensation erschien, sofort in die Welt
hinauszuposaunen. Das taten andere. Er wollte zuerst Beweise und fundierte
Argumente. Nichts war peinlicher, als über etwas groß zu berichten und es schon
kurze Zeit später wieder zurücknehmen zu müssen.
    Er bedankte sich bei Lilo Neumann für den
Hinweis und bat sie, Mitte nächster Woche wieder anzurufen. Dann drückte er den
Aus-Knopf des mobilen Telefonteils.
    »Alles vorbei?«, fragte Doris gespannt.
    »Sieht so aus«, bestätigte Sander und
legte das Telefon neben sein Rotweinglas. Draußen im Garten brannten die
Scheinwerfer und strahlten Sträucher und Bäume von unten an – eine Atmosphäre,
wie in einem Hotelgarten.
    »Dann waren die einen Tag zu früh dran«,
konstatierte die überaus schlanke Frau.
    »Und der Häberle zu spät«, meinte Sander,
der von dessen Wochenend-Ausfahrt erfahren hatte.
     
    Brobeil war näher gekommen, nachdem er gehört hatte, dass sich
Häberle mit den beiden Personen normal unterhielt. Das ließ auf keine
Feindseligkeit schließen.
    »Menschenskind, was machen denn Sie da?«,
entfuhr es dem Theologen, als er den weißen Vollbart seines Gegenübers in der
Dunkelheit sich abheben sah.
    Der Angesprochene seufzte. »Entschuldigen
Sie das mit gestern«, erwiderte Bruno Blühm, »war eine Panikreaktion. Ich
wollte hier unerkannt bleiben. Als Aussteiger, so sagt man doch.«
    »Und das ist Ellen!«, staunte Brobeil, als
er die Frau musterte. »Ich werd verrückt. Ihr beide hier? Da versteh ich aber
die Welt nicht mehr.«
    Die Frau schwieg.
    Häberle wollte sich nicht lange mit
Vorreden aufhalten. »Das lässt sich alles in gemütlicherer Runde klären. Viel
mehr würde mich interessieren, was Sie hier suchen.« Sein Tonfall wurde
amtlich.
    »Sind Sie denn dienstlich hier?«, fragte
Blühm süffisant.
    Der Kriminalist wollte jetzt mit offenen
Karten spielen. »Nein. Und um es deutlich zu sagen, Herr Blühm: Wenn Sie mit
dem, was Ihnen daheim angedichtet und angehängt wird, nichts zu tun haben – was
ich inzwischen sogar glaube –, dann würde es Sinn machen, mit uns
zusammenzuarbeiten. Also«, er wartete gleich gar keine Antwort ab, »warum
schleichen Sie hier rum?«
    Inzwischen sprachen sie lauter, weil sie
sich ziemlich sicher waren, dass sich in dem Gebäude niemand aufhielt.
    »Wahrscheinlich dasselbe, wie Sie«,
erklärte Blühm, »wir sind in Sorge, dass hier mit Menschenleben experimentiert
wird. Bezeichnen Sie uns als eine Art Friedensinitiative. Ja, so könnte man das
sehen.«
    »Zuerst selbst mitgemischt – und dann die
Folgen erkannt. Seh ich das richtig?«, brachte es Häberle auf den Punkt.
    »Wenn’s mehr, wie uns gäbe, wären der
Menschheit viele schreckliche Waffen erspart geblieben«, mischte sich jetzt
Ellen ein. »Man muss den Mut haben, auszusteigen, wenn man es moralisch nicht
mehr verantworten kann.« Sie schien sich rechtfertigen zu wollen.
    »Dann schau’n wir uns doch mal an, was
sich hier drin abspielt«, sagte Häberle energisch und deutete auf das Gebäude.
    »Sie wollen einbrechen?«, staunte Blühm.
    »Was hätten Sie denn getan?«, fragte der
Kommissar zurück.
    »Wir wollten nur mal beobachten, aber
nachdem alles dunkel ist, sind wir näher ran«, erklärte der ausgestiegene
Physiker und blickte in Häberles Gesicht: »Und was schlagen Sie nun vor?«
    Der Kriminalist zögerte. Der nächste
Schritt konnte ihn endgültig seinen Job kosten. »Gibt’s ein Kellerfenster,
einen Lichtschacht?«
    »Da drüben neben der Hintertür«, erklärte
Blühm und deutete auf jene Stelle, an der er sich bereits mit seiner
Begleiterin zu schaffen gemacht hatte. Der Kommissar war mit vier Schritten
dort. Er kramte aus der Jackentasche eine dünne Taschenlampe hervor und
leuchtete durch den Gitterrost in den Lichtschacht hinab. »Ist gesichert«,
stellte er fest, »von unten

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