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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede
Autoren: Markus Heitz
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steckten in robusten Handschuhen. Rechts hielt er das Schwert, links den Umhang.
    Als Antwort unternahm der Kensustrianer einen Ausfall, stach waagrecht nach vorn, und während der Ritter den Angriff parierte, flog der Umhang heran und verdeckte ihm einen Wimpernschlag lang die Sicht.
    Diese Zeit genügte dem Gegner, ein weiteres Mal zuzuschlagen.
    Tokaro hörte die Schneide heran surren, bekam den Arm jedoch nicht mehr schnell genug nach oben und erhielt einen schmerzhaften Treffer auf die Schulter. Die Panzerung hielt die Klinge davon ab, sich in seine Knochen und sein Fleisch zu schneiden, aber der Aufprall zwang ihn zur Seite und kurz in die Knie. Ein heißes Stechen lähmte seine Schulter und machte den Arm taub. Damit nicht genug.
    Der Kensustrianer hatte damit gerechnet, dass Tokaro zur Seite taumelte, und den Umhang so ausgelegt, dass er mit einem Fuß darauf stand. Kaum geschah dies, zog er an und brachte ihn aus dem Gleichgewicht.
    Stolpernd wankte der Ritter rückwärts, und setzte gnadenlos nach. Dieses Mal zielte er auf den Hals. Er hielt sich nicht lange damit auf, den Feind zu verletzen.
    Mühsam gelang es Tokaro, die Schneide ein weiteres Mal aus ihrer Bahn zu lenken, dafür durchbohrte die Spitze die Rüstung und stach in sein Schlüsselbein. Fluchend schlug er von unten gegen die Klinge, die klirrend zu einem Drittel abbrach.
    Der Kensustrianer zog sich zwei Schritte zurück und lauerte. Jetzt sollte der Fremde angreifen. Tokaro hatte längst verstanden, welchen Nachteil er besaß. Die Rüstung war von den besten Schmieden Ulldarts angefertigt worden und erlaubte eine enorme Beweglichkeit. Ein Nackter aber war eben noch beweglicher.
    Da er vor den Kriegern nicht wie ein Hasenherz wirken wollte, drang er auf den Kensustrianer ein, obwohl er wusste, dass seinen Schlägen in einem direkten Angriff kein Erfolg vergönnt sein würde. Eine Finte musste her.
    Also tat er bald so, als sei er bereits müde, und verringerte die Geschwindigkeit seiner Angriffe mit jedem Hieb. Er torkelte absichtlich, um den Krieger glauben zu machen, die Zeit in der Zelle habe ihn träge gemacht.
    Als der Kensustrianer den Kniff mit dem Umhang ein zweites Mal versuchte und eben mit aller Kraft am Kragen zog, hob Tokaro den Fuß und gab dem Tuch unvermittelt die Freiheit wieder. Der Krieger geriet durch seinen eigenen Schwung ins Trudeln.
    Blitzartig schlug Tokaro zu und zerschnitt den Stoff, sodass ein armseliger Fetzen zwischen den Fingern des Feindes verblieb. Ungeachtet des Gewichts seiner Rüstung sprang er vorwärts, das Schwert am langen Arm nach vorn gereckt.
    Sein nicht eben ungefährlicher Plan ging auf, doch er geriet selbst ins Straucheln. Die Schneide drang unterhalb des Knies in den Unterschenkel ein und schnitt eine rote Linie bis zum Innenknöchel. Aufstöhnend fiel der Kensustrianer zu Boden. Tokaros Angriff hatte ihn regelrecht eine Scheibe Fleisch gekostet, und aus der großen Wunde sprudelte das Blut unaufhaltsam hervor. Ihr beider Kampfwille war groß. Sie rappelten sich auf, ungeachtet ihrer Verletzungen und Schmerzen, denn wer am Boden lag, besaß kaum die Möglichkeit, sich zu wehren. Sie stemmten sich in die Höhe, standen gleichzeitig mehr oder weniger sicher auf den Beinen.
    Tokaro hätte einfach warten können, bis alles Blut aus dem Kensustrianer gelaufen war, aber er dachte gar nicht daran, den Sieg auf unehrenhafte Weise zu erringen. Andererseits war es nicht wirklich ehrenhaft, einen schwer verletzten Feind anzugreifen.
    »Priester, fragt ihn, ob er aufgeben möchte«, unterbreitete er ihm den Vorschlag. »Ihr seid .. «
    Der Kensustrianer trat humpelnd nach vorn und schlug nach ihm, doch Tokaro wehrte den Hieb ab und rammte ihm den gepanzerten Ellbogen ins Gesicht. Roter Lebenssaft rann aus dem klaffenden Riss auf dem Nasenrücken, der Krieger stürzte ein zweites Mal auf die Steine.
    »Ich frage Euch noch einmal: Wollt Ihr aufgeben?« Tokaro näherte sich und stellte sich auf die Klinge, damit der Kensustrianer sie nicht hob und ihm ins Bein stach. Die Spitze seiner eigenen Waffe zielte auf die schweißbedeckte Kehle des Feindes.
    Dessen Lider flatterten, der Kopf sank abrupt nach hinten, und aufstöhnend verlor er das Bewusstsein.
    »Damit ist es wohl vorbei«, befand der Ritter und nahm den Fuß vom Schwert, drehte sich um. Das schabende Geräusch in seinem Rücken, das durch das Klappern der Rüstung beinahe übertönte worden wäre, warnte ihn. Der Kensustrianer hatte sich ohnmächtig
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