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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede
Autoren: Markus Heitz
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verzeihen«, sagte sie glücklich, auch wenn er sich die Melancholie in ihren karamellfarbenen Augen nicht erklären konnte. Estra reckte den Kopf und küsste ihn auf den Mund, öffnete ihre Lippen
    leicht und verführte ihn zu mehr als nur einem freundschaftlichen Kuss. Seine Hand glitt unter ihr Gewand und spürte ihre weiche,
    samtene Haut. »Ist es gut, was wir tun?«
    Sie lächelte und erschauderte, als er ihre Kleidung von den Schultern streifte. »Was kann daran schlecht sein?«, erwiderte sie und erkannte, worin der wahre Grund für seine Unsicherheit bestand. »Du denkst an meine Mutter und Nerestro, habe ich Recht?« Sie schmiegte sich an ihn, das silberne Licht umschmeichelte sie. Als ihre Finger seinen Körper erkundeten, vergaß er alle Vorbehalte und ergab sich seinen Gefühlen.
    Sie liebten sich mehrmals hintereinander, stürmisch und zärtlich zugleich, gaben sich einander hin, bis sie erschöpft auf dem Bett lagen.
    Tokaro hielt sie in seinen Armen, sah sich mit ihr nach Ammtara gehen und dort ein Ordenshaus der Hohen Schwerter errichten, Bilder von Kindern blitzten auf. Er bekam die Zukunft, nach der sich sein Ziehvater Nerestro von Kuraschka immer mit Belkala gesehnt hatte. Ich werde Estra vor allem bewahren, was ihr schaden möchte, schwor er lautlos und sog den Duft der jungen Frau ein, roch an ihren Haaren und streichelte ihren Rücken. »Ich werde bleiben.«
    Er hatte das Gefühl, dass sich Eiswasser über ihn ergoss. »Was willst du tun ?« Er suchte ihren Blick, aber sie hatte die Augen geschlossen.
    »Ich bleibe. Ich habe es meiner Tante versprochen. Ich werde gutmachen, was Belkala angerichtet hat.«
    Estra klang verunsichert, als ob es nicht ihre freie Entscheidung!
    sei, und das spürte Tokaro ganz genau.
    »Deine Tante? Ich weiß, was gespielt wird! Sie zwingen dich, in Khömalin zu bleiben«, sagte er ihr auf den Kopf zu, und sie riss erschrocken die Lider auf. Verzweiflung lag in ihrem Blick. Und Angst. »Sie haben dir gedroht, mich zu töten, wenn du nicht bleibst«, schloss der Ritter wütend daraus.
    »Nein, ich möchte bleiben«, beschwichtigte sie seine aufsteigende Wut. »Es ist mein Wille.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Estra. Ich sehe deine Sorge. Sie schworen Pashtak, dass sie dir kein Haar krümmen werden. Wenn sie Forderungen stellen können, dann nur auf diese Weise.« Aufgebracht sprang er aus dem Bett, hörte nicht auf das Ziehen in seiner Schulter, streifte sich die Kleider über und warf ihr Gewand auf die Laken. »Zieh dich an. Wir verlassen diese verlogenen, heimtückischen Bastarde. Angor schmettere die Stadt in Stücke!« Estra setzte sich auf. »Nein, sie werden dich .. « »Ha!«, machte er triumphierend. »Ich wusste es doch!« Er warf sich das Kettenhemd über, stieg in die Stiefel und schnallte sich den Brustharnisch um, die anderen Rüstungsteile ließ er zurück. Gegen die kensustrianischen Kämpfer brauchte er mehr Bewegungsfreiheit. Er war schon fertig, als Estra noch immer unentschlossen auf dem Bett lag. »Worauf wartest du ?«
    »Ich will dich nicht tot sehen«, sagte sie ernst. »Ich gehe nicht mit dir.« »Was wollen sie von dir?«
    »Das darf ich dir nicht sagen«, lehnte sie ab. »Geh und vergiss mich nicht. Wir sehen uns eines Tages sicher wieder, Tokaro. Bestelle Pashtak .. «
    »Vergessen? Estra, wir haben das Lager geteilt! Diese Nacht hat unsere Liebe besiegelt, und ich werde dich sicherlich nicht bei diesen Kreaturen lassen«, brauste er auf. Er streckte die gepanzerte Hand nach ihr aus. »Komm. Ich bringe dich fort von hier.«
    »Ich kann nicht!«, schrie sie ihn wütend an. »Du ignoranter Sturkopf von einem eingebildeten Ritter, begreife es! Sie werden dich töten und Ammtara vernichten lassen, sobald ich gehe!« Ihre Hände krallten sich in die Decke, und er hatte für einen Augenblick das Gefühl, dass ihr Gesicht sich veränderte, eine Spur animalischer, gefährlicher wirkte. »Ihre Götter wollen, dass ich bleibe.«
    »Ich beuge mich keinem ihrer Götter. Ich diene Angor«, hielt er trotzig dagegen, »und er beschützt mich. Mein Leben Angor und der Tod meinen Feinden.« Er küsste die Blutrinne der aldoreelischen Klinge. »Estra, vertraue mir.«
    Sie stieg mit enormer Geschwindigkeit aus dem Lager und stand nackt vor ihm, ihre Augen funkelten zornig. »Was nützt eine Flucht? Da stehst du mit der Selbstherrlichkeit und der Anmaßung meines Vaters, von der mir meine Mutter berichtete, und denkst nicht an die Folgen deiner
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