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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede
Autoren: Markus Heitz
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Handelssprache nach einem kurzen Blick auf die hageren Gesichter der Männer. »Wir brauchen keinen Beifang. Wer hat befohlen, sie mitzunehmen?«
    »Lasst mich sehen, ob ich Verwendung für sie habe, Dä'kay«, sagte eine rauchige Frauenstimme. »Ich habe Euch eine Stadt geschenkt. Zeigt Euch damit ein wenig erkenntlich.«
    »Damit?«, lachte der Tzulandrier. »Verhungerte Gestalten, Gebieterin?«
    Er machte ihr Platz, und Torben sah eine Frau in einem prachtvollen schwarzen Zobelmantel auf sie zukommen. Eine Pelzkappe schützte den Kopf vor der Kälte. Ihr Gesicht verbarg sie hinter einem schwarzen Schleier.
    Und je mehr sie sich näherte, desto kälter wurde es.
    Kontinent Ulldart, Ammtara, Königreich Türis, Winter im Jahr 1/2 Ulldrael des Gerechten (460/61 n.S.)
    Pashtak sah zu, wie ein Trupp aus Nimmersatten Seile um einen großen Steinblock legte und mit aller Kraft und allem Gewicht daran zog.
    Knirschend gab der Quader nach und bewegte sich Stück für Stück aus seiner Position; als er endlich herausbrach, stürzte die dazugehörige Mauer rumpelnd und staubend in sich zusammen.
    »Sehr gut«, lobte er die Arbeiter. »Ich rufe die anderen, und dann können wir die Steine wegschaffen. Aber gebt Acht, dass nicht mehr beschädigt wird.« Seine Augen richteten sich auf das Haus, das unmittelbar neben der eingefallenen Mauer stand. »Laut Plan darf das Gebäude stehen bleiben.«
    Die Nimmersatten nickten, und Pashtak lief los, um die Freiwilligen, die gerade nichts zu tun hatten, zur Baustelle zu führen.
    Der Winter war eine denkbar ungeeignete Jahreszeit für
    solche Unternehmungen. Der Frost in den Wänden machte das Abreißen noch schwieriger, weil sich entweder gar nichts
    bewegen ließ oder mehr abbrach, als es sollte.
    Darauf konnte Pashtak jedoch keine Rücksicht nehmen. Die Jahreswende rückte näher und somit auch das Ende des Aufschubs, den die Priesterkaste der Stadt gewährt hatte. Überall in Ammtara klopfte, hämmerte und krachte es. Was er in vielen Monaten, mitunter sogar Jahren mit aufgebaut hatte, rissen die Nimmersatten und andere kräftige Einwohner in wenigen Tagen ein. Besser, ein Teil verging, als dass nur schwarze Ruinen von den schönen Zeiten Ammtaras kündeten. Auf dem Marktplatz fand er zwei Dutzend erschöpfter Freiwilliger, die sich gerade bei Essen und heißen Getränken stärkten. Niemand murrte, als Pashtak erschien und sie zu ihrem nächsten Einsatz schickte. Sie wussten, worum es ging.
    Pashtak lief unterdessen ins Versammlungsgebäude, wo bereits seine Freunde auf ihn warteten. Die Stadt umzubauen bedeutete eine große Herausforderung. Ihr dazu einen neuen Namen zu geben stellte sich als beinahe genauso schwierig heraus.
    Derzeit gab es in der Versammlung der Wahren neun Vorschläge, und keines der Mitglieder wollte sich auf den Vorschlag eines anderen einlassen. Wieder einmal war er als Vorsitzender gefragt, um zu vermitteln oder, wenn es nicht half, ein Machtwort zu sprechen.
    Er öffnete die Tür mit viel Schwung. »Verzeiht, dass ich zu spät komme, aber .. « Pashtak stockte, weil er den kensustrianischen Priester neben seinem Stuhl stehen sah, und der Mann roch nach Ärger, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Kleidung nach zu urteilen gehörte er dem Kult Lakastras an. »Welch eine Überraschung«, sagte er und deutete eine Verbeugung an, dann ging er zu seinem Platz. »Mir wurde nicht gesagt, dass Ihr hier seid.« Er blickte in die Runde und bemerkte ausschließlich betretene Gesichter. Anscheinend hatte der Kensustrianer mit seinen Ausführungen bereits begonnen.
    »Ihr hättet es früh genug erfahren.« Er schaute den Vorsitzenden an. »Eure Stadt ist verloren.«
    Pashtak hatte gerade Platz genommen und sprang sofort mit einem Knurren in die Höhe, die kleinen Ohren legten sich an den Kopf. »Das müsst Ihr mir erklären«, grollte er und bemühte sich, die Zähne nicht drohend zu entblößen.
    »Der Ritter ist samt Eurer Inquisitorin geflohen. Die Abmachung wurde durch Belkalas Tochter gebrochen, und damit wird Ammtara von unseren Kriegern im Morgengrauen dem Erdboden gleich gemacht.« Er deutete aus dem Fenster. »Ihr habt die Nacht über noch Gelegenheit, die Einwohner entfernen zu lassen. Dann wird morgen niemandem etwas geschehen.«
    »Ich habe das Versprechen von Iunsa, dass die Stadt bis zum Jahreswechsel nicht angetastet wird«, entgegnete Pashtak knurrend.
    »Wenn Estra in den Mauern von Khömalin geblieben
    wäre«, ergänzte der Priester sofort.
    »Davon war
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