Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde
Autoren: David Lender
Vom Netzwerk:
zu hören gewesen. Danach hatte Daniel Goldman verlassen, um eine konkurrierende Öl-und-Gas-Abteilung bei der internationalen Investmentbank Ladoix Sayre & Cie Banque aufzubauen. Und kürzlich hatte Kovarik seinerseits eine kleine, aber feine Investmentbank gegründet, Kovarik & Co. Gerüchteweise hieß es, er sei bei Goldman vor die Tür gesetzt worden, weil er es mit dem Ellbogeneinsatz übertrieben hätte. Kovarik sagte: »Nein, nein, ich wollte dir nur noch mal gratulieren.«
    Du hinterlistige Ratte, was willst du?
Zwei Wochen lang hatte sich Daniel mit Kovarik und seinem Kunden in einem Konferenzraum einbunkern und bis zum letzten Blutstropfen verhandeln müssen. Er wartete.
    Kovarik fügte hinzu. »Eine Geste der Anerkennung. Du warst brillant.«
    Pause. »Danke.«
    Schweigen.
    »Tja, also«, sagte Kovarik. Er zögerte.
    Nun komm schon.
Daniels Magenaktivitäten hatten sich auf gemäßigtem Wirbelsturmniveau eingepegelt. Kovarik räusperte sich. Daniel versuchte noch immer zu ergründen, worum es hier eigentlich ging; denn dass Kovarik hinter der Maske seines Bostoner Aristokratencharmes nicht irgendetwas im Schilde führte, das war undenkbar. So wie er seinerzeit den guten alten Harvard-Kumpel herausgekehrt hatte, während er gleichzeitig schwer damit beschäftigt gewesen war, Angie anzubaggern, damals immerhin Daniels Verlobte, und obendrein Daniels Bemühungen zu hintertreiben, Partner bei Goldman zu werden.
Schätze, du brauchst mal einen kleinen Tritt in den Hintern.
»Na, hast du was auf dem Konferenztisch liegen lassen?«
    Kovarik lachte. »Nein, ehrlich gesagt, wollte ich nur mal erkunden, ob wir nicht eine Vereinbarung in einer kleinen geschäftlichen Angelegenheit treffen könnten.«
    Na, wer sagt’s denn
. »Klar. Was liegt an?«
    »Walt Dean von Houston Oil and Gas ist dir bekannt?«
    »Selbstverständlich.« Einer von Kovariks festen Kunden, einer, der immer vorgab, mit anderen Investmentbankern zu flirten, wenn er einen Auftrag zu vergeben hatte, und mehrere Angebote einholte, damit Kovarik ihn bei den Provisionen nicht übers Ohr haute.
    »Er hat ein hübsches Übernahmeprojekt an der Hand – Umfang etwa eine Milliarde Dollar, da liegt eine Provision von sechs Millionen drin. Meine Rechtsabteilung meint, ich hätte einen Interessenskonflikt in der Angelegenheit, und da habe ich überlegt, ob ich nicht dich ins Spiel bringen könnte.«
    Hüte dich vor Tschechen, die dir Geschenke machen wollen.
Kovarik tat so etwas sonst nie; eher würde er ein Geschäft in den Wind schießen, als Daniel davon profitieren zu lassen. Im Magen gurgelte es. »Das ist aber sehr gütig von dir, Bob. Wie genau sind die Konditionen?«
    »Die Besprechung mit Walt ist für nächste Woche in Houston angesetzt, am … Montag.«
    Die bedeutungsvolle Pause vor dem letzten Wort brachte den verräterischen Magen erneut ins Schlingern.
Worauf will er hinaus?
Dann kam ihm die Erleuchtung: die Saudis! Prinz Jassar würde in der kommenden Woche einen Tag lang in der Stadt weilen, um sich mit verschiedenen Investmentbankern über sein Akquisitionsprogramm zu unterhalten.
Er will herausfinden, ob ich mich auch um den Auftrag der Saudis bewerbe!
    »Danke, Bob, das ist wirklich nett von dir«, sagte er, während er in aller Eile überlegte.
Will ich ihm verraten, dass ich mit im Rennen bin? Und natürlich wird sich, falls ich hier anbeiße, sein Konflikt sofort in Luft auflösen.
    »Ist mir ein Vergnügen. Ich wüsste nicht, wen ich lieber empfehlen würde. Im Ernst, wie du das Dorchester-Geschäft gedeichselt hast, das war brillant.«
    »Nochmals danke, Bob.«
Jetzt reicht’s aber mit dem Quatsch
. »Ja, ich bin dir wirklich dankbar für das Angebot, aber ich werde nächste Woche in der Stadt sein, um die Saudis zu bearbeiten.« Daniel wartete die Reaktion ab.
    Eine lange Pause. »Ah, tja, dann mal viel Glück«, brachte Kovarik schließlich hervor.
    »Noch mal herzlichen Dank für das Angebot.«
    »Klar doch«, sagte Kovarik. »Na, dann bis zum nächsten Deal.«
    »Auf Wiedersehen, Bob.« Daniel konnte seinen Satz kaum beenden, so schnell hatte Kovarik aufgelegt.
Das sollte ihn ein bisschen aus dem Gleichgewicht bringen
. Dann aber machte er sich klar, dass er wahrscheinlich nichts weiter erreicht hatte, als zwei oder drei Nachwuchskräften aus Kovariks Truppe das Wochenende um den vierten Juli komplett zu versauen – Kovarik würde sie garantiertdazu verdonnern, Daniel Konkurrenz zu machen.
Es sind Leute wie du, Kovarik,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher