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Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Titel: Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!
Autoren: Andreas Altmann
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»Autonome Gebiet Tibet« überrannten und annektierten, nahmen sie 1,5 Millionen Quadratkilometer in Besitz, deren Infrastruktur der einer Bananenrepublik glich. Kaum Straßen, keine Krankenhäuser, keine nicht-religiösen Schulen, dafür Analphabetentum, hohe Kindersterblichkeit, Bettelarmut, Bonzen-Korruption und untereinander verfeindete Klöster. Das entschuldigt die chinesischen Barbareien in nichts, aber es wirft kein strahlendes Licht auf eine Weltanschauung, die angetreten ist, Eigenverantwortung zu lehren.
    Die Liste der Sünden, die im Namen Buddhas begangen wurden, wäre lang. Japan – oh, heiliger Zen-Buddhismus – könnte ein Bataillon strammer Mönche aufweisen, die gern und innig Schwert und Schießgewehr zückten. Im Zweiten Weltkrieg stand die buddhistische Führung resolut hinter Kaiser Hirohito – ebenfalls bekennender Anhänger der Lehre der Friedsamkeit – und bejubelte den größenwahnsinnigen Kriegstreiber.
    Wer durch Thailand reist, wird jeden dritten Tag in der Zeitung einen Bericht über randalierende Mönche in einem Puff lesen. Oder über einen Abt, der sich wieder einmal an der Klosterkasse vergriff. Oder über Drogen, die unterm Meditationskissen gefunden wurden. Oder über arbeitsscheue Sonnenanbeter, die sich als Jünger Buddhas verkleideten, um cool auf Betteltour zu gehen.
    Letztes (trauriges) Beispiel ist Sri Lanka, dessen bürgerkriegsähnlicher Konflikt 1983 zu lodern begann und erst vor einem knappen Jahr zu Ende ging. Die Mehrheit der (buddhistischen) Singhalesen gegen die Minderheit der (hinduistischen) Tamilen, die einen eigenen Staat forderten. Man konnte sich nur wundern über die Härte, mit der sich Ordensleute für ein schonungsloses Vorgehen gegen die Aufständischen aussprachen. Wie Generäle hetzten sie.
    Das zeigt: Auch der Buddhismus hat »schmutzige Hände«, schuldbeladene. Und trotzdem: Sein Schwarzbuch ist – im Vergleich – dünn, sehr dünn, seine Blutlachen noch überschaubar. Das hat wohl (auch) damit zu tun, dass in seinen Schriften kein Schlachtruf steht, der gellend zu Kreuzzügen, Heiligen Kriegen und anderen Schlächtereien antrieb. Nie gab es eine mörderische Inquisition, nie eine Conquista, nie »Hexen«-Verbrennungen, nie sollten »Ungläubige« mit Feuer und Schwert bekehrt werden, nie schrieb jemand eine Rechtfertigung für schwunghaften Sklavenhandel. Und entscheidend – damit fällt der Hauptschuldige aller in seinen Namen begangenen Verbrechen weg – kein »Gott« kommt im Buddhismus vor. Er ist vollendet gottlos, nichts »Heiliges« schwirrt durchs Universum. Buddha war nichts als irdisch, kein »Gottessohn eines Gottvaters«, nie »Prophet des Allgütigen«, keine Inkarnation »göttlicher Macht«, er war immer, immer nur Mensch. Wie beruhigend.
    Nota bene: Meine Kritik an den Monotheismen bezieht sich immer auf die Institutionen, die »Stellvertreter Gottes«, die Hochwürden und Muftis und Ayatollahs, ihre angemaßten »Gottesworte«, ihre als »heilig« angepriesenen Bücher. Immer randvoll mit Sprüchen des »Herrn«. Heißt der Herr nun Gott oder Allah. (Wie einleuchtend, dass Damen als Sprüchemacher bei den patriarchalischen Märchenerzählern nicht vorkommen. Eine reine Männerwirtschaft. Wenn uns wenigstens eine Frau erlösen würde. Das nur am Rande.)
    Der Verriss betrifft nicht, nicht grundsätzlich, die Christen und Moslems, die diesen beiden Religionen angehören. Darunter gibt es unzählige Männer und Frauen, die sich – vorbildlicher als mancher Buddhist – für das Wohl anderer einsetzen. Das irdische, wohlgemerkt. Die es dabei sogar schaffen, nicht mit brennenden Augen demjenigen, dem sie gerade helfen (und wäre er gottlos), von der Grandiosität ihrer Religion zu predigen. Sie tun, sie helfen, sie halten den Mund. Ich kenne viele von ihnen und ich war immer berührt von ihrer Wärme, ihrer Gastfreundschaft, ihrer Herzensbildung.
    Kurioserweise komme ich nie auf die Idee, anzunehmen, dass sie so sind, wie sie sind, weil sie dem einen oder dem anderen Glauben angehören. Den pflegen sie, in meinen Augen, als (unnötigen) Zierrat. Aber ihr gutes Herz haben sie, weil sie ein gutes Herz haben. Weil sie der Mensch sind, der sie sind. Sie handeln nicht als Christen gut, sondern als Stephanie oder Joe, nicht als Moslems, sondern als Aisha oder Bakr. Das wäre so, als verhielte sich ein »Ungläubiger« redlich, weil er ein Ungläubiger ist. Natürlich nicht. Er handelt, weil es ihn drängt, jemandem in Not
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