Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Kontaktes der Geschiedenen.
    Eine besondere emotionale Situation entsteht noch einmal, wenn der Expartner neu heiratet oder/und ein Kind bekommt, schlimmer noch das Kind, das er mit dem anderen nicht bekommen konnte oder wollte.
»Ich kann es nicht ertragen, dass sie jetzt mit dem neuen Kind auf heile Familie machen und meine Kinder an zweite Stelle kommen.«
»Als ich mit meiner Tochter ihr Kleid für die Hochzeit ihres Vaters ausgesucht habe, kamen alle Gefühle noch einmal hoch. Ich habe mich erneut so gedemütigt gefühlt wie Aschenputtel.«
»Die Neue erbt, und ich gehe leer aus.«
»Ich bin froh, dass sie jetzt auch geheiratet hat und versorgt ist. Das reduziert meine Schuldgefühle, da ich sie damals während ihrer Krebserkrankung verlassen habe.«
    Wie es Ihnen mit der Wieder-Heirat Ihres Ex ergehen wird, hängt von mehreren Faktoren ab:
    → ob Sie verlassen haben oder verlassen worden sind
    → ob die Wieder-Heirat sehr kurzfristig nach der Scheidung erfolgt oder später
    → wie verlässlich der Partner seine Elternrolle bisher eingenommen hat
    → wie die Kinder reagieren
    → wie zufrieden und materiell abgesichert Sie nach der Scheidung sind
    → ob Sie glücklich in einer Beziehung leben oder neu verheiratet sind
    → ob Ihr Ex-Partner die Frau, die er heiratet, schon während unserer Beziehung geliebt hat
    → wie Sie von der bevorstehenden oder gewesenen Hochzeit erfahren
    → …
    Die Wieder-Heirat des Ex-Partners bedeutet für den geschiedenen Partner und die gemeinsamen Kinder nochmals ein neue Herausforderung und Anpassungsleistung. Es kann sein, dass Sie plötzlich emotional aufgewühlt, wütend, eifersüchtig oder auch erleichtert sind. Möglicherweise ärgern Sie sich am meisten über Ihre eigene emotionale Reaktion, da Sie die Scheidung doch ganz gut verkraftet haben. Egal, ob Sie gegangen sind oder verlassen wurden, es wird Sie beschäftigen. Sollten Sie hin und wieder Fantasien gehabt haben, sich mit Ihrem Ex-Partner neu zu liieren, ist jetzt endgültig Schluss mit nostalgischen Gefühlen. Die Endgültigkeit der Trennung wird nochmals in aller Härte spürbar.
    EMPFEHLUNG:
    Sind Sie diejenige, die wieder heiratet, können Sie im Sinne einer weiteren kooperativen Elternschaft dafür sorgen, dass Ihr Ex und Ihre Kinder nicht so heftig oder ablehnend reagieren. So können Sie frühzeitig und persönlich Ihren Kindern und dem Vater Ihrer Kinder mitteilen, dass Sie heiraten werden. Sollten Sie nicht mehr direkt miteinander kommunizieren, können Sie das schriftlich oder persönlich mitteilen. Sie achtendamit die Gefühle Ihrer Kinder und Ihres Ex-Partners. Kinder wollen nicht gern ihr eingespieltes Leben verändern und können ablehnend auf die Wieder-Heirat reagieren, manchmal auch, um mit dem anderen Elternteil emotional solidarisch zu sein.
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5.3 Was treibt mich an, wo will ich hin?
    Mehr als die Vergangenheit
    interessiert mich die Zukunft,
    denn in ihr gedenke ich zu leben.
    Albert Einstein
    Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir unserem Leben noch einmal bewusst eine neue Richtung geben können, nicht nur, weil wir müssen, sondern weil wir es wollen. Dazu ist es wichtig herauszufinden, welche Lebensform jetzt zu uns passt:
    → Welches Leben wollen wir jetzt leben?
    → Hat sich unser Lebensmotto durch die Trennung verändert?
    → Auf welche vertrauten eigenen Anschauungen, Werte und Überzeugungen werden wir weiterhin bauen, auf welche wollen wir verzichten, welche sind neu dazugekommen?
    → Wie wollen wir künftig leben?
    Unser Wegweiser für unseren neuen Lebensentwurf kann nur unsere eigene Zielrichtung sein, nicht die der anderen oder die, welche » Lebensumstände « uns zuweisen. Auch » Lebensumstände « sind nicht statisch, sondern beeinflussbar. Das heißt nicht, dass alles machbar ist. Gestalten wir unseren Weg in Richtung unserer Ziele, werden wir erfahren, dass wir Entwicklungen in unserem Leben positiv beeinflussen können. Dazu brauchen wir die innere Entscheidung, vorwärts zu gehen, und ein Ziel, wohin wir wollen, denn wenn wir nicht wissen, wohin wir wollen, kommen wir irgendwo oder nirgendwo an. Toblermeint dazu: »Veränderung produktiv anzugehen, erfordert, dass Sie aktiv dazu beitragen, in positive neue Situationen zu gelangen. Dazu brauchen Sie einen Horizont, der Sie motiviert, vorwärts zu gehen, ein inneres Bild, wohin Sie gelangen wollen, was Ihnen entspricht.« (Tobler 2010)
    Innere Bilder haben eine besondere Kraft und beeinflussen unsere Gedanken