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Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)

Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)

Titel: Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)
Autoren: Simone Angela
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um das wilde Schlagen des Hauptsegels zu bändigen. Todesmutig klettern überall einzelne der Mannschaft in die grossen Strickleitern, über die sie von Deck bis hoch zur Spitze des Grossmastes hangeln können, und zurren in Windeseile die Segel wieder fest, wo sie drohen, aus ihren Halteösen zu gleiten.
    Hektische Betriebsamkeit herrscht an Deck. Die Seeleute haben alle Hände voll zu tun, das Schiff zu bändigen, das unter Vollsegel darauf giert, in die See hinauszuschiessen. Nur jeweils am Vorschiff und am Heck des Dreimasters steht ein einzelner Seemann, bewaffnet mit einer mächtigen Axt, die selbst diese kräftigen Gesellen nur mit aller Kraft und beidhändig führen können. Sie warten auf das Kommando ihres Kapitäns, mit einem einzigen Schlag die schweren Halteseile zu durchtrennen, die das Schiff am Ufer halten.
    Und über allem herrscht Ahab, ihr Kapitän. Seine Augen scheinen überall zugleich zu sein. Mit seiner dröhnenden Stimme, die selbst das Tosen des Windes in den Segeln noch übertönt, brüllt er seiner Mannschaft pausenlos Kommandos zu.
     
    *
     
    Die Kinder sind vollkommen überwältigt, als sie an Deck des Schiffes stehen und das Treiben um sie herum bestaunen. Das Heulen und Pfeiffen der geblähten Segel. Der Mut und die Kraft, mit der die Seeleute die Gewalten unter ihren Willen zwingen. Und über allem Ahab, der Kapitän. Inzwischen hat er sich auf dem Vorschiff postiert, um seine Mannschaft zu befehlen. Unwirklich, wie nicht von dieser Welt, nicht aus dieser Zeit, steht er breitbeinig und trotzt der See.
    Der Wind zersaust sein dunkles, fast schwarzes Haar und gibt ihm mit seinem dunklen Vollbart das verwegene, rauhe Aussehen des Seemannes, der schon den dunkelsten Stürmen auf allen sieben Weltmeeren furchtlos in´s Auge geschaut hat.
    Dabei verwehen die Rockschösse seines langen schwarzen Lodenmantels pausenlos im Wind und flattern um seine Knie.
    Während die beiden Mädchen nur langsam, wie durch einen Filter, der ihren Verstand vor Überlastung zu schützen sucht, die Eindrücke um sie herum im Einzelbildmodus scannen, bleibt selbst Philipp der Mund offen stehen, als ein weiterer Windstoss Ahabs Mantel bläht. Das rechte Hosenbein von Ahabs weiter Plunderhose ist hochgebunden, und darunter kommt deutlich ein plumpes, grob geschnitztes Holzbein zum Vorschein!
    Ahab trägt tatsächlich ein Holzbein! Keine Prothese, nicht etwas, was moderne Medizin einem Menschen zur Verfügung stellen kann, der ein Bein verliert. Nur dieses schwarz lackierte Stück Holz, das Ahab fest auf das Oberdeck abstützt und dessen oberes Ende in dem zugebundenen Hosenbein verschwindet. Irgendetwas regt sich in Philipps Unterbewusstsein, ohne sich jedoch realisieren zu können. Fasziniert starrt Philipp auf diese eindrucksvolle Gestalt dort am Bug des Schiffes, den Kapitän!
    „Jack! Klaus! Bindet sie endlich fest! Damit wir ablegen können! Wenn wir noch lange warten, ist die Santa Maria nur noch Treibholz!“ Ahabs mächtige Stimme dröhnt zu ihnen herüber.
    Erschrocken zucken die Kinder zusammen. „Festbinden?“ Lisa schaut in Panik zu Jack und Klaus. „Sind das doch Piraten? Die wollen uns entführen!“ durchzuckt es sie. Blitzschnell dreht Lisa sich um, von Deck dieses unheimlichen Schiffes zu fliehen. Im letzten Moment spürt sie, dass Klaus´ kraftvolle Hand sich um ihr Handgelenk schliesst. Laut schreit sie auf.
    „Halt! Nein, Kinder! Bleibt hier! Beruhigt Euch!“ Noch bevor die anderen beiden zur Flucht ansetzen können, hat Klaus auch Krissie mit eisernem Griff in den Arm genommen. Jack umschlingt Philipp von hinten mit beiden Armen, sodass auch der Junge sich nicht mehr regen kann. Gleichzeitig redet Jack weiter auf die Kinder ein.
    „Es ist nur zu Eurer Sicherheit! Wir tun Euch nichts! Ehrlich! Beruhigt Euch!“
    So von Klaus und Jack gepackt, bleibt den Dreien eh´ nichts anderes übrig, als Jack anzuhören. „Wenn wir ablegen, wird das eine rauhe Geschichte werden. Wir müssen einfach nur aufpassen, dass Euch nichts passiert! Oder Einer von Euch über Bord geht!“ Langsam lockert Jack seinen Griff um Philipp. “Okay?“
    „Ja, gut, okay!“ Murrend gibt Philipp bei. „Aber nur, wenn Du uns ehrlich sagst, was Ihr vorhabt!“ …
    „Gut, also kurz gesagt. Eure Eltern, die wollen wir am Mastbaum anbinden. Das muss einfach so sein! Weil…“ wieder gerät Jack ins Stocken. Warum muss er immer diese komplizierten Dinge erklären? Und dann auch noch so, dass es „kindgerecht“
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