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Traumtrunken

Traumtrunken

Titel: Traumtrunken
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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Wochen, hatte er gesagt.
    Atze erinnerte sich heute noch an Michaelas enttäuschtes Gesicht, als er ihr das beichten musste.
    Nur für ein paar Wochen! Ph! Daraus war mittlerweile ein Vierteljahr geworden und ein Ende nicht abzusehen.
    Der Alkohol machte ihn noch wütender. Aber auf wen? Auf seinen Chef? Auf Michaela? Auf sich selbst?
    Insgeheim spielte er mit dem Gedanken, den Job aufzugeben und sich wieder etwas in München zu suchen.
    Vielleicht machte ihn das so ärgerlich. Er wollte das eigentlich nicht.
    Sicher, er könnte wieder in einer Werkstatt arbeiten. Immerhin besser als Möbelschlepper.
    Aber er liebte doch die Fahrten ins Ausland. Atze spürte Tränen und drückte sich Daumen und Mittelfinger gegen das Nasenbein. Er sah auf.
    Der Typ hinter der Bar schenkte Bier ein. Die Asche an der Zigarette in seinem Mund wurde bedrohlich länger und Atze befürchtete, dass sie gleich in einem der Gläser landen würde.
    Ein kleines Mädchen betrat mit einer Frau den Raum durch die Hintertür und kam zur Bar gelaufen. „Gute Nacht, Opa.“
    Der Typ nahm die Zigarette aus dem Mund, legte sie auf den Aschenbecher am Tresen und blies den Rauch aus.
    Dann nahm er die Kleine auf den Arm und küsste sie. „Gute Nacht, mein Schatz!“
    Das Kind lief zu der Frau zurück, die vor der Tür zum Rückgebäude gewartet hatte. Sie wirkte ungewöhnlich attraktiv für einen Laden wie diesen.
    Atze drückte seine Zigarette neben der von dem Alten aus. So konnte es nicht bleiben, dachte er. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie seine Gedanken tagsüber um Michaela kreisten. Er war nicht bei der Sache. Und das war nicht gut.
    Sie mussten sich etwas einfallen lassen. So quälten sie sich jedenfalls beide. Und vor allem musste er langsam mit dem Trinken aufhören!
    Als er gezahlt hatte und gehen wollte, kam die Frau zurück und Atze verharrte noch einen Moment.
    Ein paar Männer an den Tischen riefen sie zu sich und sie unterhielt sich kurz mit ihnen.
    Atze beobachtete, wie einer der Kerle ihr auf den Hintern schlug. Ein anderer hielt ihre Hand fest. Atze hörte, wie er sich beschwerte, als sie sie fortzog und gehen wollte.
    Sie kam geradewegs auf die Bar zugelaufen, gab dem Alten ein Zeichen, setzte sich und schlug ein Bein über das andere.
    „Darf ich?“, fragte sie Atze und griff nach seinen Zigaretten.
    Bevor er antworten konnte, hatte sie sich eine aus der Packung gezogen.
    Als sie ihr Getränk bekam, blickte sie noch einmal zu Atze hinüber und musterte ihn.
    Er hatte sie die ganze Zeit angestarrt. Jetzt fühlte er sich von unten bis oben durchsichtig und das erregte ihn. Er begann zu flirten.
    Die Frau, die vermutlich etwas älter war als er, trank ihr Glas aus und stellte es weg. Dann stand sie auf und bot Atze an, mit ihr zu kommen.
     
    Sie liefen durch einen Gang zum Treppenhaus. Im ersten Stock schloss sie eine Tür auf.
    Atzes Atem beschleunigte sich, als er sah, dass sie eine diffuse Lampe einschaltete, bevor sie die Tür hinter ihm schloss. Dann setzte sie sich auf das Bett und begann damit, Schuhe, Hose und ihre Bluse auszuziehen.
    Zurück blieb schwarze Unterwäsche, die ihre Brust nur halb bedeckte. Speichel sammelte sich in Atzes Mund. Er merkte, wie sein Glied steif wurde.
    Sie lehnte sich zurück, stellte ein Bein auf das Bett, bis ein Spalt in ihrem Höschen sichtbar wurde. Dorthin legte sie ihre rechte Hand.
    Ihre Linke fuhr an der Innenseite ihres Schenkels entlang, hinauf zu ihrem Busen und zeigte schließlich zum Nachttisch hinüber, auf dem eine Schale stand. „Erst das Finanzielle, dann das Vergnügen.“
    Für einen Moment schloss sie die Augen und Atze erwachte aus seinem Trancezustand. Scheiße, scheiße! Was machte er eigentlich hier? Hatte er geglaubt, sie würde sich ernsthaft für ihn interessieren?
     
    ***

Sie hielt die gelbe Broschüre mit den vielen Angeboten in den Händen. - Zeichnen und Malen. Künstlerisches Gestalten. Textiles Gestalten. Fotografie. - Mit einem Ruck klappte Michaela das Heftchen zu. Klatschend traf es auf der Tischplatte auf.
    Doris hatte sie auf die Idee gebracht! Sie brauchte kein Hobby. Sie brauchte keine Beschäftigungstherapie!
    Was sie brauchte, war ein Kind!
    Michaela stemmte die Hände auf ihre Oberschenkel, drückte sich schwungvoll nach oben und lief aufgeregt zum Fenster. Einen Moment starrte sie vor sich hin.
    Dann ging sie zum Sofa zurück, setzte sich aber nicht.
    Sie würde sich nicht mehr so allein fühlen, wenn Atze nicht da war. Natürlich! Das war
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