Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)

Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
Autoren: Pia Engström
Vom Netzwerk:
streng geschnitten, mit kantigem Kinn und kühn geschwungener Nase – hatte eindeutig etwas Aristokratisches an sich.
    Und dann diese Augen …
    Sie wusste nicht, wie ihr geschah. Als sie seinem Blick begegnete, fühlte sie sich wie in einen Bann gezogen. Sie waren von einem so hellen Grau, dass Filippa an den wolkenverhangenen Himmel über der Ostsee denken musste. Sekundenlang konnte sie nichts anderes tun, als ihn anzustarren – erst dann merkte sie, dass seine Begleiterin wieder das Wort ergriffen hatte.
    „Ich verstehe nicht, wie du das so einfach durchgehen lassen kannst“, empörte sie sich und strich den absolut tadellosen Stoff ihres lindgrünen Etuikleids glatt, das ihren ätherischen Teint unterstrich. Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass es von einem Designerlabel stammte und vermutlich, ebenso wie ihre eleganten High Heels, die Lederhandtasche und der farblich genau auf das Kleid abgestimmte Mantel, ein kleines Vermögen gekostet hatte.
    Mit einem Anflug von Ironie kam Filippa der Gedanke, dass ihr Vater sich eine solche Frau zur Tochter gewünscht hätte. Sie entsprach viel eher seinen Vorstellungen als Filippa selbst. Vermutlich würde sie mit Freuden einen der Kandidaten heiraten, die Gunnar Vinterdahl-Norrholm für seine Tochter auswählte, sofern er ihr nur weiterhin den gewohnten Lebensstil finanzieren konnte …
    Rasch schob sie diese absurden Überlegungen beiseite. Jetzt war nicht der richtige Moment, sich mit ihren privaten Problemen zu befassen.
    „Es tut mir wirklich außerordentlich leid“, wandte sie sich direkt an ihren Passagier und ignorierte die Begleiterin dabei geflissentlich. „Ich habe Sie für den Schlagzeuger unserer Schiffskapelle gehalten, weil Sie dieses Ding …“ Sie deutete mit einem Kopfnicken auf die riesige Hutschachtel und blickte dann wieder den Gast an. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, das Filippa einen Moment lang aus dem Konzept brachte. Schließlich rief sie sich zur Ordnung. „
Förlåt
. Ich habe mich wie eine Furie aufgeführt – wenn es irgendetwas gibt, womit ich diesen Fauxpas wiedergutmachen kann …“
    Er winkte ab. Wieder zogen seine strahlenden hellgrauen Augen sie in den Bann – doch ein wenig ärgerte sie sich auch über ihn. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, das Missverständnis aufzuklären, ehe es derart peinlich für sie wurde, doch er hatte es nicht getan. Stattdessen hatte er tatenlos mit angesehen, wie sie sich mit jedem Wort immer tiefer und tiefer in den Schlamassel ritt. Von einem Gentleman konnte man wirklich etwas anderes erwarten – oder etwa nicht?
    „Es ist alles in Ordnung.“ Als er nun wieder lächelte, verflog ihr Unmut sogleich, und sie spürte, wie ihr Herz anfing, Purzelbäume zu schlagen. Nanu? Was hatte das schon wieder zu bedeuten? „Niemandem ist ein Leid geschehen, ich finde, wir sollten die Sache einfach auf sich beruhen lassen – nicht wahr, Emilia? Das siehst du doch auch so?“
    Seine Begleiterin warf ihm einen verärgerten Blick zu, zog es aber vor, zu schweigen.
    „Ich …
Tack så mycket“
, stieß Filippa heiser hervor. Sie war noch immer irritiert darüber, mit welcher Heftigkeit sie auf diesen fremden Mann reagierte. „Wenn es im Verlauf Ihrer Reise irgendetwas gibt, was ich für Sie tun kann, fragen Sie bitte nach mir. Mein Name ist Vinterdahl. Filippa Vinterdahl.“
    Er wollte gerade etwas erwidern, als seine Begleiterin, die er Emilia genannt hatte, ihn am Arm ergriff. „Komm, wir gehen!“, sagte sie und zerrte ihn in Richtung Check-in-Desk.
    Filippa runzelte die Stirn. Täuschte sie sich, oder zeichnete sich da ein Anflug von Bedauern in seiner Miene ab?
    Ehe sie den Check-in erreichten, drehte er sich noch einmal um. „Ich hoffe, Sie finden Ihren vermissten Musiker.“ Er zwinkerte ihr zu.
    Hastig wandte Filippa sich ab. Auf keinen Fall sollte er sehen, welchen Aufruhr er in ihr hervorrief.
    Am späten Nachmittag lief die
Midsommarsolen
trotz kleinerer und größerer Katastrophen pünktlich aus dem Hafen von Göteborg aus.
    Der vermisste Schlagzeuger war schlussendlich doch noch eingetroffen. Er hatte sich von Filippa eine Strafpredigt anhören können, die er wohl zeit seines Lebens nicht vergessen würde. Natürlich hatte er diese Zurechtweisung mehr als verdient, wenngleich Filippa sich auch eingestehen musste, dass ein Teil ihres Ärgers auch diesem anderen Mann galt. Sein Name war Erik Andersson, und er reiste in Begleitung seiner Stiefschwester. Das wusste sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher