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Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)

Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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dies mehr als elf Jahre lang der Fall gewesen. Doch dann hatte sich alles geändert. Und dafür trug kein Außenstehender die Verantwortung, sondern eine Person aus dem innersten Kreis des Unternehmens.
    Bitterkeit stieg in Erik auf, als er an das letzte Gespräch mit Henk dachte. Bitterkeit und ein vollkommen irrationales Schuldgefühl, das objektiv betrachtet jeder Grundlage entbehrte.
    Es hatte eine lautstarke Auseinandersetzung mit seinem Partner Henk gegeben, die trotz verschlossener Türen keinem der anwesenden Mitarbeiter entgangen war. Erik erinnerte sich noch genau an die erschrockene Miene von Henks Sekretärin, als ihr Chef schimpfend und fluchend durch das Vorzimmer und aus dem Firmengebäude gestürmt war.
    Seit diesem Tag waren die früheren Freunde und Geschäftspartner geschiedene Leute gewesen. Alle weiteren Gespräche und Verhandlungen führten sie ausschließlich über ihre Anwälte. Erik sah Henk einige Monate später noch einmal ganz zufällig in einer Bar, wo er volltrunken den Barkeeper anpöbelte, der sich weigerte, ihm einen weiteren Drink einzuschenken.
    Damals hatte er sich, angewidert vom Verhalten seines ehemaligen Partners, abgewandt. Hätte er geahnt, dass Henk zu diesem Zeitpunkt schon längst keinen anderen Ausweg mehr sah, als sich das Leben zu nehmen …
    Rasch verdrängte er den Gedanken. Doch er wusste auch, dass er der Erinnerung nicht auf Dauer entfliehen konnte. Er brauchte bloß Emilia anzublicken und den stummen Vorwurf in ihren Augen zu lesen, und alles kehrte mit einem Schlag zurück. Sie war ein lebendes, atmendes Mahnmal seiner Schuld.
    Wie von selbst drehte er sich, ehe er auf die lange Gangway trat, noch einmal nach ihr um. Er unterdrückte ein Seufzen, als er ihre mürrische Miene bemerkte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, sie auf diese Reise mitzunehmen. Schon zu Hause kamen sie nicht besonders gut miteinander aus. Doch in dem geräumigen, zweigeschossigen Penthouse in Stockholm konnten Emilia und er einander zumindest aus dem Weg gehen – an Bord eines Kreuzfahrtschiffes war dies selbst in den großen Luxussuiten nicht immer möglich.
    Er ließ Emilia nicht für sich arbeiten und bei sich wohnen, weil er sie besonders ins Herz geschlossen hätte. Sie waren zwei grundverschiedene Charaktere, die naturgemäß immer wieder aneinandergerieten, und offen gestanden mochte er sie nicht einmal sonderlich. Er gab sich nur deswegen mit ihr ab, um zumindest einen kleinen Teil der Schuld abzutragen, die er auf sich geladen hatte. Mit Leichtigkeit hätte er sie in Stockholm zurücklassen oder zumindest eine eigene Einzelkabine für sie buchen können, aber er betrachtete es als eine Art Buße, genau dies nicht zu tun. Außerdem …
    „Da sind Sie ja endlich!“
    Erik blinzelte irritiert. Er war gerade von der Gangway getreten, als sich ein Mädchen mit hellblonden Locken vor ihm aufbaute und ihn ärgerlich anfunkelte. Nein, kein Mädchen, korrigierte er sich sogleich, eine junge Frau in Crewuniform. Das Namensschild am Revers wies sie als Filippa Vinterdahl, Chefhostess, aus. Und sie war ganz eindeutig wütend auf ihn – aber warum?
    Er war viel zu überrumpelt, um irgendetwas zu sagen, als sie ihn am Ärmel seiner Lederjacke packte und mit sich zog. Etwas abseits der Rezeption blieb sie stehen und bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. „Wissen Sie eigentlich, was Sie beinahe angerichtet hätten? Um Himmels willen, wir legen in weniger als zwei Stunden ab, ist Ihnen das überhaupt klar?“
    Eine Verwechslung. Anders konnte Erik es sich nicht erklären. Sie hielt ihn offenbar für jemand anderen. Er wusste, eigentlich wäre es seine Pflicht als Gentleman gewesen, die Sache aufzuklären, doch er konnte es einfach nicht. Dazu war sie in ihrer Wut einfach zu hinreißend. Und so beschloss er, das Spielchen noch eine Weile mitzuspielen.
    So unauffällig wie möglich musterte er sie einen Moment lang. Ihre Augen, die von einem ungewöhnlichen Veilchenblau waren, blitzten, und ihre geröteten Wangen hoben sich deutlich von der sonst sehr hellen, fast schon durchscheinenden Haut ab. Entzückt stellte er fest, dass sie Sommersprossen hatte. Es überraschte ihn selbst, dass er sich dafür so begeisterte. Die Frauen, mit denen er beruflich oft zu tun hatte, waren sich alle ähnlich: groß, schlank und elegant, so als seien sie geradewegs einem Modekatalog entstiegen. Filippa Vinterdahl hingegen war vollkommen anders – und dadurch nur umso anziehender für ihn.
    „Sagen Sie
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